Von Anfang Juni bis Ende August soll Tanken weniger kosten. Eigentlich keine schlechten Nachrichten – doch kaum war die entsprechende Steuerentlastung bei Benzin und Diesel von Bundestag und Bundesrat beschlossen, waren sie auch schon da: Die Unkenrufe, die vor einem Ansturm auf Tankstellen am 1. Juni sowie Engpässen an den Zapfsäulen warnten.
Doch werden Autofahrer den Steuerrabatt von 30 Cent auf Super und 14 Cent auf Diesel am ersten Junitag überhaupt bemerken, wenn sie tanken gehen? Wohl nicht, folgt man Adrian Willig, dem Hauptgeschäftsführer des Mineralölverbands en2x. Gegenüber dem SÜDKURIER erklärt er: „Die Tanks der Tankstellen werden am 1. Juni noch mit normal versteuerten Benzin und Diesel gefüllt sein.“
Wann wird der Sprit an der Tanke günstiger?
Deshalb könnte es sein, so Willig, dass sich der Effekt der niedrigeren Steuersätze nicht überall gleich am Stichtag um Mitternacht einstellt, sondern „erst in der Folgezeit, wenn die normal versteuerten Kraftstoffe abverkauft und nach und nach die niedrig versteuerten Kraftstoffe angeliefert werden.“
Das bestätigt der Leiter der Abteilung Verkehr und Technik beim ADAC Südbaden, Andreas Müller. Mit Verweis auf die Auskünfte von Mineralölgesellschaften betont er, dass es durchaus noch ein paar Tage dauern könne, bis Autofahrer vom Tankrabatt überhaupt profitieren werden.
Doch wann ist der günstige Sprit dann endlich zu haben? „Das kann von Tankstelle zu Tankstelle unterschiedlich sein“, sagt Müller dem SÜDKURIER. Das hänge davon ab, wie schnell die noch normal versteuerten – und damit teureren – Benzin- und Diesel-Bestände in den Tanklagern aufgebraucht sind. Eine Prognose, ab wann genau der Sprit an den Zapfsäulen tatsächlich günstiger ist, sei daher schwierig.
Kommt der Steuerrabatt auch eins zu eins beim Autofahrer an?
Genau so schwierig sei eine Antwort auf die Frage, ob die Steuererleichterungen eins zu eins bei den Autofahrern ankommen werden. Da die Energiesteuer auf Benzin und Diesel sinkt, sinkt automatisch auch die daran gekoppelte Mehrwertsteuer, sodass die Gesamtersparnis noch größer ausfällt.
Dadurch liegt die steuerliche Entlastung insgesamt bei 35,2 Cent pro Liter Benzin und 16,7 Cent pro Liter Diesel, wie das Bundesfinanzministerium vergangene Woche bestätigte.
„Wir können die Mineralölgesellschaften nur bitten, die Entlastung eins zu eins wiederzugeben“, so Andreas Müller vom ADAC Südbaden. Adrian Willig vom Mineralölverband en2x gibt aber vorsichtig Entwarnung: „Wir gehen davon aus, dass die Energiesteuersenkung aufgrund des intensiven Wettbewerbs der Tankstellen an die Autofahrer weitergegeben wird.“
Willig betont aber zugleich, dass die Energiesteuer nur eine von vielen Faktoren sei, die den Kraftstoffpreis bestimmen. „Ausschlaggebend für den Preis an der Zapfsäule ist neben den Beschaffungskosten und dem Wechselkurs zum Dollar auch das jeweilige Wettbewerbsumfeld der Tankstelle und das Nachfrageverhalten der Kunden“, so der en2x-Hauptgeschäftsführer.
Könnte es zu Engpässen beim Sprit kommen?
Wie sich die Autofahrer verhalten, spiele am Ende auch eine Rolle dabei, ob die Warnrufe vor möglichen Sprit-Engpässen zutreffen, betont Willig. „Unser Ziel ist es, dass zu jedem Zeitpunkt an jeder Tankstelle in Deutschland ausreichend Kraftstoffe angeboten werden. Wie die Versorgungslage ab 1. Juni tatsächlich sein wird, hängt auch vom Kundenverhalten ab.“
Es könne deshalb nicht ausgeschlossen werden, dass es an einzelnen Tankstellen vorübergehend zu Engpässen komme. Denn so der Mineralölverbandsvertreter: „Es gibt für diese Energiesteuersenkung keine Erfahrungswerte.“
Andreas Müller vom ADAC Südbaden zeigt sich in dieser Hinsicht zuversichtlich, zumindest, was den Südwesten anbelangt. „Die Gefahr von Engpässen ist in Süddeutschland weniger groß als etwa in Ost- oder Norddeutschland.“ Denn der Süden verfüge – wohl aufgrund seiner Bedeutung als Wirtschaftsstandort – über eine gute Versorgungssituation mit Kraftstoffen.