Abstand halten ist in diesen herausfordernden Zeiten wichtig und richtig. Doch wenn ein geliebter Mensch von uns geht, möchte man an einer Beerdigung genau das nicht. Eine Umarmung oder eng beieinander stehen, um sich tröstende Worte zuzusprechen – all das geht nicht mit einem Mindestabstand von 1,5 Metern. Trotzdem ist es für Angehörige, Freunde oder Wegbegleiter eines Verstorbenen umso schwieriger, sich an die Abstandsregelungen an einer Beerdigung zu halten.

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Corona-Verordnung lässt zu viele Personen an Beerdigungen zu

Die Regelung der Landesregierung, dass sich 100 Leute an einer Beerdigung im Freien versammeln dürfen, ist nicht konsequent, wenn man sich privat nur mit einem weiteren Haushalt und maximal fünf Personen treffen darf. Es macht schlichtweg keinen Sinn, in der einen Situation Menschenansammlungen beharrlich zu verbieten, sie aber in einer anderen doch zuzulassen. Die Obergrenze sollte mindestens um die Hälfte reduziert werden. Stirbt ein älterer Mensch, kommen wiederum viele ältere Menschen an dessen Beerdigung – die Ansteckungsgefahr steigt. Gerade diese sollte bei Älteren, die zur Risikogruppe gehören, vermieden werden. Eine Beerdigung soll helfen, Abschied nehmen zu können. Und nicht, dass sich mehr infizieren. Davon hat am Ende nämlich keiner was. Angehörige sollten sich daher Gedanken machen, ob eine große Trauerfeier wirklich unverzichtbar ist.

Todesgrund: Corona

Von der Ansteckungsgefahr mal abgesehen: Ist eine solch große Menschenansammlung mitten in der Pandemie überhaupt moralisch vertretbar, wenn der Mensch an Corona gestorben ist? Meine Familie hat das mit einem klaren Nein beantwortet. Meine Oma war eine sehr weise Frau. Corona hat sie in wenigen Tagen ausgelöscht. Einfach so. Sie hätte es sicher nicht gewollt, dass sich an ihrer Beerdigung weitere Menschen mit dem grausamen Virus anstecken. Eine stille Beisetzung schien uns angemessen.

Was jeder für sinnvoll und vertretbar erachtet, ist sehr individuell. Genauso wie das Trauern selbst. Und das soll auch so bleiben. Eines ist aber klar: Trauern in Corona-Zeiten ist und bleibt eine echte Herausforderung, wie sie noch nie dagewesen ist. Denn Nähe erleichtert das Trauern, doch gerade sie kann in dieser Zeit so gefährlich sein wie noch nie.