Philipp Beck hat eine Vision: Geht es nach seinen Vorstellungen, soll die Markthalle in der Charlottenstraße, die derzeit ein eher tristes Dasein fristet, wieder zu einer Feuerwache werden – wenn auch im übertragenen Sinne. Beck ist Geschäftsführer des Ateliers 522 aus Markdorf, das von der Stadtverwaltung beauftragt worden war, ein Konzept für das unter Denkmalschutz stehende Gebäude zu entwickeln.
Markthalle derzeit nicht voll besetzt
Am Dienstag stellte er dem Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt die Ideen vor. Nach Meinung von Bürgermeister Stefan Köhler herrsche in Sachen Markthalle "dringender Handlungsbedarf, um die Rahmenbedingungen für die Händler zu verbessern". Im vergangenen Jahr hatten drei Mieter ihre bestehenden Verträge in der Markthalle gekündigt. Weinhändlerin Lucia Rauch schloss ihren Stand im Dezember 2018 aus privaten Gründen. Schon Ende April 2019 laufen zudem die Verträge mit der Bäckerei und der Metzgerei aus. Letztere ist aber bereits seit mehreren Monaten geschlossen.
Thema "Feuerwehr" steht im Vordergrund
Nun also soll eine neue "Feuerwache" entstehen, so jedenfalls sieht es das Konzept des Ateliers 522 vor. "Damit", erläutert Philipp Beck, "soll der Ursprung und die Geschichte des Gebäudes wieder klar werden." Vor und in der Markthalle sollen Feuerwehrfahrzeuge parken, die als mobile Kioske dienen und Kinder zum Spielen einladen. Dazu könnten rollbare Sitzinseln zur Mittagspause und zum Feierabendbier bereitstehen. "Für große Veranstaltungen lassen sich Halle und Vorplatz räumen", erklärt der Architekt. Der Vorplatz spielt in den Plänen eine wichtige Rolle und könnte ebenfalls neu gestaltet werden.

Im Ausschuss kommen die Ideen gut an. Einstimmig sprechen sich die Mitglieder für das Konzept aus. Jochen Meschenmoser (Freie Wähler) bezeichnet es als "großartig". Ulrich Heliosch (Grüne) lobt schmunzelnd das Architekturbüro: "Bitte übernehmen sie auch die Innenstadtplanung!" Aber seiner Ansicht nach fehlten auf dem Vorplatz der Markthalle mindestens drei Bäume und mehr Grünflächen, auch wenn dadurch Parkplätze wegfallen könnten. Außerdem schlägt Heliosch vor: "Bars und Kneipen würden die Markthalle noch attraktiver machen."

Die derzeitigen Mieter will Philipp Beck auch künftig in der Markthalle halten. Bekräftigt wird das vonseiten der Stadtverwaltung, wie sie auf SÜDKURIER-Anfrage über Sprecherin Andrea Kreuzer mitteilt: "Die jetzigen Mieter werden auch weiterhin ihren Platz haben."
Händler vor Ort klärt auf
Die Stimmung bei den Händlern vor Ort ist positiv. "Wir freuen uns, dass etwas für die Attraktivität getan wird. Wir müssen moderner werden", sagen Mario Logiodice, Inhaber der hiesigen Pizzeria, und Anna Sergio im Namen aller Markthallen-Verkäufer. "Ich mache mir momentan keine Sorgen und lasse mich überraschen. Wir Händler sollten zusammenhalten", fügt Logiodice an.
Die Markthalle habe seiner Meinung nach kein Problem, vielmehr hätten einige Standbetreiber aus freien Stücken entschieden, ihr Geschäft aufzugeben. "Seit bekannt wurde, dass ein Händler geht, sind die Leute verwirrt. Wir werden ständig darauf angesprochen, wann wir ausziehen", erzählt der Chef der Pizzeria. Er stellt mit Anna Sergio klar, dass sie sowie der Schuhmacher, der Gemüseladen und der Schneider mindestens bis zum Umbau der Markthalle weitermachen wollen. Danach müsse man Details wie den zukünftigen Mietpreis abwarten. Ziel sei es aber, in der Markthalle zu bleiben.
Alternativkonzept
Ulrich Bernard, Architekt und Kandidat der SPD für den Gemeinderat, schlägt für den Vorplatz der Markthalle ein Konzept für günstigen Wohnraum vor. Wie die Stadt mitteilt, ist ein solches Vorhaben aber nicht vorgesehen. Bernard würde auf dem Parkplatz 70 bis 80 Appartementwohnungen für Geringverdiener bauen lassen. "Viele der jüngeren Bürger, die von außerhalb zur Berufsausbildung kommen und in unserer Stadt leben, finden keine geeignete und vor allem für sie leistbare Unterkunft", schreibt er.