Die derzeitige Fortschreibung des Regionalplans für die Region Bodensee-Oberschwaben sorgte bei der jüngsten Gemeinderatssitzung in Bermatingen für Verdruss. Denn der Regionalplan sieht für die Nachbargemeinde Salem ein Vorranggebiet für Industrie und Gewerbe vor. Rund 30 Hektar Land sind dafür zwischen Neufrach und Buggensegel am bestehenden Gewerbegebiet vorgesehen. Doch die damit einhergehende Zunahme des Verkehrs werde in der Hauptsache zu Lasten Bermatingens und seines Ortsteils Ahausen gehen, so die Befürchtung der Gemeinderäte. Außerdem ärgerte man sich über die „unkooperative Haltung“ der Gemeinde Salem bei der Planung gegenüber der Nachbargemeinde.
Gemeinden sind an ihre baulichen Grenzen gestoßen
In der Gemeinderatssitzung erläuterte Verbandsdirektor Wilfried Franke die Notwendigkeit des Ausbaus der geplanten Gewerbegebietsflächen.
„Ich bin überzeugt, dass besonders im Hinblick auf die Entwicklung der Automobil- und Flugbranche, wir weiterhin Gewerbeflächen in unserem Verbandsgebiet brauchen werden.“Wilfried Franke
Doch gleichzeitig zeichnete er ein nicht allzu rosiges Bild für diese Entwicklung, da mittlerweile viele Gemeinden an ihren baulichen Entwicklungsgrenzen angelangt seien. „Uns bleibt vielerorts nicht anderes übrig, als bestehende Flächen zu korrigieren und zu modifizieren“, so Franke weiter. Im Regionalplan für die kommenden 35 Jahre wird ein Bedarf an Gewerbeflächen zwischen 220 und 700 Hektar prognostiziert, tatsächlich realisierbar seien laut Franke jedoch lediglich zwischen 90 und 120 Hektar.
Pläne missfallen Bermatinger Gemeinderäten
Regelrecht „Bauchschmerzen“ bereite diese Planung Gemeinderat Jakob Krimmel (LBU). „Die Verkehrsauslastung auf der L 205 funktioniert heute schon nicht, also ist zu erwarten, dass es noch schlimmer wird.“ Zudem stehe im Regionalplan, dass die Entwicklung von Gewerbeflächen ein interkommunales Interesse darstellen solle, davon sei vonseiten Salems nichts spüren.
Ähnlich sieht es Franz Kutter (FW). „Gewerbeflächen sind der Schlüssel unseres Wohlstands und heimische Unternehmen sollten vor Ort Flächen angeboten bekommen können und nicht in Sigmaringen.“ Doch der Gemeinderat Salem lehnte unlängst die Niederlassung eines Bermatinger Busunternehmens in eben jenem Gewerbegebiet ab, was Kutter Sorge bereitet: „Ich sehe hier einen klaren Handlungsbedarf, denn Fakt ist, dass die Entwicklung in Salem unsere Gemeinde Bermatingen belastet.“
Keine Hoffnung auf Umgehungsstraße
Wilfried Franke legte dar, dass in der Tat große Gewerbestandorte interkommunal angelegt sind, etwa durch die Bildung von Zweckverbänden, was durchaus angestrebt wurde, doch könne man dies nicht erzwingen und die Gemeinde Salem habe sich nun mal für einen Alleingang entschieden.
In diesem Zusammenhang wurde von Gemeinderätin Carola Uhl (CDU) die einstmals geplante Bermatinger Umgehungsstraße angesprochen, die ein gewisses Entlastungspotenzial biete. „Die Bahn kann ja nicht den Frachtverkehr übernehmen, also wäre die Umfahrung schon wünschenswert.“
Doch Wilfried Franke zeigte sich diesbezüglich skeptisch: „Meiner persönlichen Einschätzung nach gibt es keine politische Hoffnung für diese Straße.“ Der Neubau von Straßen sei in seinen Augen gesellschaftlich nicht mehr gewollt. Einzige Hoffnung auf ein gewisses Maß an Verkehrsentlastung biete die Elektrifizierung der Bodenseegürtelbahn, so Franke. „Und da sind wir aktiv dran.“