Als Tim Raue im Herbst 2023 das letzte Mal in Konstanz war und die Gäste der nach ihm benannten Brasserie Colette kulinarisch verzauberte, konnte er sich einen kleinen Seitenhieb auf die Einheimischen nicht verkneifen: „Ich würde mir wünschen, dass die Konstanzer ein bisschen offener wären für die Kulinarik, die Spaß macht. Ich habe in Konstanz immer so ein bisschen das Gefühl, dass man sich gerne woanders verlustiert, aber zu Hause sehr kritisch ist“, sagte er damals gegenüber dem SÜDKURIER.

Nun war er erneut in Konstanz. Der weit gereiste Zwei-Sterne-Koch kennt sich auch am Bodensee gut aus – zumindest, was die Kulinarik angeht. „Ich spreche regelmäßig mit den Mitarbeitern des Colette“, sagt er. „Mir spiegeln auch andere Konstanzer Gastronomen: Es ist nicht einfach hier, Konstanz ist kein Pflaster, bei dem du das Gefühl hast, dass du für deine Arbeit geschätzt und gewürdigt wirst.“ Rumms.

Und dann noch: „Hier wird viel diskutiert über Preise und über Geld. Dabei wird in diese Stadt sehr viel Geld aus der Schweiz getragen. Hier gibt es genug Geschäfte, die brummen wie die Sau.“ Das erinnere ihn ein wenig an den Berliner, „der seine Kohle in Sylt ausgibt und dort den großen Château Lafite-Rothschild trinkt, in Berlin aber den Riesling für 28 Euro die Flasche bestellt, weil er meint, dass ihn die anderen sehen können und niemand soll wissen, wie viel Geld er hat“.

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Tim Raue kritisiert die Empfangskultur der Menschen in Konstanz: „Wir haben sehr, sehr lange gebraucht, um in Konstanz anzukommen.“ Auch wenn er deutliche Besserung verspüre: „In Konstanz entwickelt sich das extrem positiv. Wir haben eine unglaubliche Kontinuität in Küche und Service mit Van Hung Nguyen und Jasmin Weber, die einen tollen Job machen. Ich habe mittlerweile das Gefühl, dass wir jetzt dazu gehören, wir sind ein Teil der Stadt und der Region geworden. Natürlich haben wir in Konstanz viele Schweizer, die kommen und gehen. Aber man muss in der Region verwurzelt sein.“

In der Region verwurzelt ist Jari Dochat von den Anglerstuben, der 2022 die TV-Show „The Taste“ gewonnen hat. Er war im Team von Tim Raue. Rückblickend sagt der Starkoch über den Konstanzer: „Jari war immer ein bisschen großmäulig und verfügt über sehr, sehr viel Bewusstsein. Er ist ein toller Gastronom, weil er wirklich, wirklich von Herzen gerne kocht und um andere glücklich zu machen. Er hat diesen Schalk im Nacken, was ihm unfassbar gut steht, und er ist sehr, sehr fleißig.“

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Mona Hiermaier aus Konstanz gewann die TV-Show 2023, allerdings im Team von Juror Alex Kumptner. Über die Privatköchin, die man für Veranstaltungen buchen kann, sagt Tim Raue: „Sie ist mit 25 Jahren relativ jung. Das Kochen ist ihr zweiter Karriereschritt. Sie war sehr, sehr selbstständig. Die Abzweigung, die sie genommen hat, hätte ich nicht genommen, der Verlockung des momentanen Erfolges folgend. Doch Mona wirkt sehr mit sich im Reinen und glücklich.“

Beide Konstanzer Köche hätten völlig verdient gewonnen, „das war alternativlos. Du weißt ja nie, ob dir im Finale die Nerven versagen. Sie waren absolut zu Recht die Gewinner“.

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