Stand-up-Paddling (SUP) liegt im Trend und wird immer beliebter. Die Sportart ist längst kein Geheimtipp mehr, sondern zieht zahlreiche Menschen auf das Wasser – auch am Bodensee. Das erlebt auch Manuela Kohler aus Stockach, die vor fünf Jahren das Steh-Paddeln kennen lernte und seit vier Jahren in einer Gruppe regelmäßig auf dem See unterwegs ist. „Bis vor zwei Jahren waren es noch weniger Paddler, jetzt kommt es immer mehr und mehr“, berichtet sie. Grundsätzlich sei das zu begrüßen. Aber: Nicht alle Sportler haben sich ausreichend informiert, bevor sie sich auf das Board (deutsch: Brett) stellen. Und das sei gefährlich.

„Für viele ist das eine bessere Luftmatratze“, sagt Kohler über das SUP-Board. Dabei handelt es sich bei dem Brett um ein Sportgerät und Paddler müssen viel beachten – etwa geltende Regeln oder Sicherheitsmaßnahmen. Wer einen Kurs absolviere, der werde darauf hingewiesen. Das Problem: Ein solcher Kurs ist nicht zwingend erforderlich.

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„Diese Sportart ist viel zu einfach zu erlernen“, sagt auch Christoph Straub, Beauftragter für den Stand-up-Paddling Breiten- und Leistungssport im Kanu-Verband Baden-Württemberg. Im Prinzip kann sich jeder auf ein Board stellen und lospaddeln. Und Boards können nicht nur im Fachhandel, sondern auch im Internet oder bei Discountern erworben werden – und dort gebe es keine Aufklärung über Regeln und Vorsichtsmaßnahmen. Und auch wer am See ein Board ausleiht, werde nicht immer ausreichend informiert. „Es gibt auch Verleiher, die mit dem Trend das schnelle Geld wittern“, bedauert Straub. Zudem ist für Stand-up-Paddling kein Führerschein erforderlich.

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„Es gibt auch Verleiher, die mit dem Trend das schnelle Geld wittern“ – Beauftragter für den Stand-up-Paddling ...
„Es gibt auch Verleiher, die mit dem Trend das schnelle Geld wittern“ – Beauftragter für den Stand-up-Paddling Breiten- und Leistungssport im Kanu-Verband Baden-Württemberg | Bild: privat

Falsche Handhabe, Missachtung von Regeln

Diese Unwissenheit führt zu zahlreichen Vorfällen am See, die unschöne Folgen haben können. Die Wasserschutzpolizei führt keine separate Statistik, genaue Zahlen kann sie also nicht nennen. Manuela Kohler berichtet aber von einigen: Bereits am Ufer etwa könne eine falsche Handhabe des Boards gefährlich werden. Normalerweise werde dieses so getragen, dass die Finne sich vorne und damit im Blickfeld befindet. Viele Unwissende tun das aber nicht. „Wenn man die Finne hinten trägt, sieht man gar nicht, wo sie überall entlang schleift.“ Stößt man damit etwa einer sitzenden Person gegen den Kopf, könne es zu Verletzungen kommen, denn die Finne sei scharfkantig. Und viele lassen laut Kohler ihr Board mit der Finne nach oben am Ufer liegen – gefährlich, wenn viel Betrieb ist und jemand stolpert oder über das Board fällt.

Aufpumpen ist wichtig: Manuela Kohler bereitet sich mit einem Bekannten auf eine Fahrt vor. Aufblasbare SUP-Boards sollten immer gut mit ...
Aufpumpen ist wichtig: Manuela Kohler bereitet sich mit einem Bekannten auf eine Fahrt vor. Aufblasbare SUP-Boards sollten immer gut mit Luft gefüllt sein. | Bild: privat

Und auch auf dem See könne einiges passieren – etwa, wenn ein aufblasbares Board nicht vollständig mit Luft gefüllt ist und durchhängt, die Boards nicht an Größe und Gewicht der Sportler angepasst sind oder Paddler bereits aufstehen, obwohl sie sich noch zu nah am Ufer befinden und das Wasser damit zu niedrig ist. Stürze können dann ernsthafte Folgen haben. Auch hat Manuela Kohler schon gesehen, wie Paddler in Naturschutzgebiete steuerten oder Schilder nicht berücksichtigten. „Das kommt schon häufiger vor.“ Außerdem gebe es auch Paddler, die auf ihrem Board vor Hafeneinfahrten sitzen. Sie vermutet Unwissenheit als Grund.

