Noch immer steht die Imperia maskiert im Hafen an den Toren zur Stadt. Bisher hielten sich die Verantwortlichen der waghalsigen Aktion, bis auf eine verschwurbelte Mail an die SÜDKURIER-Redaktion sowie eine aufgestellte Tafel unterhalb der Statue, bedeckt. Doch jetzt erklärt „Die Päpstin“ in einem Telefonat spannende Hintergründe, was es mit dem Mundschutz auf sich hat.

„Wir wollten den Konstanzern ein Lächeln ins Gesicht zaubern“, sagt der Kopf der Gruppierung. Am anderen Ende der Leitung spricht ein jung klingender Mann, vielleicht Mitte 20, dialekt- und akzentfrei.

Warum ein Lächeln? Social Distancing, also auf Abstand gehen, sei seit der Corona-Pandemie ständig präsent. Jeder Einzelne könne etwas tun, um die Stimmung zu verbessern. „Wir wollten unseren Beitrag leisten. Und wir sind froh, dass wir viele Konstanzer zum Lachen gebracht haben“, sagt der Mann, der sich nicht zu erkennen geben möchte.

Auf dieser Tafel, die unterhalb der Imperia auf dem Steg platziert wurde, haben die Aktionskünstler „Die Päpstin“ diese ...
Auf dieser Tafel, die unterhalb der Imperia auf dem Steg platziert wurde, haben die Aktionskünstler „Die Päpstin“ diese Nachricht hinterlassen. | Bild: Küster, Sebastian

Aber die veränderte, oder besser gesagt, ergänzte Kunst, soll im Kopf der Menschen weiter reifen und mehr hervorrufen, als nur einen kurzen Glücksmoment. Wer die maskierte Imperia länger betrachtet und auf sich wirken lässt, könne – so zumindest der Sprecher der „Päpstin“ – das verdeckte Lächeln auf eine gesamtgesellschaftliche Ebene bringen und sogar die herzlichen, freiheitlichen europäischen Werte, den Zusammenhalt der Demokratie, erkennen. Genauer wird der junge Mann nicht.

Generell antwortet er auf Fragen zu Alter, Herkunft und Anzahl der Mitglieder ausweichend. Frei nach dem Motto: „Die Kunst und nicht der Künstler steht im Vordergrund“, sagt er. Die Information, dass es mehrere Mitglieder sind und sie alle aus der Region kommen, müsse genügen.

Denn deshalb habe man sich bei der Masken-Aktion für die Imperia entschieden. „Sie hat hier einfach die größte Strahlkraft“, sagt der Unbekannte. Wer allerdings glaubt, dass die Maskierung der Imperia ein spontaner Jugendstreich gewesen sein soll, irrt sich. Es sei definitiv „keine Hau-Ruck-Aktion“ gewesen. Man habe sich gut vorbereitet. Der Schutz der Gesundheit stand dem Unbekannten zufolge immer an erster Stelle. Und besonders wichtig: „Für Laien wäre die Aktion durchaus gefährlich gewesen. Unsere Kunst soll insofern also nicht als Aufforderung zum Nachmachen verstanden werden.“

Viele Betrachter der maskierten Imperia und viele Leser des SÜDKURIER erinnerte die Aktion nämlich an das Jahr 2017. Damals machten sich mutmaßlich rechtsextreme Mitglieder der „Identitären Bewegung„ am Kunstwerk von Peter Lenk zu schaffen. Sie hüllten die Figur in schwarze Folie und verbreiteten dadurch rechte Propaganda.

Doch in der Unterhaltung wird schnell klar, dass sich die selbsternannten „Aktionskünstler“ von jeglicher rechter Gesinnung eindeutig distanzieren. Gemein hätte man mit dieser Haltung nichts.

Ob die Aktion der „Päpstin“ vom vergangenen Montag die letzte sein wird, ist nicht klar. Die Gruppe lässt sich jedenfalls nicht in die Karten blicken. Nur so viel: „Die Konstanzer dürfen sich überraschen lassen.“