Wenn am Sonntag die Wahllokale um 18 Uhr schließen, hat Jasmin Bachmann noch nicht Feierabend. Dann geht es gemeinsam mit ihren Kolleginnen Daniela Warnkönig und Birgit Landgraf plus Wahlhelferteam an das Auszählen der Stimmen. Bachmann, die mit ihrer Familie in Meersburg lebt, gehört seit 29 Jahren zur Verwaltungsriege im Rathaus der kleinsten Bodenseegemeinde Stetten. Genauso lange ist die Verwaltungsfachkraft bei jeder Wahl dabei.
Viele Auslanddeutsche lassen sich ins Wählerverzeichnis eintragen
„Dieses Mal sind auffällig viele Auslanddeutsche dabei, die sich wieder ins Wählerverzeichnis eintragen lassen.“ Warum das so ist, kann Bachmann nur vermuten. Ihrer Meinung nach sei die diesjährige Wahlsituation für im Ausland lebende Deutsche wohl politisch so interessant, dass sie mitstimmen wollten. Insgesamt gibt es in Stetten 785 Wahlberechtigte. In den vergangenen Jahren zeichnet sich für die Wahl-Erfahrene ein starker Trend ab, von zuhause aus abzustimmen. „Es sind jetzt schon über 300 Briefwähler“, sagt sie.
Die Wahlbeteiligung in der Gemeinde sei erfahrungsgemäß recht hoch. Sie liege oft bei 75 Prozent. Bachmann nimmt an, das hängt damit zusammen, dass der Ort klein und überschaubar ist. „Hier wollen sich die Bürger noch beteiligen und sind pflichtbewusst“, findet die 50-Jährige. Manch ein Stettheimer komme auch noch in sehr hohem Alter zur Wahl. Einmal sei sogar eine hoch betagte Person in der Wahlkabine zusammengebrochen und habe hinausbegleitet werden müssen.
Hilfestellung beim Kreuzchen machen, das könne aus rechtlichen Gründen nicht gewährt werden. Da müssten Angehörige oder Betreuer unterstützen. „Wir sind ein gut eingespieltes Team“, sagt die Verwaltungsfachangestellte und bezieht auch die helfenden Hände aus der Bürgerschaft mit ein. „Ohne die Wahlhelfer wäre eine Wahl kaum zu stemmen.“ Sie sei froh um die Ehrenamtlichen, die ihnen die Arbeit um Einiges erleichterten.
Landwirt hilft am Wahlsonntag, obwohl er mitten in der Apfelernte steckt
Hermann Sommerfeld ist einer der vielen Ehrenamtlichen, die am Wahlsonntag in Frickingen unterstützen. Der Landwirt hilft seit 25 Jahren in der Gemeinde bei jeder Wahl, außer er war als früherer Gemeinderat selbst betroffen. Und das, obwohl er im Wahlmonat September als Obstbauer mitten in der Apfelernte steckt. „Ich halte das Wahlrecht für ein hohes Gut und zum Wählen zu gehen, für eine Bürgerpflicht“, meint der 64-Jährige. Davon lebe die Demokratie. Und die wolle er durch seine Wahlhilfe unterstützen.

Viele Menschen wüssten vielleicht gar nicht genau, was passiere, nachdem sie ihre Stimme abgegeben hätten. „Für mich ist das ein schlüssiges System vom Öffnen der Briefkuverts über das Sortieren der Stimmen nach Parteien bis zum Auszählen“, sagt der langjährige Gemeinderat. Ihm fällt auf, dass immer mehr Menschen auf Briefwahl zurückgreifen und das auch schon vor der Corona-Pandemie.
An Pannen oder unangenehme Vorkommnisse kann sich Sommerfeld nicht erinnern. Es komme allerdings öfter vor, dass Leute ihren Wahlschein nicht mehr finden könnten. „Damit nicht zweimal abgestimmt werden kann, wird dann der Ausweis kontrolliert, und der Wahlvorsteher entscheidet letztlich“, erklärt Sommerfeld.
Insgesamt hätten sie in Frickingen einen guten Schnitt bei der Wahlbeteiligung. Zwei Drittel der Frickinger Wähler kenne er. Das Wahlhelfersein gefällt ihm. Was Sommerfeld sich nicht nehmen lässt, ist das abschließende Zusammensitzen mit seinen Wahlhelferkollegen, um gemeinsam die ersten Hochrechnungen zu erwarten. Auch in Stetten kommen Wahlvorstand und Wahlhelfende nach 20 Uhr noch zusammen, um gemeinsam zu Abend zu essen und sich auszutauschen. “Ich glaube, Wahlhilfe ist für die Bürgerschaft eine interessante Aufgabe“, befindet Jasmin Bachmann aus Verwaltungssicht. Nur so bekomme sie mit, was im Hintergrund der Wahl ablaufe.