Unzählige Male hat sich Walter Städele nach seiner Staatsprüfung zum Diplom-Ingenieur Forstwirtschaft dienstlich im Wald aufgehalten. „Das Beständigste ist der Wandel“, fasst Städele in Anlehnung an den vorsokratischen Philosophen Heraklit seine Erfahrungen aus 44 Dienstjahren zusammen. Gewandelt hat sich unter anderem die Arbeitsweise im Forst, aber auch die Herausforderungen, die es zu meistern galt.
Städele erzählt von Reformen und neu aufgeteilten Revieren seit Anfang der 70er-Jahre bis hin zur strikten Trennung von Staatswald und Forstbehörden 2019. Der 65-Jährige erinnert sich an rein händisches Waldarbeiten und deutlich mehr Personal in den 1980er Jahren. Der Einsatz von Forstmaschinen ein Jahrzehnt später stellte eine Zäsur in der Waldbewirtschaftung dar.
Kurze Zeit später hielt auch die Digitalisierung Einzug. Spezifische Apps mit integrierten Geodaten unterstützen inzwischen den Förster und die Waldarbeiter. Genauso kommen Computer und Drohnen zum Einsatz. Trotz aller digitalen Möglichkeiten hält Städele den zwischenmenschlichen Kontakt für entscheidend. Das persönliche Gespräch zwischen dem zuständigen Forstmann und den Waldbesitzern sei enorm wichtig.
500 Waldbesitzer aus drei Gemeinden
In dem Forstrevier Frickingen, das Städele 42 Jahre geleitet hat, hatte er gut 500 Waldbesitzer aus drei Gemeinden zu beraten und zu betreuen. 1000 Hektar Kleinprivatwald und 550 Hektar Gemeindewald gehörten zu seinem Aufgabengebiet. Wichtig sei die vertrauensvolle Basis zwischen Förster und Privatwaldbesitzer, um gerade bei zeitkritischen Problemen wie Borkenkäferbefall schnell einschreiten zu dürfen. Waldsterben, schwere Stürme und vor allem durch Klimaveränderungen auftretende Trockenheit zählt Städele zu den großen Herausforderungen seiner Amtszeit.

Trotzdem möchte er keinen Arbeitstag missen. Das Schöne an seinem Beruf sei es neben den persönlichen Kontakten gewesen, viel draußen in der Natur zu sein und die Landschaft mitgestalten zu können. Als Beispiel nennt er den im Jahr 1998 entstandenen Wanderweg entlang des Weinbächles. Weil es bei Starkregenereignissen über die Ufer getreten war, wurde das Bachbett verbreitert und aus einem Waldweg entlang des Bachlaufs ein gut frequentierter Wanderweg. Auch innerhalb der Frickinger Gemeinde hat der Förster als Gemeinderat und Bauausschussmitglied aktiv mitgearbeitet und sich schon früh für nachhaltige Wald-und Holzwirtschaft eingesetzt. Zum Beispiel war er maßgeblich an dem Aufbau des gemeindlichen Nahwärmenetzes auf Basis von Holzhackschnitzeln beteiligt.
Holz aus heimischen Wäldern verbaut
Die prämierten Holzbauten der Gemeinde, wie das Rathaus oder der Bauhof, hat Städele mitgestaltet. „Es war interessant und hat immer viel Freude gemacht, wenn Holz aus heimischen Wäldern vor Ort verbaut werden konnte“, sagt der Ruheständler zufrieden. Dass sein Revier bei seinem Nachfolger Lorenz Maag in guten Händen ist, davon konnte er sich in gemeinsamer Übergabezeit überzeugen. Der 28-jährige Maag kennt das Forstrevier schon aus seiner zweijährigen Traineezeit beim Landratsamt Bodenseekreis, als er schwerpunktmäßig in Frickingen und im Deggenhausertal eingesetzt war.
Wie seinem Vorgänger liegt Maag am Herzen, den Wald „klimafit“ zu machen. Eine große Aufgabe sieht der Neue in der Pflege des Jungbestands immer mit Blick auf den Mischwald von morgen unter den Bedingungen von Klimawandel und Trockenheit. Wie sein Amtsvorgänger setzt er auf gute Verbindungen zu den Waldbesitzern. Von Städeles guten Kontakten habe er in seiner Traineezeit profitiert und mittlerweile ein Kontaktnetz knüpfen können. Gerade als junger Förster sei das bedeutsam, damit sein Gegenüber ihm in der Beratung vertraue.
Was die Revierübernahme betrifft, ist er zuversichtlich und freut sich auf seine Aufgabe. „Ich habe Respekt, aber keine Angst“, sagt Maag. Die Fußstapfen seien sehr groß, aber Maag ist zuversichtlich, da das Revier in einem sehr guten Zustand übergeben worden sei. „Das Forstrevier Frickingen ist das Schönste im ganzen Bodenseekreis“, findet der neue Revierförster. Dass er seinen Vorgänger trotz dessen Ruhestand im Wald begegnet, ist möglich. Denn Städele wird dort weiter als Jäger tätig sein.