„Die Ermittlungen sind für uns abgeschlossen“, sagte der damalige Polizeisprecher Jörg-Dieter Kluge im März 2023. Und: „Wir haben keinerlei Anzeichen für ein Gewaltverbrechen, wir gehen von einem Unglücksfall aus.“

Dirk Brünkers offizieller Todestag jährte sich am 9. März zum zweiten Mal. Die Hinterbliebenen des Villingers finden aber keine Ruhe. Sie zweifeln noch immer an der offiziellen Version der Polizei, dass Dirk Brünker nach seinem Verschwinden im Dezember 2022 Opfer eines tragischen Unfalls wurde. Sie glauben, dass die Polizei der Öffentlichkeit und der Familie Informationen vorenthält.

Auf der Suche nach Antworten wird die Familie Brünker von dem Verein Recherche-Zentrum aus Berlin unterstützt. Im Dezember sagte dieser dem SÜDKURIER gegenüber, dass es an der offiziellen Begründung der Polizei zu Dirk Brünkers Verschwinden und Tod „berechtigte Zweifel“ gibt. Zweifel, die sich für die Familie immer stärker erhärten.

In erster Linie kämpft die Familie Brünker für eine vollständige Akteneinsicht. Der Familie liegen zwar Akten vor, diese seien nach Angaben der Familie Brünker und dem Recherche-Zentrum aber fragmentiert und lückenhaft.

Einen ersten Antrag zur vollständigen Akteneinsicht lehnte das Polizeipräsidium Konstanz mit der Begründung ab, dass die Akten Rückschlüsse auf polizeiliche Vorgehensweisen zulassen würden. Nun wurde der Antrag ein zweites Mal abgelehnt.

Polizei beruft sich auf Geheimhaltung

„Schon seit Papa weg ist, kämpfen wir für die Akten“, sagt Tochter Tamara Brünker. Die Frage, was am Abend des 23. Dezember 2022 mit ihrem Vater passiert ist, quält die Familie. Noch immer beruft sich die Polizei darauf, dass die fehlenden Aktenteile der Geheimhaltung unterliegen. Das geht aus einem aktuellen Antwortschreiben des Polizeipräsidiums Konstanz hervor.

Außerdem schreibt die Polizei, dass die Familie Brünker bereits „hinreichend in die Lage versetzt worden sei, nachzuvollziehen, dass Dirk Brünker aufgrund eines tragischen Unfallgeschehens zu Tode gekommen“ sei.

Wurde Dirk Brünker Opfer eines Gewaltdelikts?

Dass die Polizei gar keine Zweifel daran lässt, dass ihr Vater nicht ertrunken sei, sei „absoluter Blödsinn“, sagt Tochter Tamara Brünker im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „So klar, wie sie es darstellen ist es nicht“, sagt sie. Denn die Aktenfragmente, die Familie Brünker vorliegen, werfen laut Tamara Brünker für die Familie mehr Fragen auf, als sie Antworten geben.

Dirk Brünker war Fußballer, eine Profikarriere scheiterte an einer Verletzung. Sein Sohn Kai Brünker steht aktuell beim Drittligisten 1. FC Saarbrücken unter Vertrag.

Viele Akteure waren bei der Suche nach Dirk Brünker beteiligt. Über 400 freiwillige Helfer suchen am zweiten Weihnachtsfeiertag 2022 nach Dirk Brünker.

Auch der DLRG suchte die Brigach bis in das von Villingen-Schwenningen rund 30 Kilometer entfernte Geisingen ab. Mitte Januar sucht der DLRG erneut nach Brünker, auch Leichenspürhunde waren im Einsatz. Für das Recherche-Zentrum stellt sich deshalb die Frage, wieso der 1,90 Meter große Mann nicht bereits früher in dem laut Verein „überschaubaren Fluss“ gefunden wurde.

Wie das Recherche-Zentrum auf Basis der Aktenlage herausgibt, habe die Polizei dann spätestens ab Februar 2023 intensiv in Richtung eines Tötungsdeliktes ermittelt.

Doch als Dirk Brünkers Leiche am 9. März 2023 in der Brigach bei Donaueschingen gefunden wurde, wurde eine Fremdeinwirkung seitens der Polizei ausgeschlossen. Wenige Tage darauf schloss die Polizei das Ermittlungsverfahren ab.

Handydaten werfen Fragen auf

Laut dem Recherche-Zentrum gibt es im Obduktionsbericht außerdem keine Hinweise darauf, dass Dirk Brünkers Leichnam auf Fremdeinwirkung untersucht wurde. Aus der Aktenlage gehe lediglich ein „Verdacht auf Ertrinken hervor“, für den Verein ist das aber keine eindeutige Todesursache.

Und auch ein weiteres Detail aus den Akten lässt den Verein und Familie Brünker aufhorchen. Laut den Handydaten von Dirk Brünker muss noch am Abend des 23. Dezembers 2022, also am Abend seines Verschwindens, ein Ortswechsel in das von Villingen-Schwenningen rund zehn Kilometer entfernte Grüningen bei Donaueschingen stattgefunden haben.

Dort loggte sich sein Handy zum letzten Mal in einen Funkmast ein. Dann konnte das Handy nicht mehr geortet werden, weil es entweder manuell ausgeschaltet wurde oder keinen Akku mehr hatte.

Laut den Handydaten hat Dirk Brünkers Handy innerhalb von rund 24 Minuten eine Strecke von zehn Kilometern zurückgelegt. Mit einem Treiben des Körpers in der Brigach lässt sich dieser schnelle Ortswechsel für das Recherche-Zentrum nicht erklären.

Die Vermutung steht im Raum, dass Dirk Brünker mit einem Pkw transportiert wurde. Davon sei laut dem Recherche-Zentrum auf Basis der Aktenlage auch die Polizei ausgegangen. Während den Ermittlungen wurde sowohl von der Familie, als auch von den Ermittlern, eine Fahrt mit einem Zug ausgeschlossen.

Dirk Brünkers Leichnam wurde dann im von Grüningen rund sieben Kilometer entfernten Donaueschingen gefunden – inklusive Mobiltelefon.

Familie Brünker reicht Klage ein

Auf Instagram äußert sich Tochter Tamara Brünker in einem Video zum Fall ihres Vaters. In diesem sagt sie, dass die Familie Antworten will und dafür nach Unterstützung sucht. Für die Familie Brünker und das Recherche-Zentrum sei der Ermittlungsvorgang rund um Dirk Brünker seitens der Polizei unlogisch und unplausibel.

Die vollständige Akteneinsicht will sie deshalb vor dem Verwaltungsgericht Freiburg einklagen. Das Recherche-Zentrum lässt außerdem in Großbritannien weitere Gutachten anfertigen. Was in diesen Gutachten untersucht werden soll, darüber gab das Recherche-Zentrum noch keine Auskunft.

Die Polizei gibt keine Auskunft

Der SÜDKURIER hat beim Polizeipräsidium Konstanz um Stellungnahme gebeten. Dieses erteilt keine weitere Auskunft, da laut Polizei sonst Rückschlüsse auf polizeiliche Arbeitsweisen getroffen werden könnten. Außerdem könnten Persönlichkeitsrechte von Dirk Brünker verletzt werden.