Kaum Regen und viel Hitze, das hat Folgen: Egal ob Ober-, Gnaden- oder Überlinger See – überall sinkt der Wasserpegel dramatisch. Und auch wenn der Pegel vom historischen Rekord-Niedrigstand noch etwas entfernt ist, bereitet er erste Probleme. So wurde schon das Wasserentnahme-Verbot aus dem Bodensee um ein Jahr verlängert. Und zwischen Reichenau und Mettnau im Gnadensee entsteht eine weitere kleine Insel.
Ebenso am Rhein: Dort zeigen sich die Folgen des aktuell niedrigen Wasserstandes schon deutlich. Doch was bedeutet der Wasserpegel eigentlich genau? Und was ist der Unterschied zwischen Pegel und Tiefe?
Was der Pegelstand wirklich bedeutet
Joachim Liebert erklärt: „Wassertiefe und Pegelstand sind nicht das Gleiche.“ Er arbeitet im Referat für Hydrologie und Hochwasservorhersage der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW). Der Pegelstand werde mithilfe eines Pegels bestimmt. Gemessen wird der Stand mithilfe einer Pegellatte, die im Wasser hängt. Sie reicht aber nicht bis zum Grund des Gewässers, sondern hat einen zuvor festgelegten Nullpunkt.

Der werde auf Basis vergangener Erfahrungen so gewählt, dass er niemals unterschritten wird, damit es keine negativen Pegelstände gibt. Mithilfe des Pegelstands an der Messstelle könne dann der Wasserstand für den Abschnitt eines Sees oder Flusses gewählt werden, für den der Pegel repräsentativ ist.
Messstellen sind nicht an tiefster Stelle
Damit Pegelstand und Wassertiefe identisch sind, müsste die Messlatte an der tiefsten Stelle eines Sees liegen und bis auf den Grund reichen. Das sei aber unpraktisch, wie Liebert berichtet. „Aus praktischen Gründen sollte die Messstelle einerseits vom Ufer aus gut erreichbar sein“, erklärt er. Und andererseits könnten Messlatten in der Mitte eines Sees oder Flusses die Schifffahrt behindern.
„Selbst wenn der Pegel bei Null liegt, führen Bodensee und Rhein also noch jede Menge Wasser“, erklärt der Hydrologe. Ein Pegelstand von Null bedeute nur, dass die Pegellatte nicht mehr das Wasser berührt.
Kapitäne müssen individuelle Pegelstände kennen
Neben dem Pegelstand bestimmen die einzelnen Stationen auch den Abfluss, also die Geschwindigkeit des Wassers an dieser Stelle. Dazu wird die Durchflussmenge pro Sekunde gemessen. Der Abfluss ist meist konstant, weshalb der Pegelstand an engen Stellen eines Flusses höher ist als an breiten Stellen, erklärt der Hydrologe.
„Daher sind Pegelstände immer individuell und nicht über Stationen hinweg vergleichbar“, sagt Liebert. Drei Meter Pegelstand am Hochrhein bedeuten also etwas anderes als drei Meter am Oberrhein. Schiffsführer müssten daher Bescheid wissen, wie die individuellen Pegelstände an einzelnen Stellen zu interpretieren sind. Für Laien seien Pegelstände hingegen meist nicht aussagekräftig oder interessant.