Der 54-Jährige steht unter anderem wegen versuchten Mordes in Ravensburg vor Gericht. Er hat zugegeben, vor rund einem Jahr versucht zu haben, 11,75 Millionen Euro von Handelsunternehmen zu erpressen. Er platzierte dazu fünf vergiftete Gläser mit Babynahrung in Geschäften in Friedrichshafen.

"Eine Persönlichkeit mit ganz vielen Gesichtern", beschrieb ihn eine 47-jährige Zeugin, die zusammen mit ihrem Mann einige Zeit Kontakt zu dem 54-jährigen Angeklagten hatte. Ein 51-jähriger Zeuge meinte: "Ein Nachbar, der immer etwas neben der Spur lief." Der ehemalige Vermieter, in dessen Haus der Angeklagte vor seiner Festnahme wohnte, sagte über den Mann: "Er hat das Talent, alle zu vergraulen." Insgesamt aber war er an seinem damaligen Wohnort unauffällig. Es habe keine Ausraster gegeben, keiner der Zeugen habe ihn je betrunken gesehen.

"Das Talent, alle zu vergraulen"

In dem Ort im Landkreis Tübingen hatte der Mann den Spitznamen "Magnum vom Bodensee". Das berichteten gleich drei Zeugen. Der ehemalige Vermieter wusste dazu mehr, denn er hatte den Angeklagten bereits mit 18 Jahren kennengelernt und war mit ihm bis zum 24 Lebenjahr in einer Clique. Vermutlich aufgrund einer Erbschaft habe der Angeklagte damals Geld gehabt, berichtete der Zeuge. Die Eltern hatten ein Lebensmittelgeschäft betrieben und waren gestorben. Er fuhr einen hochgetunten Mercedes 190 Cosworth sowie einen Ferrari, wie Detektiv Magnum in der amerikanischen Krimiserie – daher der Spitzname.

Das könnte Sie auch interessieren

Weiteren Angaben des Zeugen zufolge betrieb der Angeklagte in den 80er Jahren eine Boutique in Konstanz, die sich aber finanziell nicht lohnte, wollte dann eine Diskotek in Allensbach aufmachen, was scheiterte, betrieb später ein Textilgeschäft in Fürth und eine Fensterreinigung in Nürnberg. Zuletzt habe er von Hartz IV gelebt.

Die 47-jährige Zeugin berichtete, der Angeklagte habe 2016 versucht, als Hundetrainer Kunden zu gewinnen. Ein kranker Hund führte ihn auch wieder mit dem späteren Vermieter zusammen, nachdem sie jahrelang nur noch sporadisch Kontakt hatten. Der Angeklagte hatte kein Geld mehr für die Operation seines Tieres und bat den früheren Freund 2014 um Hilfe.

Das könnte Sie auch interessieren

"Wollte von einer Brücke springen"

Wegen psychischer Probleme kam der Angeklagte 2015 in die Psychiatrie in Tübingen. Dort sollte er im Zuge eines Programms, wie der Zeuge berichtete, wieder ins normale Leben zurückfinden, weshalb er außerhalb der Klinik eine Wohnung brauchte. Der 54-jährige Zeuge vermietete ihm eine seiner Wohnungen, die gerade frei war. "Er wollte von einer Brücke springen", berichtete er über Suizidgedanken des Angeklagten. In jener Wohnung lebte der Angeklagte mit seinem Hund und vier Hasen, zwei davon hießen Gin und Tonic, angeblich sein Lieblingsgetränk.

"Er hatte immer eine ganz feste Meinung"

Übereinstimmend sagten drei Zeugen, der Angeklagte habe Stimmungsschwankungen gehabt. Und, so die 47-jährige Zeugin: "Er hatte immer eine ganz feste Meinung, die konnte man ihm nicht ausreden." Auch der Vermieter beschrieb: "Er wusste vieles besser. Er hat sehr viel in etwas reininterpretiert, was nicht gestimmt hat." Seine Reaktionen seien bei den Leuten als "von oben herab" angekommen. Folgte man nicht seiner Meinung, sei er eingeschnappt gewesen und habe dann zeitweise nicht mehr mit den Betreffenden gesprochen. "Er war ein Blender, der mehr darstellen wollte, als er war", schätzte ihn die Zeugin ein. Vier Zeugen meinten, er habe unterdrückte Aggression gezeigt, wenn etwas nicht so lief, wie er sich das vorstellte. Laut sei er nicht geworden. Zur Anklage wegen versuchten Mordes sagte ein Zeuge: "Das hätte ich ihm nicht zugetraut."

Das könnte Sie auch interessieren

Fortgesetzt wird die Verhandlung am Mittwoch.