Diese Meldung sorgte am vergangenen Wochenende für bundesweite Aufmerksamkeit: Ein 35-jähriger bewaffneter Mann war mit seiner vierjährigen Tochter als Geisel mit seinem Auto durch Absperrungen am Hamburger Flughafen gefahren. Er gelangte bis zum Vorfeld, einem Sicherheitsbereich, in dem Flugzeuge abgestellt oder gewartet werden. Dort schoss der Täter in die Luft und warf Brandsätze aus dem Auto.

Der Mann durchbrach mit seinem Auto eine rot-weiße Schranke, offenbar das einzige Hindernis für den Mann, um in den Sicherheitsbereich zu gelangen. Nun gibt es Kritik an der Sicherheitslage der deutschen Flughäfen. Der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt sagte dem Nachrichtenmagazin Spiegel: „Der Hamburger Flughafen ist nicht sicher – und andere Airports in Deutschland auch nicht“.

Flughafenbetreiber müssen Gelände schützen

Die Flughafenbetreiber sind gesetzlich dazu verpflichtet, ihr Gelände vor Angriffen zu schützen. Laut einer Stellungnahme des Verbands Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV) hätten viele Flughäfen in den vergangenen Jahren die Sicherheit der Zäune und Tore durch zusätzliche Maßnahmen wie Videoüberwachung, Beleuchtung oder Bewegungsmelder verbessert.

An vielen Orten gehe der Schutz des Flughafengeländes über das gesetzliche Mindestmaß hinaus. Bestimmte Stellen müssten jedoch passierbar bleiben, etwa für die Feuerwehr. „In diesen Fällen ist ein hundertprozentiger Schutz gegen das Durchdringen mit brachialer Gewalt unmöglich“, heißt es in der Stellungnahme des ADV.

Regionalflughäfen genauso gut geschützt

Claus-Dieter Wehr, Geschäftsführer des Bodensee Airports in Friedrichshafen, kann die Aussage des Luftfahrtexperten Heinrich Großbongardt nicht bestätigen, zumal die Situation des Hamburger Flughafens nicht mit der in Friedrichshafen zu vergleichen sei. „Eine Sicherheitsanlage wie in Hamburg gibt es in Friedrichshafen nicht. Unsere Zufahrten sind mit Toren geschützt“, sagt Wehr.

Claus-Dieter Wehr, Geschäftsführer des Flughafens Friedrichshafen.
Claus-Dieter Wehr, Geschäftsführer des Flughafens Friedrichshafen. | Bild: Katy Cuko

Kleinere Regionalflughäfen wie der Bodensee Airport seien nicht schlechter geschützt als die großen Flughäfen: „Es gelten die gleichen Anforderungen: Die Zäune müssen eine bestimmte Höhe haben und das Sicherheitspersonal ist rund um den Tag im Dienst.“

Bodensee Airport verbessert Sicherheitskonzept

Dennoch gelangte ein Pärchen in der Zeit vor der Corona-Pandemie von der Besucherterrasse des Flughafens auf ein etwa zwei Meter tiefer liegendes Vordach. Von dort betraten die beiden das Rollfeld. Laut Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr sei dort inzwischen ein Zaun installiert worden, der ähnliche Vorfälle künftig verhindern soll.

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Zusätzlich seien kürzlich vor den Terminalzugängen Poller eingerichtet worden, welche die Durchfahrt sichern sollen. „Wir nehmen die Geschehnisse in Hamburg zum Anlass, um unsere Sicherheitskonzepte zu überprüfen“, sagte Wehr.

Vorfälle auch in Zürich bekannt

Die Pressesprecher anderer Flughäfen in der Region halten sich zu den Sicherheitsvorkehrungen vor Ort bedeckt: Eine Sprecherin des Flughafens Stuttgart sagte auf SÜDKURIER-Anfrage, die Sicherheit habe höchste Priorität. Man könne jedoch keine detaillierten Angaben zur Sicherheitslage des Stuttgarter Flughafens machen.

Am Flughafen Zürich kam es im vergangenen Jahr zu einem ganz ähnlichen Vorfall wie nun im Hamburg: Ein junger Mann verschaffte sich Zutritt zum Flughafengelände, lief über das Rollfeld und setzte sich in ein Auto der nationalen Fluggesellschaft Swiss. Mit diesem Auto fuhr der 27-Jährige über die Landebahn und verschanzte sich schließlich im Frachtraum eines Langstreckenfliegers.

Ein Pressesprecherin des Flughafens Zürich sagte dem SÜDKURIER jetzt: „Wir haben Erkenntnisse daraus gezogen“. Weitere Details zu den Sicherheitseinrichtungen könne sie aber nicht nennen.