Mehr als fünf Monate nach dem Verschwinden von Jasmin M. hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen ihren Ex-Partner Robert S. erhoben. Dem Mann wird Nachstellen mit Todesfolge, ein Verstoß gegen das Waffengesetz und Körperverletzung vorgeworfen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Über die Eröffnung eines Hauptverfahrens müsse nun das Konstanzer Landgericht entscheiden.
Gegenüber dem SÜDKURIER führte ein Sprecher der Konstanzer Staatsanwaltschaft Details zu der Anklage aus: Demnach wurden etwa 180 Zeugen benannt – ein Indiz für eine schwierige Beweislage. Schon 50 Zeugen gelten als viel. Ob alle benannten Zeugen dann auch tatsächlich vom Gericht geladen und befragt werden, wird sich noch zeigen.
Was bedeutet Nachstellen mit Todesfolge?
Der Vorwurf des Nachstellens – also des Stalkings – mit Todesfolge ergibt sich aus Hinweisen, dass der Verdächtige „massiv“ auf Jasmin M. eingewirkt, ihr Leben beeinflusst habe, so der Sprecher.
„Mit Todesfolge“ bedeutet, dass bislang unklar ist, ob eine vorsätzliche Tötung stattgefunden hat oder das Opfer fahrlässig – zum Beispiel aus Versehen in einer Streitsituation – zu Tode gekommen ist. Das Strafmaß bei Nachstellen mit Todesfolge beläuft sich nach Paragraf 238 des Strafgesetzbuches auf ein bis zehn Jahre Gefängnis.
Laut der Staatsanwaltschaft wurden bei dem Verdächtigen Robert S. zahlreiche Waffen gefunden – darunter auch solche, die gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz verstoßen. Solche Waffen darf man überhaupt nicht besitzen. Andere der gefundenen Waffen sind zwar prinzipiell legal, allerdings hat S. nicht die nötigen Erlaubnisscheine.
SÜDKURIER-Recherchen hatten bereits Anfang März dessen Interesse an Schusswaffen offengelegt: Bilder in sozialen Netzwerken zeigen S. beim Schießen mit einem historisch aussehenden Revolver.
Robert S. wurde bereits kurz nach dem Verschwinden der jungen Frau aus Eigeltingen-Heudorf verhaftet und sitzt seit Ende Februar in Untersuchungshaft. Seitdem schweigt er beharrlich. Die Ermittler gehen von einem Gewaltverbrechen aus.
Bislang gibt es keine Leiche
Bislang wurde keine Leiche von Jasmin M. gefunden. Die Polizei hat seit ihrem Verschwinden an verschiedenen Orten gesucht, zuletzt mit Tauchern und Sonargerät im Zeller See bei Radolfzell. Aktuell gebe es keine weiteren Ansätze für Suchaktionen, so die Staatsanwaltschaft.
Bei der Suche kam es insgesamt zu etwa 25 Taucheinsätzen, wie der SÜDKURIER aus Sicherheitskreisen erfuhr. Teilweise unterstützten auch französische Behörden die Ermittlungen, als circa 150 Kilometer Wasserweg am Hochrhein abgesucht wurden. Der Verdächtige besitzt dort ein Motorboot im Hafen von Waldshut.
Spendenaktion für die Mutter
Die Polizei untersuchte nach eigenen Angaben das Motorboot des 42-Jährigen auf Spuren, gefunden wurde allerdings nichts. Genauso bei Aktionen am Ufer in Radolfzell, im Heimatort der Vermissten und in einem Waldstück nahe Heudorf.
Jasmin M. wird seit dem 19. Februar vermisst. Seit etwas mehr als zwei Monaten sammeln Freunde und Bekannte ihrer Familie Geld für die Mutter, die durch die weiter laufenden Kosten ihrer Tochter finanziell stark unter Druck geraten war.
Eigeltingens Bürgermeister Alois Fritschi, der das Gemeindekonto für die Aktion zur Verfügung stellt, berichtete dem SÜDKURIER von einer erfolgreichen Aktion: In den zwei Monaten seit Beginn hätten über 200 Menschen eine mittlere vierstellige Summe gespendet, Jasmins Mutter sei „so glücklich“. „Ich glaube, wir haben das richtig gemacht“, so Fritschi.