Hochbetrieb herrscht dieser Tage am Flughafen Friedrichshafen, mehr als 120 zusätzliche Starts und Landungen gibt es während des dreitägigen Weltwirtschaftsforums (WEF) am Bodensee-Airport. Neben dem Rollfeld sind die Business-Jets gut zu sehen, die dort parken, um auf ihre prominenten Fluggäste zu warten, bis sie den Rückweg aus Davos antreten. "Viele lassen sich per Limousine nach Davos fahren, manche nutzen einen Helikopter-Service in die Schweiz, andere lassen sich in Zürich absetzen und die Maschine parkt nur in Friedrichshafen", erklärt Andreas Humer-Hager, Pressesprecher des Bodensee-Airports.
Bodensee-Airport freut sich über zusätzlichen Betrieb
Der Flughafen Friedrichshafen freut sich über die vielen zusätzlichen Fluggäste und den damit verbundenen Einnahmen für den Flughafen Friedrichshafen. "Jedes Jahr kommen mehr Besucher aus verschiedenen exotischen Destinationen mit direkten Interkontinentalflügen, um aus aller Welt bei uns zu landen", freut sich Flughafen-Chef Claus-Dieter Wehr – etwa aus Chicago, Sao Paulo oder Dubai. Wie hoch die zusätzlichen Einnahmen seien, könne allerdings "nicht quantifiziert" werden, so Pressesprecher Humer-Hager.

Vor allem Geschäftsreiseflugzeuge wie etwa Gulfstream oder Dassault Falcon werden für die Business-Flüge eingesetzt, weil sie über eine große Reichweite verfügen und deshalb Nonstop-Langstreckenflüge ermöglichen. "Es kommen aber auch größere Flugzeuge vom Typ Airbus A 319 oder Boeing 737 zum Einsatz", so Humer-Hager.
Auch in der Schweiz herrscht Hochbetrieb
Aber auch an den drei eidgenössischen Flughäfen, herrscht derzeit Ausnahmezustand. In Zürich-Kloten und Altenrhein finden zusätzlich zum Normalbetrieb jeweils mehrere hundert Flugbewegungen von Geschäftsreiseflugzeugen aus der ganzen Welt statt. Am Militärflugplatz Dübendorf nahe Zürich ist hingegen mit den anfliegenden Businessjets zur Entlastung von Kloten sogar die wohl betriebsamste Zeit des Jahres, weil sonst nur Propellerflugzeuge des Militärs, Oldtimer und Hubschrauber dort starten und landen.

Am Airport St.Gallen-Altenrhein ist es derzeit richtig voll. Der sonst eher beschauliche Bodensee-Flughafen platzt seit Montag aus allen Nähten. Nicht nur auf dem Vorfeld herrscht Hochbetrieb. Auch zwischen den Hangars stehen überall abgestellte Businessjets. Sogar der Taxiway wird zu grossen Teilen als Abstellfläche genutzt. Das WEF sorgt jedes Jahr im Januar für Ausnahmezustand am Airport.

Hier werden zum WEF jede Menge Businessjets der Marken Learjet, Challenger, Gulfstream, Global, Citation, Legacy, Falcon und Hawker geparkt. Gerade rechtzeitig zum WEF wurde auch ein neuer 5000 Quadratmeter großer Hangar fertiggestellt, in den bis zu zehn Businessjets passen. Weil so viel los ist, landen einige Jets nur kurz in Altenrhein, laden die Passagiere aus und fliegen sofort weiter. Etwa 250 Flugbewegungen kommen während der WEF-Tagung in Altenrhein zusammen.
So teuer sind Business-Jets
Derartige Geschäftsreiseflugzeuge bringen Politiker, Unternehmer oder internationale Stars zum Weltwirtschaftsforum in Davos. Dabei kommen die unterschiedlichsten Maschinen zum Einsatz. Die einzelnen Segmente innerhalb der Geschäftsluftfahrt sind ein bisschen vergleichbar mit der Automobilindustrie. So gibt es Flugzeuge, die im Fahrzeugbereich etwa einem Kompaktwagen entsprechen würden, dazu kommen die etablierte Mittelklasse, eine Oberklasse und eine Super-Luxusklasse.
Bis zu 80 Millionen Dollar für einen Jet
Allerdings werden in der Geschäftsluftfahrt ganz andere Preise aufgerufen als im Automobilbereich. Während dort bei rund drei Millionen Euro für den Bugatti Chiron eine gewisse Grenze erreicht ist, geht es bei dieser Summe in der Businessjet-Fliegerei noch nicht einmal los. Mehr als fünf Millionen Euro beträgt der Neupreis des kleinsten zweistrahligen Jets. Und nach oben gibt es keinerlei Limit. Die Rolls-Royce-Bentley-Liga heisst in der Aviatik Gulfstream, Bombardier-Global oder Dassault-Falcon und reicht bei den Preisen bis zu etwa 80 Millionen US-Dollar.

Aber es geht noch üppiger: Ganz an der Spitze sowohl bei den Preisen als auch beim Status rangieren die Luftfahrtgiganten Boeing und Airbus. Beide Hersteller bieten quasi alle ihre Flugzeuge auch als VIP-Jets für dreistellige Millionensummen an. Selbst die derzeit nahezu unverkäuflichen Flaggschiffe vom Typ A380 oder Boeing 747 sind für solvente Privatkunden erhältlich. US-Präsident Trump war mit Amtsantritt quasi gezwungenermaßen von seinem Businessjet, einer zweistrahligen Boeing 757, auf den größeren Jumbo 747 umgestiegen. Er landete beim WEF 2018 mit seinem mehr als 30 Jahre alten und auf einer Boeing 747-200B basierenden Regierungsflugzeug “Airforce One” in Zürich-Kloten. Die Runways von Dübendorf und St.Gallen-Altenrhein wären zu kurz für seinen Jumbo-Jet gewesen.
Promis auf Durchreise
Auf dem Weg nach Davos haben in der Vergangenheit nicht nur Geschäftsleute aus der ganzen Welt am Bodensee-Airport Friedrichshafen haltgemacht: Schon im Januar 2001 landete der damalige Außenminister Joschka Fischer auf seinem Weg nach Davos in Friedrichshafen. Auch der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder und Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement machten 2005 einen Zwischenstopp, um dann mit einem Hubschrauber zum Weltwirtschaftsforum in die Schweiz zu fliegen. Auch im letzten Jahr nutzte Bundeskanzlerin Angela Merkel den Häfler Flughafen als Zwischenstation. (kip/mom)