Es fehlt an Schutzausrüstung

Ein weiteres Problem: Viele Paddler seien nicht ausreichend geschützt. Das deckt sich mit der Aussage Thomas Billers von der Wasserschutzpolizeistation Konstanz, der auf Nachfrage erklärt, dass das Gefahrenbewusstsein bei Stand-up-Paddlern häufig weniger groß ist als bei Personen, die führerscheinpflichtige Wasserfahrzeuge steuern.

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Laut der Bodensee-Schifffahrtsordnung etwa müssen Stand-up-Paddler eine Rettungsweste dabei haben, sobald sie sich 300 Meter vom Ufer entfernen – und im Idealfall auch anlegen. Bewusst scheint das aber nur wenigen zu sein, wie Manuela Kohler erzählt: „Wenn mir jemand auf dem Wasser begegnet, haben die wenigsten eine Schwimmweste oder ein Rettungsgerät an.“ Und auch über eine sogenannte Leash, eine spezielle Halteleine, die das Board mit dem Paddler verbindet, verfügen nur wenige.

Christoph Straub auf dem Wasser: Mit seinem Board ist er durch eine Halteleine, eine sogenannte Leash, verbunden.
Christoph Straub auf dem Wasser: Mit seinem Board ist er durch eine Halteleine, eine sogenannte Leash, verbunden. | Bild: privat

Diese muss auch nicht verpflichtend mitgeführt werden. Manuela Kohler hält sie aber für enorm wichtig – mindestens so sehr wie eine Rettungsweste. Denn die Leine verhindert, dass das Board bei einem Sturz davon treibt – was leicht passieren könne. „Dann muss es nur ein bisschen Wellengang haben, dann ist das Brett weg, so schnell kann man dem gar nicht hinterher schwimmen“, mahnt Kohler. Gefährlich, wenn man sich mitten auf dem See befindet. Jeder, der ohne Leash unterwegs sei, müsse sich darum ab einem gewissen Abstand zum Ufer überlegen, ob er die Strecke im schlimmsten Fall noch schwimmen könne.

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Wer sein Board dagegen mit einer Halteleine an Bein oder Bauch befestige, der könne sich im Notfall an diesem festhalten und damit retten. Außerdem verhindere eine Leine, dass ein Board abtreiben und gegebenenfalls eine Suchaktion auslösen kann, weil die Rettungskräfte durch das herrenlose Brett ein Unglück vermuten.

Kommen mehr Beschränkungen?

Manuela Kohler macht sich aber nicht nur Gedanken um mögliche Unglücke, die durch Unwissenheit entstehen können. Sie befürchtet auch stärkere Reglementierungen, die aufgrund der vielen Verstöße eingeführt werden könnten. „Ich fände das grundsätzlich schade“, sagt sie und wünscht sich, dass die Paddler sich vorab informieren.

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Wie Thomas Biller von der Wasserschutzpolizeistation Konstanz erklärt, sind derzeit keine besonderen Kontrollen geplant, die sich speziell auf Stand-up-Paddler konzentrieren. Die Kontrollen von Stand-up-Paddlern finde im Rahmen des täglichen Streifendienstes statt. Allerdings werde die Anzahl von Kontrollen zwangsläufig zunehmen, wenn mehr Stand-up-Paddler auf dem See unterwegs und damit auch häufiger anzutreffen sind. Seiner Kenntnis nach sei außerdem auch eine Verschärfung der Reglementierung nicht im Gespräch.

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Aufklärung der Paddler

Christoph Straub ist sich sicher, dass Regeln und Vorsichtsmaßnahmen für die Öffentlichkeit präsenter gemacht werden müssen, um mehr Bewusstsein unter den Stehpaddlern zu schaffen. „Es ist wichtig, dass wir Verbände das Thema in die Hand nehmen“, sagt er. Die Menschen müssten aufgeklärt werden, am besten noch, bevor sie das erste Mal auf ein Board steigen. „Wir müssen versuchen, die Leute schon vorher abzuholen“, sagt er.

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Gelingen könne das etwa durch das Angebot von Kursen und als Ansprechpartner. Der Kanu-Verband Baden-Württemberg etwa habe einen Flyer herausgegeben und diesen auch an Verleihe verteilt. Damit soll Aufklärung betrieben werden. „Mit den Maßnahmen kann man sicherlich dem Ganzen entgegenwirken“, ist sich Straub sicher. Allerdings muss auch das Interesse und die Bereitschaft der Paddler vorhanden sein.