Vorlesungen an der Uni – eigentlich Alltag für Studenten. Doch in der Pandemie war nichts normal. Präsenzunterricht gab es nur eingeschränkt oder digital. In diesem Wintersemester sollen wieder so viele Präsenzveranstaltungen wie möglich stattfinden. Doch dafür hat das Land strenge Corona-Regeln beschlossen.

So dürfen Vorlesungen nur unter Einhaltung der sogenannten 3G-Regel stattfinden. Studenten müssen also nachweisen, dass sie geimpft, genesen oder getestet sind. Was aber tun Studenten, die sich nicht impfen lassen wollen oder aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können? Kommt die Regelung nicht praktisch einem Ausschluss Ungeimpfter gleich?

Denise Burgert, Sprecherin vom Wissenschaftsministerium, sagt dem SÜDKURIER auf Anfrage, das Land werde ab 11. Oktober keine Tests mehr finanzieren für Bürger, die sich nicht impfen lassen wollen. Das gelte auch für Studenten. Diese müssten dann Apotheken oder andere Testzentren aufsuchen, die kostenpflichtige Tests weiterhin anbieten.

Zudem seien den Hochschulen in Baden-Württemberg im Sommersemester 400.000 Tests für Studierende zur Verfügung gestellt worden. „Soweit Tests noch vorhanden sind, werden die Hochschulen diese zur Verfügung stellen“, so Burgert. Nach Ministeriumsangaben sind noch 260.000 Tests übrig.

Ministerium will Anreize zum Impfen verstärken

In einem Schreiben des Ministeriums, das dem SÜDKURIER vorliegt, ist das Ansinnen deutlicher formuliert: „... dem Anliegen einer dauerhaften Finanzierung von Tests für Studierende“ könne das Ministerium „nicht entsprechen, weil wir dadurch letztlich einen falschen Anreiz, sich nicht impfen zu lassen, setzen würden.“

Lange Zeit war es an den Hochschulen und Universitäten im Land still. Jetzt kehrt Leben in die Hörsäle zurück, allerdings gelten feste ...
Lange Zeit war es an den Hochschulen und Universitäten im Land still. Jetzt kehrt Leben in die Hörsäle zurück, allerdings gelten feste Regeln für den Präsenzbetrieb. | Bild: Michael Reichel, dpa

Kostenlose Tests für Studenten, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können, müssen ohnehin nicht für Tests bezahlen – sie werden auch weiterhin übernommen, erklärt Burgert.

Stichproben an der Zeppelin-Universität

Erste Rückmeldungen von Universitäten im Südwesten zeigten ohnehin, dass die Impfquote unter Studenten sehr hoch sei. So liege diese an den Universitäten in Tübingen und Mannheim bei 85-90 Prozent, sagte Burgert.

Die Landesstudierendenvertretung Baden-Württemberg sagt dem SÜDKURIER auf Anfrage: „Grundsätzlich erachten wir also die 3-G-Regel an den Hochschulen als notwendig aus unserem gesamtgesellschaftlichen Verantwortungsbewusstsein heraus“, so Sprecher Andreas Bauer.

In der Region gehen die Unis unterschiedlich mit den Vorgaben um. Vorreiter ist die Zeppelinuniversität, die ihren Studienbetrieb schon Anfang September wieder aufgenommen hat. Dort wird ein Alternativmodell getestet, das die Corona-Verordnung zulässt: Wollen die Unis keine Zugangskontrollen durchführen, können auch Stichproben vor Ort gemacht werden. Die Ergebnisse müssen dann aber zwingend ans Ministerium übermittelt werden.

Hohe Impfquote in Friedrichshafen

Rainer Böhme, Sprecher der Zeppelin-Universität in Friedrichshafen, erklärt, wie das geht: „Jeden Tag werden zehn Prozent der auf dem Campus anwesenden Menschen kontrolliert.“ Befinden sich 800 Besucher auf dem Campus, werden entsprechend 80 kontrolliert. Diese müssten dann nachweisen, dass sie geimpft, genesen oder getestet sind. Dafür entfällt die generelle Eingangskontrolle.

