Der Corona-Impfstart bei den Hausärzten hat der lahmenden Impfkampagne in Baden-Württemberg geradezu Flügel verliehen. Das zeigt das Impfregister des Robert-Koch-Instituts. Am Mittwoch wurden in Baden-Württemberg demnach nahezu 80.000 Menschen gegen Corona geimpft. Zum Vergleich: In der vergangenen Woche waren es im Schnitt pro Tag nicht einmal halb so viele.
Nach dem Start der Impfungen beim Hausarzt am Dienstag wurden bis einschließlich Mittwoch bereits 43.289 Dosen in den Hausarztpraxen in Baden-Württemberg verimpft, allein am Mittwoch waren es 37.694 Erstimpfungen und 670 Zweitimpfungen.
Auch mehr Tempo in Impfzentren
Noch in der vergangenen Woche sprach das Sozialministerium von durchschnittlich 35.000 Impfungen pro Tag in Baden-Württemberg in den Impfzentren und durch die mobilen Impfteams. Dort und in den Krankenhäusern wurden am Mittwoch nun aber auch mehr Dosen geimpft: 41.090 zusätzliche Impfungen zählt das RKI-Register.
13,4 Prozent der Baden-Württemberger haben damit inzwischen eine erste Impfung erhalten. In der Altersgruppe über 60 Jahren sind drei von zehn Menschen im Südwesten einfach geimpft. 5,5 Prozent der Baden-Württemberger sind den RKI-Daten zufolge inzwischen vollständig geimpft. Damit liegt der Südwesten im Bundesvergleich immer noch im hinteren Drittel.
Halten Hausärzte das Impftempo durch?
Das neue Tempo durch die Hausärzte lässt hoffen. Aber ist es auch beizubehalten? Der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg, Kai Sonntag, sagt dem SÜDKURIER auf Anfrage: „Natürlich versuchen wir, durch die Ausweitung der Impfungen auf die Praxen Dynamik in die Impfkampagne zu bekommen.“
Sonntag ergänzte, man gehe sogar davon aus, „dass wir in den kommenden Wochen noch deutlich mehr Impfungen in den Arztpraxen verabreichen können“. Das hänge aber maßgeblich von der Politik ab – wie der Impfstoff verteilt werde zwischen Impfzentren und Arztpraxen.

Das Potenzial der Hausärzte ist nach Einschätzung der Kassenärztlichen Vereinigung im Südwesten jedenfalls noch nicht ausgeschöpft: „Wir könnten mindestens 100.000 Impfungen pro Tag in unseren Praxen vornehmen“, sagt Sprecher Sonntag mit Blick auf die Ärzte in Baden-Württemberg.
Der Tenor aus den Arztpraxen zum Impfstart sei positiv gewesen: „Nach den ersten Rückmeldungen, die wir erhalten haben, hat das im Großen und Ganzen ganz gut geklappt mit der Belieferung.“
Warten auf neue Lieferungen
Vieles hängt jetzt davon ab, ob die Impfstoffhersteller ihre Lieferzusagen einhalten. Der Hersteller hatte für April zehn Millionen Dosen für Deutschland zugesagt. Astrazeneca will 3,8 Millionen Dosen liefern, Moderna 1,25 Millionen, Johnson und Johnson 700.000 Dosen. In der Vergangenheit haben die Hersteller ihre Liefermengen aber immer wieder unterschritten oder Lieferungen verschoben.
Zuletzt hatte Baden-Württemberg Ende März 146.250 von Biontech erhalten, Anfang April 88.800 Dosen von Moderna sowie 237.600 Dosen von Astrazeneca.
Hausärzte sollen mehr erhalten
Die Aussichten dafür stehen aber ganz gut: Während die Hausarztpraxen deutschlandweit in dieser Woche nur 940.000 Impfdosen erhielten, was rechnerisch etwa 26 Dosen pro Praxis ausmacht, sollen in der letzten Aprilwoche noch einmal mehr als drei Millionen Dosen nachkommen.
In der ersten Aprilhälfte will Baden-Württemberg die Arztpraxen mit Biontech versorgen, in der zweiten Monatshälfte dann mit Astrazeneca. In den Impfzentren sollen Astrazeneca ab dann nur noch für Zweitimpfungen verwendet werden.