Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hat auf den Brandbrief von sieben Oberbürgermeistern entlang der Gäubahn-Strecke mit Verständnis reagiert – aber das geforderte klare Bekenntnis verweigert.

Die Rathaus-Chefs von Singen, Rottweil, Tuttlingen, Villingen-Schwenningen, Böblingen, Herrenberg und Horb am Neckar hatten in einem offenen Brief an Hermann, der dem SÜDKURIER vorliegt, nachdrücklich gefordert, die geplante Kappung der Gäubahn und den Abbau der Gleise im Stuttgarter Stadtzentrum bis zur völligen Klärung der offenen Fragen zu unterlassen.

Hintergrund: die jüngsten Unklarheiten über Ausbau und Finanzierung sowohl des digitalen Knotens Stuttgart als auch des Pfaffensteigtunnels.

Spätestens im Frühsommer 2026 kommt die Kappung

Die Gäubahn – die Schienenanbindung von Stuttgart nach Süden – soll nach derzeitigem Stand im Rahmen des Projekts Stuttgart 21 spätestens im Frühsommer 2026 an einem Regionalbahnhof im Stuttgarter Vorort Vaihingen für mehrere Jahre gekappt werden, bis eine neue Direktverbindung zum Hauptbahnhof über den noch zu bauenden Pfaffensteigtunnel und den Flughafen fertiggestellt ist.

Die Stadt Stuttgart drängt zudem auf die Räumung des Gäubahn-Gleisfelds für den Bau eines neuen Stadtquartiers.

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Die Oberbürgermeister verlangen vom Land nun, die Gäubahn-Gleise so lange weiter für den Regionalverkehr zu nutzen, bis die die Finanzierung der Alternative über den Pfaffensteigtunnel vertraglich festgehalten und im Bundeshaushalt abgesichert sei – und das könnte auch erst weit nach 2026 erfolgen, wenn überhaupt.

„Solange Gleise der Gäubahn liegen, müssen sie betriebsbereit gehalten werden und darauf Regionalverkehr durch das Land bestellt werden!“, heißt es in dem Brief.

Hermann will Nachteile der Fahrgäste kompensieren

Verkehrsminister Hermann dagegen bleibt vage. „Ich habe viel Verständnis für die Verärgerung der Oberbürgermeister der Städte entlang der Gäubahn. Ich ärgere mich auch“, sagte er dem SÜDKURIER. Das Verkehrsministerium habe daher auch ein umfassendes Kompensationspaket für die Zeit der Unterbrechung aufgelegt.

Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen).
Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Bündnis 90/Die Grünen). | Bild: Bernd Weißbrod/dpa

„Trotzdem ist die Unterbrechung der Gäubahn für die Fahrgäste wie auch für die gesamte Region ein großes Ärgernis“, so Hermann, „deshalb dringen wir auch auf allen Ebenen darauf, dass die Zeit der Unterbrechung so kurz wie möglich gehalten wird.“

Beim geplanten Pfaffensteigtunnel sollten die nächsten Schritte mindestens genauso schnell gehen wie der bisherige Planungsprozess. Das Land erwarte eine starke und klare Aussage von Bund und Bahn zur Finanzierung und Realisierung des Gäubahn-Ausbaus und des Pfaffensteigtunnels.

Hermann: „Bund und Bahn müssen sich eindeutig erklären, dass die Kappung der Gäubahn in Stuttgart-Vaihingen ein Interimszustand ist, der zeitlich auf ein absolut notwendiges Minimum beschränkt wird.“