Es ist ein erschütterndes Video aus Singen, das sich viral im Internet verbreitet und betroffen macht: Am vergangenen Freitag kam es laut Polizei gegen 19 Uhr in der Innenstadt unterm Hohentwiel zu einer brutalen Schlägerei zwischen mehreren Frauen, offenbar Müttern.
Manche der Kontrahentinnen trugen bei der wilden Auseinandersetzung ihre kleinen Kinder im Arm und reichten sie nach Attacken, die sie einstecken mussten, rasch weiter – zum Teil an etwas größere Kinder. Am Ende lagen büschelweise ausgerissener Frauenhaare auf der Straße.
Das in sozialen Netzwerken kursierende Video, das hier zusammengeschnitten und mit Unkenntlichmachung zu sehen ist, beginnt mit einer zunächst nur verbalen Konfrontation beim neuen Spielplatz an der Ekkehardstraße, Ecke Kreuzensteinstraße im Singener Stadtzentrum. Eine etwas ältere Frau schreit eine auf ihrem stehenden Fahrrad sitzende und ganz in schwarz gekleidete Frau heftig an. Dabei gestikuliert sie wild und zeigt mehrmals auf die Radfahrerin. Irgendetwas hat sie schwer in Rage gebracht, was ist vorerst unklar.
Kind versucht Frau zurückzuhalten
Zwei jüngere Frauen mit kleinen Kindern im Arm halten die ältere zunächst zurück. In der nächsten Szene, sieht man eine der beiden jüngeren Frauen auf die schwarz gekleidete Frau zurennen, deren Fahrrad bereits am Boden liegt. Ein Kind im Grundschulalter versucht, die Angreiferin noch zurückzuhalten – ohne Erfolg.
Im Kreuzungsbereich der mehrspurigen Straße, die an diesem Tag zum Glück wenig befahren war, kommt es zum Zusammenstoß der Kontrahentinnen. Die schwarz gekleidete Frau tritt nach ihrer Angreiferin, sie packen sich gegenseitig an den Haaren und ziehen sich nach unten. Die ältere Frau, die zuvor so in Rage war, macht sich an der schwarz gekleideten Frau und ihren Haaren zu schaffen. Ein Mann mit blauem Pullover will die Kontrahentinnen trennen, die aber nicht loslassen.
„Es ist noch nicht vorbei“
Eine weitere Frau mit einem Kleinkind kommt hinzu und versucht, die schwarz gekleidete Frau mit einem Tritt zu treffen. Sie übergibt einem größeren Kind im Grundschulalter das Baby und mischt selbst munter mit.
Als ein Mann mit Mütze am Kopf auf das Rudel zugeht, beruhigt sich das Geschehen für einen Moment. Doch die in schwarz gekleidete Frau, die am meisten einstecken musste, zieht plötzlich ihre Jacke und ihre Schuhe aus und geht aggressiv auf die anderen Frauen zu. „Es ist noch nicht vorbei, es ist nicht vorbei“, kommentiert einer von zwei jungen Männern, die das Video wohl von ihrer Wohnung in einem der oberen Stockwerke aufgenommen haben.
„Was ist hier los?“
Der Mann im blauen Pullover versucht, die in schwarz gekleidete Frau zurückzuhalten. In der nächsten Szene scheint sich diese bei der älteren Frau zu entschuldigen. Diese Frau, die nun ein Kleinkind am Arm trägt, dreht sich um und will weggehen. In dem Moment packt die in schwarz gekleidete Frau sie blitzschnell von hinten an den Haaren.
In einer Hand trägt die Attackierte das Baby, mit der anderen Hand holt sie zum Gegenangriff aus. Auch eine jüngere Frau beteiligt sich erneut, bringt aber dabei wenigstens das Kleinkind in Sicherheit. Wieder geht der Mann im blauen Pullover dazwischen. „Was ist hier los, was ist hier los?“, fragt der Filmer mehrfach völlig fassungslos.
Nicht wenige Haare auf der Straße
Die ältere Frau stürzt irgendwann zu Boden, steht auf und rennt voller Wut auf die in schwarz gekleidete Frau zu. Sie holt zu Faustschlägen aus. Von hinten kommt eine weitere jüngere Frau angerannt und springt auf die Gruppe und erwischt die Haare der in schwarz gekleideten Kontrahentin.
Im Kreuzungsbereich liegen über mehrere Meter verteilt ganze Büschel an ausgerissenen Frauenhaaren, wie selbst aus großer Entfernung deutlich im Video zu erkennen ist.
Was war der Auslöser?
Daraufhin fahren mindestens drei Streifenwagen an den Ort des Geschehens. „Da haben sie sich aber lange Zeit gelassen“, sagt einer der beiden Männer im Video. Mehrere der involvierten Frauen rennen beim Eintreffen der Polizei weg.
Doch was war der Auslöser der ungewöhnlichen Schlägerei zwischen mindestens acht Frauen? Schließlich ereignen sich die meisten körperlichen Auseinandersetzungen unter Männern beziehungsweise sind meist Frauen die Opfer von männlicher Gewalt.
Polizei bittet um Hinweise
Die Polizei hat auf den Hintergrund noch keine Antwort. Vernehmungen würden laufen, sagt eine Sprecherin auf Anfrage. Auch ob das Jugendamt wegen der Kinder eingeschalten werde, stehe noch nicht fest.
Mindestens eine Person sei bei der Schlägerei unter Frauen leicht verletzt worden. Eine 24 Jahre alte Frau soll eine 20-Jährige, vermutlich die ganz in schwarz gekleidete Frau, so stark an den Haaren gezogen haben, dass diese ein Haarbüschel laut Polizei „verloren“ hat. „Mehrere Streifen waren erforderlich, um die aufgebrachten Personen zu beruhigen“, teilte die Sprecherin mit. Noch während des Einschreitens der Sicherheitskräfte seien weitere Personen zum Spielplatz gekommen, wodurch sich der Streit zumindest verbal immer wieder entfacht habe.
Die Singener Polizei sucht nun nach Zeugen, die unter der Telefonnummer 07731/888-0 Hinweise zu der Massenschlägerei unter Frauen geben können.
