Vielleicht sollte sich die grüne Kultusministerin Theresa Schopper ein Beispiel an John F. Kennedy nehmen. Der frühere US-Präsident hat mal gesagt: „Es gibt nur eins, was auf Dauer teurer ist als Bildung – keine Bildung.“ Und damit zur Bildungs- und Schulpolitik der Landesregierung in Baden-Württemberg. Es gibt viele richtige Dinge, die Schopper angeschoben hat in den vergangenen fast zweieinhalb Jahren, in denen sie im Amt ist.
Sie hat erkannt, dass die Grundschulen ein Schattendasein führen und einer besonderen Förderung bedürfen. Sie hat die digitale Ausstattung an den Schulen verbessert. Und sie hat für einen fundamentalen Stimmungswandel gesorgt, indem sie einen Austausch und ein Miteinander auf Augenhöhe zwischen Ministerium auf der einen sowie Schulen und Bildungsverbänden auf der anderen Seite ermöglicht hat.
Ein undankbare Aufgabe
Kultusministerin zu sein, ist meistens eine undankbare Aufgabe, fast so wie Bundestrainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, weil alle glauben, etwas davon zu verstehen. Jeder hat mal gegen einen Ball getreten. Und alle waren in der Schule oder haben Kinder, die sie noch immer in die Schule schicken. Jede Entscheidung wird deshalb öffentlich diskutiert und bewertet. Vor allem nach großen Turnieren oder einer langen Saison.
In der Schule endet die jährliche Meisterschaft vor Beginn der Sommerferien. Es ist also eine günstige Zeit, um Bilanz zu ziehen, die Schüler erhalten Zeugnisse mit Noten. Sie werden ins nächste Schuljahr versetzt oder nicht. Auch Schoppers Arbeit wird kritisch hinterfragt.
Ihr Zeugnis fällt gemischt aus, versetzungsgefährdet ist sie nicht, aber die Ministerin hat ihr Potenzial noch nicht voll entfaltet. Es geht los mit dem lieben Geld. Es gibt nicht wenige, die hier mehr erwartet haben von der Bayerin. Sie gilt als durchsetzungsstark und kämpferisch.
Aber bei den Haushaltsverhandlungen hat sie sich allzu oft dem strengen Diktum von Ministerpräsident Winfried Kretschmann und Finanzminister Danyal Bayaz gebeugt. Sie hat sich nicht leidenschaftlich und energisch genug dafür eingesetzt, mehr Geld herauszuschlagen für Lehrkräfte, für die Grundschulen oder vor allem für die Sonderschulen, wo es an allem mangelt. Auch im abgelaufenen Schuljahr waren in Baden-Württemberg rund 400 Lehrerstellen unbesetzt.
Investition in Bildung zahlt sich aus
Kennedy hat erkannt, dass sich Investitionen in die Bildung doppelt bezahlt machen. Durch schlaue Köpfe, die durch geniale Ideen Wohlstand schaffen und so die Gesellschaft zusammenhalten. Auch das Land muss viel mehr Geld für die Bildung ausgeben, für neue Lehrer, für neue Räume, für multifunktionale Teams wie Sozialarbeiter und Psychologen und natürlich für neue Studienplätze.
Es reicht nicht, Quereinsteiger dazu zu ermutigen, den Lehrerberuf zu ergreifen, es müssen wieder mehr Abiturienten Grundschullehramt oder Sonderpädagogik studieren. Dazu gehört auch, dass die angehenden Pädagogen angemessen bezahlt werden, weil sie sich sonst anderen Fächern zuwenden, wo der Lohn danach höher ist.
Diesen Wettbewerbsnachteil um die insgesamt abnehmenden Studienanfänger kann sich das Land nicht leisten, wenn es seinen Anspruch, ein weltweit führender Industrie- und Innovationsstandort zu sein, nicht verlieren möchte.
Es ist deshalb richtig und unerlässlich, dass Schopper die Grundschule zu ihrer Hauptpriorität erklärt hat für das nächste Schuljahr. Denn die Zahlen, die eine Bildungsstudie zuletzt geliefert hat, sind erschreckend. Nicht wenigen droht das Analphabetentum. Fast 20 Prozent der Grundschüler im Land erreichen beim Lesen nicht den Mindeststandard. Dabei ist Sprache der wichtigste Türöffner dafür, um allen Menschen die gleichen Aufstiegschancen zu ermöglichen.