Er will so reingerutscht sein in Verschwörung und Putschpläne, bekam angeblich Zweifel, fragte den Rädelsführern zu viel, so stellt es Ralf S dar. Und als es darum geht, was damals, in den Jahren 2020, 2021 und 2022, alles in der Reichsbürger- und Querdenker-Szene und auf dem Telegram-Kanal „Q7“ kursierte – etwa dass Geimpfte ansteckend sein könnten, dass Kinder im Untergrund missbraucht und getötet würden, um aus ihrem Blut ein Unsterblichkeitsserum für geheime globale Eliten herzustellen, fragt der Vorsitzende Richter Joachim Holzhausen irgendwann: „Und das haben Sie geglaubt?“
„Damals hat man ziemlich viel geglaubt“, sagt Ralf S., Handwerksmeister aus dem schwäbischen Städtchen Horb. „Wenn man heute darüber nachdenkt, muss man sagen: Wie blöd waren wir eigentlich?“ Am Mittwoch wurde der Stuttgarter Ableger des „Reichsbürger“-Prozesses vor dem Oberlandesgericht Stuttgart mit dem zweiten Tag der Aussage von Ralf S. fortgesetzt.
Eher zähe Verhandlung
In dem Mammut-Verfahren sind 26 Personen in drei Prozessen in Frankfurt, Stuttgart und München wegen Hochverrats und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung angeklagt.
Erneut ist es eine zähe Veranstaltung, in der das Gericht dem 58-Jährigen immer wieder Teile von dessen Aussage in den ersten Vernehmungen vom Frühjahr 2023 vorhält und nach Details fragt – und sich Ralf S. nur teilweise oder gar nicht mehr richtig an Details erinnern kann.
Über den Ex-KSK-Soldaten Marco van H. sei er reingerutscht in die Truppe um die als Rädelsführer angeklagten Heinrich XIII. Prinz Reuß und Rüdiger v. P., und mit dem Aufbau der „Heimatschutzkompanie“ für Freudenstadt und Calw betraut worden, weil niemand anders zur Verfügung gestanden habe.
Panzer? Das habe er nicht verstanden
Ganz wichtig ist es Ralf S., erneut zu sagen: „Es war nie im Gespräch, dass wir irgendwas stürmen wollten. Darum ging es bei uns gar nicht.“ Die Allianz, ein Geheimbund aus 17 Staaten mit USA und Russland sollte eingreifen, einen Stromausfall herstellen, das Kriegsrecht verhängen, die Regierung absetzen, um später Deutschland „zu reaktivieren“. „Wir wollten uns immer nur verteidigen. Nie jemanden angreifen“, sagt Ralf S.
Dass auf der Bedarfsliste für seine Kompanie, die in der Kaserne in Horb angesiedelt werden sollte, Panzer, Waffen, Munition und Granatwerfer aufgeführt waren, habe er nicht verstanden und nicht gutgeheißen. Und spätestens im Herbst 2022 sei er in Ungnade gefallen bei den Rädelsführern.