Das Statistik-Portal Statista weiß Bescheid: 36 Prozent der Deutschen essen an Heiligabend Würstchen mit Kartoffelsalat. Gehört Starkoch Tim Raue aus Berlin auch dazu? „Auf gar keinen Fall. Das ist ein Kindheitstrauma, das kann ich nicht essen“, verrät er im Gespräch mit dem SÜDKURIER. „Das habe ich als Kind mal ausgekotzt. Der Geschmack von warmen Wiener Würstchen mit Kartoffelsalat ist seither einer der ekelerregendsten, den ich mir vorstellen kann.“

Das bei vielen beliebte Gericht ist nicht das einzige, mit dem Raue nichts anfangen kann. Rohe Austern findet der 50-Jährige „auch widerlich – die schmecken wie eine Schnecke im Hafenbecken. Und Nieren hasse ich übrigens auch. In meiner Ausbildung musste ich mal ungewässerte Nieren machen – dieser Geruch von Pisse, den finde ich nicht geil.“
Was gibt‘s beim Zwei-Sterne- und TV-Koch also statt Würstchen und Kartoffelsalat an Weihnachten? „Seitdem ich mit meiner Frau zusammen bin, feiern wir bei meinen Schwiegereltern in Oberösterreich. Das ist ganz geil aufgeteilt: Meine Schwiegermutter macht Frühstück, mein Schwiegervater macht Abendessen. Ich bin der Hilfskoch und darf beiden helfen. Elementar ist für mich: Weihnachten schmeckt für mich nach Ente mit Rotkohl und Klößen. Wenn es das nicht gibt, dann ist es kein Weihnachten – und das möchte ich nicht erleben.“
An Weihnachten hat er frei
Raues Haupt-Restaurant in Berlin ist über die Feiertage geschlossen – daher kann er auch ein paar Tage freimachen. „Wir wollen, dass unsere Mitarbeiter, die aus ganz Deutschland kommen, bei ihren Familien sind über Weihnachten und nicht arbeiten müssen.“ Außerdem sei das Klientel, das an Weihnachten ins Restaurant geht, seiner Erfahrung nach sehr schwierig.
„Das sind meistens größere Familien mit interfamiliären Spannungen“, sagt Raue. „Das ist zu Hause schon eine Herausforderung, im Restaurant ist das noch eine viel größere. Wenn Oma, Opa, Mama, Papa, Kinder und Enkel zusammensitzen – das ist nie gut gegangen. Weihnachtstage haben vom Umsatz nie Sinn gemacht, Arbeiten an diesen Tagen ist die Hölle.“
Während er mit der Familie gern Weihnachten feiert, hat Raue Silvester nach eigener Aussage „noch nie verstanden – auf Befehl feiern und saufen! Wir verbringen das bei uns daheim in Graz.“ Zwischen der Stadt an der Mur und seiner Heimat Berlin pendelt der Koch mit seiner Familie.