Mirjam Moll und Antonia Wintersig

Die Debatte auf Bundesebene ist längst lostgetreten. Dabei sollte es Planungssicherheit für die Budenbetreiber der Weihnachtsmärkte geben. So lautete die Botschaft des Landes, als Ende September ein Regelwerk für Weihnachtsmärkte auf den Weg gebracht wurde. Doch die Rekordzahlen bei den Inzidenzen der Corona-Neuinfektionen und die zunehmenden Krankenhauseinlieferungen sorgen für Unsicherheit bei Betreibern und Händlern, ob die Märkte in den kommenden Wochen überhaupt eröffnen können. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer fordert bereits die Absage der Märkte. Doch in Baden-Württemberg hält vorerst an seiner Verordnung fest.

Der Aufbau des Konstanzer Adventsmarkt ist am 12. November schon in vollem Gange. Auch Teile der dieses Jahr besonders aufwändigen ...
Der Aufbau des Konstanzer Adventsmarkt ist am 12. November schon in vollem Gange. Auch Teile der dieses Jahr besonders aufwändigen Lichterdekoration hängen bereits in den Bäumen. | Bild: Antonia Wintersig

Das Sozialministerium sagt dem SÜDKURIER auf die Frage, ob die Weihnachtsmärkte stattfinden dürfe, oder ob es stärkere Einschränkungen brauche: „Letztlich ist die Gefahr einer Ansteckung draußen geringer als in Innenräumen.“ Entsprechend sind keine neuen Einschränkung vorgesehen, es gelte weiterhin die Regelungen der Corona-Verordnung.

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Darin hat das Land festgelegt, dass Essens- und Getränkestände auf Weihnachtsmärkten nur von Geimpften, Genesenen und Getesteten (3G-Regel) besucht werden dürfen. Wird allerdings wegen einer kritischen Zahl von Corona-Patienten in den Krankenhäusern die Alarmstufe ausgelöst, dürfen Getränke- und Essensstände nur noch Geimpfte und Genesene bedienen (2G-Regel).

Für den Besuch von Verkaufsständen, die ausschließlich Waren und Lebensmittel anbieten, die nicht zum sofortigen Verzehr gedacht sind, ist ein Nachweis bislang nicht erforderlich, unabhängig davon, ob Basis-, Warn- oder Alarmstufe gilt. In jedem Fall gilt wegen des schlecht einzuhaltenden Abstands aber die Maskenpflicht.

Das ist mancher Stadt zu kompliziert: Mehrere Weihnachtsmärkte in der Region wurden bereits abgesagt, darunter Meersburg und Lindau. Begründung der Stadt Meersburg: Die drohende Alarmstufe des Landes mache die Umsetzung eines „stimmungsvollen Weihnachtsmarkts sehr anspruchsvoll“.

Konstanzer Weihnachtsmarkt soll stattfinden

Der Konstanzer Weihnachtsmarkt, der über die Region hinaus bekannt ist, soll hingegen stattfinden. Die Veranstalter setzen allerdings genauso wie in Singen und Radolfzell auf eine 2G-Zugangsbeschränkung. Alle drei haben gemeinsam ein Stoffbändchen entwickelt, mit dem die Besucher nachweisen können, dass sie geimpft oder genesen sind – und Maske tragen.

Die Stadt Konstanz begrüßt das Konzept. „Vor diesem Hintergrund wird der Weihnachtsmarkt wohl wie vorgesehen eröffnet werden – es sei denn, der Bund erlässt neue Regelungen“, sagt Sprecher Walter Rügert dem SÜDKURIER auf Anfrage. Die Stadt will aber dennoch an die Bürger appellieren, vorsichtig zu sein und größere Menschenansammlungen zu meiden. Besuche auf dem Weihnachtsmarkt sollten möglichst auf die Randzeiten gelegt werden, ergänzt der Sprecher.

Bereits am 18. November soll der Konstanzer Weihnachtsmarkt starten. Beim Stand von Michael Breuninger läuft der Aufbau auf Hochtouren.
Bereits am 18. November soll der Konstanzer Weihnachtsmarkt starten. Beim Stand von Michael Breuninger läuft der Aufbau auf Hochtouren. | Bild: Antonia Wintersig

Die Betreiber der Stände sind guter Dinge, dass die 2G-Regel und das Außenkonzept auch bei der drohenden Alarmstufe umsetzbar sind. Lauren Radimirisch ist Schmuckhändlerin aus Meersburg. Sie sagt: Die aktuelle Berichterstattung mache sie zwar nervös, sie vertraue aber darauf, dass sich das Konzept der Veranstalter bewähre und alles wie geplant stattfinden könne.

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Das ist für viele Betreiber auch finanziell wichtig – der Ausfall im vergangenen Jahr war für auch für Radimirisch „ein harter Schlag“. „Jetzt eine Absage wäre eine Katastrophe“, die Ware sei geordert oder bereits da, sagt auch Michael Breuninger, der auf dem Konstanzer Markt einen Essensstand betreibt. Alfredo Nicoletti ist mit frischen Waren aus Italien vertreten – er sieht es genauso.

Alfredo Nicoletti vom Eiscafé Nicoletti auf der Marktstätte hat seit zwölf Jahren auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt einen Stand.
Alfredo Nicoletti vom Eiscafé Nicoletti auf der Marktstätte hat seit zwölf Jahren auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt einen Stand. | Bild: Antonia Wintersig

Beide glauben aber an das Konzept – „es wird stattfinden“, gibt sich Breuninger überzeugt. Und: „Die Leute brauchen jetzt die Abwechslung“, betont er. Thomas Blaser, der auf dem Markt ebenfalls für das leibliche Wohl sorgt, sieht den Markt wie eine größere Außengastronomie. Und die werde ja auch bei Restaurants nicht eingeschränkt. Er hofft, dass die Besucher sich an die Regeln halten und zu Stoßzeiten auf Abstände und Maskentragen achten.

Michael Breuninger ist seit 30 Jahren mit seinem Glühweinstand auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt dabei.
Michael Breuninger ist seit 30 Jahren mit seinem Glühweinstand auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt dabei. | Bild: Antonia Wintersig

Land hält an bisheriger Corona-Verordnung fest

Von einer möglichen Schließung oder dem Verbot von Weihnachtsmärkten ist aus dem Sozialministerium nichts zu vernehmen. Aber: „Bei diesem Thema ist allerdings derzeit viel in Bewegung.“ Kommende Woche wollen die Ministerpräsidenten sich treffen. Die Diskussion auf Bundesebene ist in vollem Gange. Das letzte Wort in Sachen Weihnachtsmärkten ist möglicherweise noch nicht gesprochen.

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Dieser Artikel wurde nachträglich korrigiert. Der SÜDKURIER hatte zuvor geschrieben, dass eine generelle Zugangsbeschränkung gilt für Weihnachtsmärkte. Diesen Fehler haben wir korrigiert. Die Einschränkungen gelten ausschließlich für Essens- und Getränkestände.