„Früher sind wir mit dem Narrenbaum durchs ganze Dorf gezogen, alle Untersigginger waren auf der Straße, die Häuser waren offen und wir sind an vielen Stellen wie bei den Familien Hafen und Kläsle versorgt worden“, erinnert sich Hermann Baumann, Gründungsmitglied der Narrengilde Untersigginger Füchse. Damals habe der Umzug durchs Dorf mindesten zweieinhalb Stunden gedauert.

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Elfriede von Ow-Haag ist seit 1989 Schriftführerin der Gilde. Sie erklärt: „Es hatte schon länger einen Narrenverein in Untersiggingen gegeben, aber man brauchte eine verantwortliche Vorstandsmannschaft. Und so versammelten sich im Januar 1981 22 Narren im ‚Sternen‘ in Untersiggingen und gründeten die Narrengilde Untersigginger Füchse.“ Namensgeber war der Fuchsbrunnen vor der Schule, der von Fabrikant Hermann Laur aus Oberuhldingen gestiftet worden, war mit dem Hinweis: Die Kinder der Schule sollen so schlau werden wie die Füchse. Es wurden dann 60 Narrenhemden beschafft für einen einheitlichen Auftritt.

Mehr Mitglieder und mehr Aktionen

Im Jahr 1982 hatte der Narrenverein schon 100 Mitglieder. Damals wurden Kappen aus Fuchsfell mit Kopf und Schwanz beschafft. Dieter von Ow und Ernst Gaugel stellten einen Verpflegungswagen auf die Beine. „Es war ein Erntewagen von Kotte Obstbau, der auf dem Winkelhof umgebaut worden war und auf dem wir einen Wurstkessel und einen Grill hatten und auch Glühwein und Schnäpse verkauft haben“, erzählt Baumann. Schon vor Gründung der Untersigginger Füchse habe es am Schmotzigen Dunschtig einen Hemdglonker-Umzug gegeben, der später „Das ganze Dorf blödelt“ benannt wurde und mit einem Ball im „Sternen“ endete; in Ermangelung von Teilnehmern findet er heute nicht mehr statt.

Seit gut zehn Jahren ein gewohntes Bild: Unter der Leitung von Narrenbolizischt Gerhard Stanke (rechts) startet der Umzug der Füchse ...
Seit gut zehn Jahren ein gewohntes Bild: Unter der Leitung von Narrenbolizischt Gerhard Stanke (rechts) startet der Umzug der Füchse durch Untersiggingen. Herrmann Baumann folgt mit seinem Fahr-Bulldog, der als Papamobil Bürgermeister Fabian Meschenmoser durchs Dorf zieht, der von seiner Absetzung erschöpft wirkt. | Bild: Wolf-Dieter Guip

Am Rosenmontag fand im „Sternen“ ein Frühschoppen statt – diese Tradition wurde auch im Fuchsbau, im Vereinsheim fortgeführt. 1986 wurden zu den Kappen ein Anzug aus Hose und Jacke sowie 22 Masken beschafft. An die Geschichte „Fuchs im Hühnerstall„ erinnert sich Hermann Baumann noch gut: „Wir waren beim Narrenbaumstellen in Roggenbeuren. In Ehingers Hühnerstell wollte ich ein Huhn besorgen, jedoch wurde ich von Oma Ehinger beobachtet.“ Die habe ihn kurzerhand im Hühnerstall eingeschlossen und die Musikkapelle Roggenbeuren informiert. Die Musiker, angeführt von Bruno Baumgartner, verlangten von Baumann 22 Schnäpse, worauf sie ihn mit Musik aus dem Stall befreiten.

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„Die Füchse waren Mitbegründer des Verbands Alb-Bodensee-Oberschwäbischer Narrenvereine (VAN). Und so beteiligten sich die Füchse vermehrt an Umzügen in anderen Orten“, weiß von Ow-Haag zu berichten. 1998 starteten sie in Eigenleistung den Umbau des alten Rathauses in Untersiggingen zum Fuchsbau. Der SÜDKURIER schrieb damals: „Das Mietverhältnis beginnt am 1.10.1998 und endet am 30.09.2097. Das Mietverhältnis kann nur durch Auflösung des Vereins oder Kündigung beendet werden. Es wird kein Mietzins verlangt. Nebenkosten trägt der Verein.“

Ganz zu Anfang trugen die Untersigginger Füchse ein gelbes Narrenhemd und Kappen mit echtem Fuchsfell mit Kopf und Schwanz; hier beim ...
Ganz zu Anfang trugen die Untersigginger Füchse ein gelbes Narrenhemd und Kappen mit echtem Fuchsfell mit Kopf und Schwanz; hier beim Umzug durchs Dorf. | Bild: privat

Zu Beginn des neuen Jahrtausends, 2001, fand der erste Dämmerumzug statt, der alle zwei Jahre ausgerichtet wird und dieses Mal pandemiebedingt ausfallen musste. Hermann Baumann zieht ein Fazit: „Der Zusammenhalt in der Gilde ist immer noch sehr gut, aber durch die großen Umzüge in der Umgebung, die vielen Vorschriften und Einschränkungen hat die ursprüngliche Dorffasnet doch etwas gelitten.“

In Eigenregie war ein Verpflegungswagen umgebaut worden. Hier die damalige Mannschaft auf dem Verpflegungswagen Ernst Gaugel, Hermann ...
In Eigenregie war ein Verpflegungswagen umgebaut worden. Hier die damalige Mannschaft auf dem Verpflegungswagen Ernst Gaugel, Hermann Baumann (Mitte) und Dieter von Ow. | Bild: Privat
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