Gemeinschaftsschule? Das ist schon längst kein Aufregerthema mehr. 303 Schulen dieses neuen Typs gibt es mittlerweile in Baden-Württemberg; seit drei Jahren zählt die Graf-Soden-Gemeinschaftsschule dazu. Obwohl Friedrichshafen zu den wenigen Städten im Land gehört, die sogar zwei GMS haben, kann von halbvollen Klassenzimmern keine Rede sein. Mit 95 Kindern ins erste Gemeinschaftsschuljahr gestartet, sind es in den vier siebten Klassen heute sogar 108 Schüler, erläuterte Schulleiterin Iris Engelmann gestern beim Besuch einer SPD-Abordnung mit Vertretern aus Gemeinderat und Kreistag. Und hier "stimmt" auch die Mischung: Etwa 40 Prozent der GMS-Schüler lernen auf Realschulniveau und je 25 bis 30 Prozent auf Werkreal- und Gymnasialniveau. "Wir holen die Kinder da ab, wo sie sind", so Engelmann, obwohl für alle zunächst der Realschulabschluss das Ziel sei. Leistungsstarke Kinder würden von Anfang an auf das Abitur vorbereitet. Welcher Abschluss am Ende steht, entscheide sich aber an der Leistungsentwicklung. Und die kann in den verschiedenen Fächern auch auf unterschiedlichem Niveau gefördert werden.
Abitur? Das war ein Grund, warum sich die Genossen mit den Fraktionschefs Dieter Stauber und Norbert Zeller an der Spitze das Schulhaus und auch das Lernkonzept anschauten. Schon im vergangenen Jahr beschloss der Gemeinderat, eine gemeinsame Oberstufe für die beiden Häfler Gemeinschaftsschulen einzurichten, wenn die Voraussetzungen laut Schulgesetz erfüllt sind. Eine Entscheidung, die nicht überall auf Wohlgefallen stieß. Sowohl bei den beruflichen- als auch allgemeinbildenden Gymnasium oder im Kreistag gibt es Vorbehalte. Eine elfte GMS-Klasse würde es erstmals im Schuljahr 2020/21 geben, der Antrag müsste 2019 gestellt werden. Nach derzeitigem Stand sieht es so aus, dass 60 Gymnasialschüler pro Jahrgang zusammenkommen, um die GMS-Oberstufe einzurichten. Und damit rechnet die Stadtverwaltung auch, wie Bürgermeister Andreas Köster, der gestern mit am Tisch saß, erklärte. Wo diese Oberstufe dann ihren Platz bekommt, "da sind wir dran", so Köster. Will heißen: Die Stadt ist vorbereitet, denn "Eltern brauchen Planungssicherheit".
Graf-Soden-Schule
Die Gemeinschaftsschule mitten in der Stadt hat derzeit 552 Schüler von Klasse 5 bis 10, wobei die Klassen 8 bis 10 noch Realschulklassen sind. An drei Tagen pro Woche (Montag, Dienstag und Donnerstag) wird ganztags von 8 bis 16 Uhr unterrichtet. Die Schule bietet vier Profile an. (kck)