„Wir hatten bisher keinen einzigen negativen Fall“, sagt Böhme und meint, dass jeder einen 3G-Nachweis bei sich hatte. Und noch ein positiver Trend fiel auf: Durch die Datenerhebung der Kontrollen weiß die Uni nun, dass 94 Prozent der Studenten geimpft sind. Einige wenige Studenten könnten sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen, ergänzte der Sprecher.

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Auch die Duale Hochschule Villingen-Schwenningen verfährt nach dem Stichprobenprinzip. Vorlesungen dürfen nur mit gültigem 3G-Nachweis besucht werden. Wer bei der Kontrolle keinen vorweisen kann, muss mit einem Hausverbot rechnen. Bei Wiederholungen werden Betroffene den Behörden gemeldet, heißt es auf der Webseite der Uni. Eine Testmöglichkeit an der Uni wird nicht angeboten. Studenten, die nicht geimpft sind, müssen sich selbst außerhalb der Hochschule darum kümmern.

Kostenloses Screening an der Uni Konstanz

In Konstanz setzt die Universität dagegen auf die klassischen Zugangskontrollen. Seit Anfang Oktober müssen Studenten dort am Eingang einen 3G-Nachweis bei sich haben. Dieser kann auf die Unizugangskarte gespeichert werden, die Daten bleiben anonym, so dass die Universität nicht sehen kann, ob die Studenten geimpft, genesen oder getestet sind.

Ein Student mit Mund- und Nasenmaske desinfiziert in der Begrüßungsveranstaltung für Studierende im ersten Semester an der Universität ...
Ein Student mit Mund- und Nasenmaske desinfiziert in der Begrüßungsveranstaltung für Studierende im ersten Semester an der Universität Hohenheim seinen Tisch. | Bild: Sebastian Gollnow, dpa

Zudem bietet die Universität weiter kostenlose Screeningtests an, bestätigte Sprecherin Susanne Mahler-Siebler. Das begrüßt auch Alexandra Sättele, Vorsitzende der Studierendenvertretung der Uni Konstanz: „Wir haben die Online-Lehre alle satt“, sagt sie. Damit ein normaler Uni-Betrieb wieder möglich sei, brauche es eben entsprechende Regelungen.

Übergangslösung für Ungeimpfte

An der HTGW in Konstanz ist hingegen eine Übergangslösung vorgesehen. Sprecherin Anja Wischer sagt, es werde für ungeimpfte Studenten ab 11. Oktober bis Ende November zwei Mal pro Woche die Möglichkeit geben, kostenlos Selbsttests unter Aufsicht zu machen, die Uni stelle dazu dann Nachweise aus. Danach müssten die Studenten aber selbst dafür aufkommen.

Mehrkosten im Spätjahr

Auch an der Universität Furtwangen ist auf der Webseite zu lesen: „Die beglaubigten Tests müssen außerhalb der HFU durchgeführt und mitgebracht werden. Die HFU kann keine Kosten für Tests übernehmen.“ Ungeimpfte Studenten müssen sich damit auf zusätzliche Kosten gefasst machen.

Die genauen Kosten für Tests sind indes schwer vorhersehbar. Schätzungen gehen aber von 15 bis 30 Euro für Schnelltests aus: Die Hersteller können die Preise selbst setzen. In den Testzentren konnten die Betreiber zunächst 18 Euro pro Test abrechnen, später wurden die Kosten aber auf 12,50 Euro gesenkt, die der Bund bis zum 11. Oktober übernimmt.

Ein Ende der 3G-Regelung an den Universitäten ist seitens des Landes indes nicht in Sicht. Sprecherin Burgert betont: Die Maßnahme werde bis auf Weiteres beibehalten.