Eigentlich ist Friedrichshafen ein vergleichsweise sicheres Pflaster – und das nicht erst neuerdings. Das lässt sich zumindest aus den Zahlen ableiten, wie sie zum Beispiel im vergangenen Juni Uwe Janitschek, Leiter des Häfler Polizeireviers, im Sicherheitsbericht vorlegte. Eine Oase der Glückseligkeit ist die Zeppelinstadt nicht, extreme Auswüchse gibt der Kriminalitätsbericht allerdings auch nicht her.

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Nicht zum ersten Mal war in jener Sitzung des Finanz- und Verwaltungsausschusses aber auch die Rede davon, dass die objektive und die subjektive Betrachtung der Lage offenbar nicht so recht zusammenzupassen scheinen. Das im Frühsommer bereits angekündigte Konzept, wie das Sicherheitsgefühl der Häfler gestärkt werden soll, hat die Stadt jüngst vorgelegt. In einem ersten Schritt sollen bei einer Befragung bis zu 15 000 Häfler zu Wort kommen.

Gründe werden in verschiedenen Bereichen vermutet

Zunächst einmal ist es natürlich auch eine Annahme, dass es gefühlt schlechter um die Sicherheit steht, als es etwa Summe und Entwicklung der Straftatenanzahl hergeben. Seit längerer Zeit sei festzustellen, „dass scheinbar immer mehr Bürger sich in Friedrichshafen nicht mehr sicher fühlen und die Furcht vor Kriminalität offensichtlich steigt“, ist dazu einer Ratsvorlage zum Sicherheitsaudit zu entnehmen. Nur: Woran liegt das?

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Den Rückmeldungen zufolge, von denen die Stadt berichtet, liegen die Gründe „in den verschiedensten Bereichen und lassen sich auch nicht nur einer Bevölkerungsgruppe zuordnen“. Eindruck bislang sei es, dass auch Ordnungsstörungen, die noch keine Straftat sind, zu einem negativen Sicherheitsgefühl beitragen und unter anderem Kriminalitätsfurcht und Lebensqualität beeinflussen. Ziel des Sicherheitsaudits soll es sein, möglichst passgenau auf die Probleme zu reagieren, die es tatsächlich gibt. Nicht erforderliche Maßnahmen – zu dem Schluss kommt die Verwaltung – bergen die Gefahr, überhaupt erst den Eindruck von Problemen zu vermitteln.

Experte entwickelt Konzept für Befragung

Zweifel an einer tatsächlichen Diskrepanz zwischen objektiver und subjektiver Lage kamen vom Netzwerk für Friedrichshafen, als das Konzept jüngst Gemeinderäten vorgestellt wurde. Simon Wolpold warb etwa dafür, stattdessen die objektive Sicherheitslage besser zu kommunizieren. „Die Stigmatisierung ganzer Straßenzüge muss ausgeschlossen werden“, forderte Jürgen Holeksa (Netzwerk), mit Verweis auf datenschutzrechtliche Belange. Bürgermeister Dieter Stauber, der zusagte, dass die Ergebnisse auf Stadtteile bezogen ausgewertet und der Fragebogen mit dem Landesdatenschutzbeauftragten abgestimmt werde, entgegnete: „Lassen Sie uns dieses Problem einmal sauber analysieren.“ Auf Anregung von Anna Hochmuth (Grüne) sollen die Fragen in leichter Sprache verfasst werden.

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Das Konzept wurde von Dieter Herrmann vom Kriminologischen Institut der Universität Heidelberg erarbeitet, der der Stadt zufolge in den vergangenen Jahren bereits in mehreren baden-württembergischen Städten vergleichbare Audits begleitet hat. Er soll auch in Friedrichshafen mit der Umsetzung beauftragt werden. Die Kosten dürften sich laut Verwaltung auf rund 20 000 Euro belaufen. Vor Beginn der Befragung wird der Bogen den Gemeinderäten zur Verfügung gestellt.