Das erste von insgesamt vier verbotenen Straßenrennen am Wochenende fand am Freitag gegen 23 Uhr beim Autobahnkreuz Engen statt. Zwei hochmotorisierte BMWs lieferten sich auf mehreren Kilometern in Fahrtrichtung Stuttgart ein verbotenes Hochgeschwindigkeitsduell auf der A81.

Eine Polizeistreife konnte die beiden 21- und 26-jährigen BMW-Fahrer auf einer Rastanlage anhalten und kontrollieren. Noch vor Ort hat die Polizei beide Fahrzeuge mit Konstanzer Kennzeichen beschlagnahmt und abgeschleppt. Die beiden jungen Lenker erwartet unter anderem eine Strafanzeige und Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Konstanz.

Im Falle einer Anklage und Verurteilung drohen den beiden Männern aus dem Landkreis Konstanz laut Paragraf 315d „Verbotene Kraftfahrzeugrennen“ bis zu zwei Jahre Haft oder eine Geldstrafe. Wenn sie Leib oder Leben eines anderen Menschen oder fremde Sachen von bedeutendem Wert gefährdet haben, sogar bis zu fünf Jahre Haft oder eine Geldstrafe.

„Derselbe Porsche Spyder war wieder dabei“

Weniger Erfolg im Kampf gegen illegale Rennfahrer hatten die Behörden bei drei weiteren Hochgeschwindigkeitsduellen, die sich laut Zeugenaussagen am Samstag und Sonntag zugetragen haben sollen.

Gegen 20.45 Uhr beobachte die Abschleppunternehmerin Isabella Fuchs am Samstagabend, wie auf Höhe des A98-Rastplatzes Nellenburg zwei Sportwagen mit sehr hoher Geschwindigkeit in Richtung Stockach brausten. Sie verständigte umgehend die Autobahnpolizei Mühlhausen-Ehingen. „Ich bin zu 100 Prozent sicher, dass derselbe Porsche Spyder wieder dabei war, den wir schon vor zwei Jahren abgeschleppt haben“, sagt die Steißlingerin.

Abschleppunternehmerin Isabella Fuchs
Abschleppunternehmerin Isabella Fuchs | Bild: Isabella Fuchs

Damals, Ende August 2019, sollen laut einem Bericht der Bild-Zeitung ein Sohn und Enkel des wenige Tage später verstorbenen Volkswagen-Patriarchen Ferdinand Piëch in einem Porsche Spyder (Grundpreis: 768.000 Euro) und Ferrari 488 „Pista“ (Preis: ab 287.000 Euro) mit hoher Geschwindigkeit auf der A81 bei Steißlingen unterwegs gewesen sein. Mehrere Augenzeugen hatten die Polizei verständigt.

Für bis zu 1,5 Millionen Euro gehandelt

Ein Anrufer hatte damals der Polizei mitgeteilt, dass die beiden Sportwagen sein Fahrzeug zuerst überholt und dann den Verkehr auf zwei Spuren auf 70 bis 80 km/h runtergebremst hätten, um schließlich stark zu beschleunigen. Am Ende hatten die Behörden beide Sportwagen beschlagnahmt – sie gehören laut der Bild-Zeitung der Ferdinand Piëch Holding in Stuttgart – und die Führerscheine sowie Handys der beiden Piëch-Nachkommen einbehalten.

Kurze Zeit später haben die beiden Lenker ihre eingezogenen Führerscheine und Autos wieder aushändigt bekommen. Im März 2020 hat es das Amtsgericht Villingen-Schwenningen abgelehnt, ein Verfahren in diesem Fall zu eröffnen.

Warum sich die Abschleppunternehmerin Isabella Fuchs so sicher ist, dass der selbe Porsche Spyder wie 2019 bei dem Autorennen am Samstag beteiligt war? „Wenn Sie den einmal abgeschleppt haben in einer Vier-Stunden-Aktion, dann erkennen Sie ihn sofort wieder“, sagt die 51-Jährige dem SÜDKURIER.

