Für viele Autofahrer ist es ein Albtraumszenario: Mitten im Pfändertunnel bei Bregenz fängt ein Auto Feuer. Ein 62-Jähriger war mit seiner Frau Richtung Deutschland unterwegs, als aus dem Motorraum seines BMW erst Rauch und dann Flammen schossen.

200 Personen, die zur gleichen Zeit im Tunnel unterwegs waren, retteten sich selbst oder wurden von den Einsatzkräften aus dem Tunnel befreit. Auch das Ehepaar aus Deutschland konnte sich in einem Querstollen in Sicherheit bringen. Es gab keinen einzigen Verletzten.

Keine Verletzten trotz Rauch

Die Feuerwehr Lochau war in wenigen Minuten im Tunnel.
Die Feuerwehr Lochau war in wenigen Minuten im Tunnel. | Bild: Feuerwehr Lochau

Nur neun Minuten nach Alarmierung der Einsatzkräfte war die Feuerwehr mit Atemschutzmasken im Tunnel. Durch das Ausbrennen des Fahrzeugs sorgte dichter Rauch für schlechte Sicht. Dass es trotz der Gefahren durch Feuer, Rauch und viele Autos zu keinen weiteren Schäden an Personen oder Fahrzeugen gekommen ist, hat mehrere Gründe.

So finden regelmäßig Übungen von Einsatzkräften im Pfändertunnel statt. Dabei sind hunderte Personen der Feuerwehr, Polizei, Rettungskräfte sowie der zuständigen Behörde Asfinag beteiligt. Bei der letzten Übung im November 2023 wurde mit 250 Einsatzkräften ein Unfall mit drei Autos und einem Reisebus trainiert.

Übungen wie diese helfen den Einsatzkräften, Ruhe zu bewahren. Mindestens einmal pro Jahr finden sie statt. „Besonders die Übungen im Tunnel sind essenziell. Anders als bei einem Hausbrand kommen wir in einem Tunnel oft aus verschiedenen Richtungen und haben bei einem Brand durch den Rauch zusätzlich eine schlechte Sicht“, sagt Dietmar Klagian von der Feuerwehr Lochau. Seine Einheit war als eine der ersten Fahrzeuge vor Ort.

Modernste Technik

Aber auch der Aufbau des Tunnels selbst half dabei, dass die Gefahrensituation glimpflich ausgegangen ist. Es gibt zwei verschiedene Röhren für den Verkehr aus und nach Österreich. So kann immer eine Röhre als sichere Zone genutzt werden.

Spezielle Kameras bieten klare Sicht trotz dichten Rauchs.
Spezielle Kameras bieten klare Sicht trotz dichten Rauchs. | Bild: Feuerwehr Lochau

Außerdem ist der Tunnel an eine Verkehrsmanagementzentrale angeschlossen. Diese ist rund um die Uhr besetzt und leitete am Sonntag nach der Erstmeldung konkrete Schritte zur Evakuierung des Tunnels ein. „Sämtliche Sicherheitseinrichtungen haben sofort zu 100 Prozent funktioniert, auch die Aktivierung der Rettungskette sowie die Rotschaltung des Tunnels“, sagte Alexander Holzedl der zuständigen Stelle Asfinag.

Die Sperrung der Einfahrt sorgte erst einmal dafür, dass keine weiteren Autos in den Tunnel fuhren. Alle Personen, die sich im Tunnel befanden, konnten sich über Durchgänge in die andere Röhre retten und von Einsatzkräften abgeholt werden.

Evakuierung über Radio

Die Querstollen verbinden beide Röhren und sind als Fluchtwege geeignet.
Die Querstollen verbinden beide Röhren und sind als Fluchtwege geeignet. | Bild: Feuerwehr Lochau

Die zuständige Behörde für Schnellstraßen, Asfinag, war auch bei der Evakuierung des Pfändertunnels aktiv beteiligt. Ein Mitarbeiter der Behörde koordinierte den Einsatz. Der Clou: Die Menschen in den Fahrzeugen erhielten seine Informationen direkt über das Autoradio. Währenddessen beförderte ein Absaugsystem den giftigen Rauch aus dem Tunnel.

Noch während die Feuerwehr zum Einsatzort fährt, zeigen Live-Videoaufnahmen aus dem Tunnel die aktuelle Situation im Tunnel. Diese technischen Hilfsmittel sind für die zuständigen Feuerwehren eine enorme Erleichterung. „Die Technik hilft uns sehr. Die Videoaufnahmen aus dem Tunnel helfen uns, schnell zum richtigen Tunnelkilometer zu fahren. Und ohne die Absauganlage würden wir viel weniger sehen. Der Einsatz würde viel länger dauern“, sagt Dietmar Klagian.

Das richtige Verhalten bei einem Brand im Tunnel

Trotz der technischen Hilfsmittel ist die Selbstrettung der Personen entscheidend, um unversehrt aus dem Tunnel zu kommen, wie Feuerwehrkommandant Klagian erklärt. Betroffene sollten ihr Fahrzeug am rechten Fahrbahnrand abstellen und den Schlüssel stecken lassen. So können im Zweifelsfall die Autos weggefahren werden. In vielen Tunneln, so wie auch im Pfändertunnel, stehen Rettungswege zur Verfügung.

Und doch, dass ein Einsatz wie der am Sonntag ohne Verletzungen ausgeht, ist nicht selbstverständlich. Dementsprechend groß ist die Erleichterung: „Es war ein Einsatz aus dem Lehrbuch“, fasst Dietmar Klagian zusammen.