Ehrenamtliches Engagement sichert unzählige Projekte, Angebote und Hilfen in den Städten und Dörfern im Bodenseekreis. Hinter den Vereinen und Gruppen stehen Menschen mit großem Herz und großen Zielen. Uschi Kraus und Maike Hucht engagieren sich generationenübergreifend in Daisendorf.
Uschi Kraus hat den Wochenmarkt initiiert
Ziemlich lustig geht es meist zu bei der Sektrunde donnerstagnachmittags auf dem Daisendorfer Wochenmarkt. Zumeist ältere Bürgerinnen und Bürger treffen sich hier – nicht nur zum Einkaufen – sondern auch, um mit einem Gläschen Sekt anzustoßen. Sie sitzen und plaudern unter der großen Kastanie, bei schlechtem Wetter im Rathausfoyer. Ellen Menner, Ehefrau das langjährigen Narrenpolizisten Martin Menner, hat oft selbst gemachtes Gebäck dabei.

Maßgeblich zu verdanken ist das gesellige Beisammensein Uschi Kraus, der „Marktfrau“ Daisendorfs. Im Rahmen der Bürgerwerkstatt war vor vier Jahren die Idee eines Wochenmarkts entstanden. Uschi Kraus, die ohnehin schon vielfältig im Ort engagiert war, hatte das Ganze dann angepackt und Marktbeschicker gesucht. Mit Erfolg: Der 2020 eröffnete Wochenmarkt legte einen fulminanten Start hin.
Auch wenn der Markt heute wieder darbt und dringend neue Stände brauchen könnte, etwa für Gemüse, Brot oder Käse, ist die damals zur Einweihung ins Leben gerufene Sektrunde quicklebendig. Sogar Bewohner der Meersburger Seniorenresidenz Augustinum finden den Weg auf den Marktplatz.
Uschi Kraus freut das sehr. Denn sie setzt sich seit jeher für ein lebendiges Miteinander im Ort ein. Als die geborene Überlingerin vor 30 Jahren zu ihrem Mann nach Daisendorf zog, hatte sie sich gleich beim Seniorennachmittag engagiert, der 1987 von den Gemeinderätinnen Gisela Lehmann und Traudel Pimiskern ins Leben gerufen wurde. Jeden letzten Mittwoch im Monat gibt es seither Kaffee und selbstgebackenen Kuchen im Rathaussaal, manchmal auch mit Musik oder einem Vortrag.
Was beim Seniorennachmittag deutlich wird, der unter anderem von Angelika Ritsche organisiert wird: Es sind oft dieselben Akteure, die das Dorfleben über Jahrzehnte lebendig halten. Das gilt auch für Uschi Kraus: Als 1998 das Dorffest aus der Taufe gehoben wurde, war sie gleich dabei und organisiert dieses seit 2010. Nicht weniger verdient ist ihr Ehemann Horst, der zwei Jahrzehnte lang den örtlichen Narrenverein Sumpfgeister führte und dort die erfolgreiche Fußball-Dorfmeisterschaft initiierte. Zur festen Tradition gehören nicht zuletzt die regelmäßigen Spenden der beiden an die Pfadfinder, das Kinderhaus und die Feuerwehr, die sich auf zigtausend Euro summieren dürften.

Nicht verkneifen kann sich Uschi Kraus auch den jährlichen Auftritt beim „Saugattergschnorr“ an der Daisendorfer Fasnet. Hier darf jeder auf der Bühne etwas zum Besten geben. In diesem Jahr tat sie ihre wohlgereimte Meinung zu den „Weicheiern im Gemeinderat“ kund.
Maike Hucht übernimmt vom Bruder die Leitung der Pfadfinder
Daisendorf hat nicht einmal 1600 Einwohner, aber eine eigene Pfadfindergemeinschaft mit stolzen 40 Mitgliedern. Das ist alles andere als selbstverständlich. Denn Pfadfinderstämme finden sich meist nur in größeren Orten, etwa Überlingen oder Markdorf. Gegründet wurde der Daisendorfer Stamm St. Martin 1987 von Hans Nolle, der als Neubürger mit seiner Familie damals Angebote für die Jugend vermisste. Als Patenstamm unterstützten die Überlinger Pfadfinder die Gründer in Daisendorf, zum Beispiel mit Zelten.
Seit vergangenem Herbst leitet nun Maike Hucht den Daisendorfer Stamm, neben ihren Co-Vorsitzenden Peter Fuhs und Monika Löchle. Die 22-jährige Studentin führt damit quasi eine Familientradition fort. Denn wie ihre beiden größeren Brüder ist sie seit der Grundschule bei den Pfadis aktiv. „Die haben immer so tolle Sachen erzählt, da wollte ich auch dabei sein.“ Die vergangenen sechs Jahre leitete ihr Bruder Philipp die Gruppe, bevor er beruflich nach München ging. Da war es für Maike Hucht keine Frage, sich zur Wahl zu stellen. Obwohl dies reichlich Arbeit bedeutet: Sie muss nun das jährliche Zeltlager organisieren, den Kontakt mit anderen Stämmen pflegen und sich um etliche Formalitäten kümmern.
Das Engagement der Pfadfinder in Daisendorf ist vielfältig: Beim Dorffest sorgen sie mit einer Cocktailbar für abwechslungsreiche Drinks, 2023 haben sie die vor Jahren eingeschlafene Dorfputzete wieder aufleben lassen. Jeweils im Frühjahr wird nun wieder akribisch Müll gesammelt, entlang der Hauptstraße, an den Bushaltestellen oder am Waldrand. „Letztes Jahr hatten wir noch große Sachen gefunden, etwa Sofakissen oder einen Plastikstuhl“, sagt Maike Hucht, „dieses Jahr sah es schon besser aus.“ Auch bei der 72-Stunden-Aktion der Katholischen Jugend waren die Daisendorfer Pfadis dabei und haben Spielmöbel für das Kinderhaus gebaut.
Vor zwei Jahren hat die Gemeinde das Engagement mit einer eigenen Wiese am Ortsrand belohnt, inklusive Bauwagen und Feuerstelle. Hier können nun die wöchentlichen Treffen der verschiedenen Altersgruppen stattfinden oder Mitglieder zelten. Vor Weihnachten fährt stets ein Pfadi-Team nach Freiburg. Von der dortigen Friedensmesse bringt die Gruppe das Friedenslicht in Form brennender Kerzen nach Daisendorf, um auch hier einen Gottesdienst zu veranstalten.
Daisendorf in Zahlen, Daten, Fakten
- Einwohner: 1517
- Einwohner pro km²: 622
- Durchschnittsalter: 48,9
- Miete pro qm in Euro: 8,84
- Wohnung Kaufpreis pro qm in Euro: 3940,88
- Haus Kaufpreis pro qm in Euro: 4629,41
- Auspendler: 693
- Einpendler: 99
- Bildung: Schulverbund mit der Stadt Meersburg
- Bautätigkeiten: Die flächenkleinste Gemeinde des Bodenseekreises hat derzeit keine Bauplätze anzubieten.
- Fernverkehr: nein
- Regionalbahn: nein
- Hausärzte: Zweigstelle
- Pflegeheime/Seniorenzentren: nein
- Kitaplätze: 40 Plätze Ü3 / 20 Plätze U3 / Keine Angaben zur Betreuungsquote in Prozent