Die Polizei Konstanz kann eine nachweisliche Beteiligung des im Eigentum der Ferdinand Piëch Holding GmbH stehenden Porsche Spyder allerdings nicht bestätigen. Die Polizei bittet etwaige weitere Zeugen darum, sich bei ihr zu melden.

Die Ferdinand Piëch Holding gibt ihrerseits an, dass der genannte Porsche Spyder in einer nicht zugänglichen Privatgarage abgestellt gewesen und an dem fraglichen Tag nicht gefahren worden sei. Es sei ausgeschlossen, dass der Porsche Spyder an einem illegalen Autorennen auf der A 98 beteiligt gewesen sein soll.

Ein Porsche Spyder beim Genfer Autosalon 2019
Ein Porsche Spyder beim Genfer Autosalon 2019 | Bild: DPA/Thomas Geiger

Tatsächlich gibt es weltweit nur exakt 918 Exemplare des Porsche Spyder. Gebrauchtwagen dieses limitierten Models, dessen Produktion 2015 eingestellt wurde, werden für bis zu 1,5 Millionen Euro gehandelt und sind innen wie außen extrem hochwertig ausgeführt. Doch wer genau gefahren sei, könne die Abschleppunternehmerin Isabella Fuchs aufgrund der hohen Geschwindigkeit, die sie auf etwa 300 km/h schätzt, nicht sagen.

„Hinterherfahren bringt nichts“

Laut Marcel Ferraro vom Polizeipräsidium Konstanz liegen den Behörden zwei Zeugenaussagen vor, die ein illegales Autorennen auf der A98 am Samstagabend gegen 20.55 Uhr beobachtet haben. „Hinterherfahren bringt nichts, wir müssen uns vor ihnen postieren, um sie abfangen zu können“, sagt Polizei-Sprecher Ferraro.

Marcel Ferraro, Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz
Marcel Ferraro, Sprecher des Polizeipräsidiums Konstanz | Bild: René Laglstorfer

Aufgrund der hohen Geschwindigkeit und der Fahrtrichtung Stockach wurde auch das Polizeipräsidium Ravensburg verständigt. „Eine Polizeistreife hat sich am Samstagabend in Überlingen an der B31 postiert und versucht die beiden Fahrzeuge abzufangen. Die Kollegen haben 45 Minuten gewartet, die müssen vorher wo abgefahren sein“, sagt Sarah König von der Ravensburger Polizei im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Auf Nachfrage sei die Streife etwa gegen 21 Uhr vor Ort in Überlingen gewesen.

Das dritte bekannte Straßenrennen am Wochenende soll am späten Sonntagabend auf der autobahnähnlichen B33 bei Steißlingen bis zum Autobahnkreuz Hegau stattgefunden haben. Zwei laut Polizei „jüngere Männer“ sollen mit ihren beiden weiß- und braunlackierten Mercedes mit Tuttlinger Kennzeichen andere Fahrzeuge in Bedrängnis gebracht haben. Sie überholten sich gegenseitig und bremsten sich gegenseitig wieder aus. Dabei wechselten die beiden jungen Männer bei hohen Geschwindigkeiten die Fahrstreifen. Zeugenangaben zufolge sollen sie andere Autofahrer über den Seitenstreifen überholt haben.

Straßenrennen im Konstanzer Stadtgebiet

Den Schlusspunkt an diesem verbotenen Straßenrenn-Wochenende im Landkreis Konstanz setzten zwei Raser im Konstanzer Stadtgebiet. Gegen 23 Uhr teilte ein Zeuge der Polizei mit, wie sich zwei Fahrer von hochmotorisierten Fahrzeugen im Bereich Petershausen, Europastraße und Schänzlebrücke ein Rennen lieferten. Bei den Autos handelte es sich um einen roten BMW und einen schwarzen Porsche – beide mit Schweizer Zulassung.

In allen vier Fällen ersuchen die Verkehrspolizei Mühlhausen-Ehingen bzw. das Polizeipräsidium Konstanz Zeugen um Hinweise unter den Telefonnummern 07733 9960 sowie 07531 9950.