Die Hitze der auf Hochtouren drehenden Dönerspieße strahlt bis vor die Theke. Zeit zum Runterkühlen hat Süleyman Kovgali aber kaum. Er arbeitet im Restaurant Bodensee-Pizza-Kebap in Fischbach. Während andernorts die Büros zur Mittagspause verwaisen, geht es hier so richtig los.

Immer wieder kommen Handwerker, auch eine Gruppe Studenten verirrt sich in den Laden an der Meersburger Straße. Bisweilen wird es ganz schön eng im Eingangsbereich. Viel Arbeit, gutes Geschäft. Klingt soweit alles wunderbar. Und dennoch: Es lief schon mal besser. Deutlich besser.

Die spontane Kundschaft fehlt

Dabei geht es dem Restaurant wie vielen Läden, die an der Ortsdurchfahrt des Friedrichshafener Stadtteils liegen. Bis 2021 verlief die alte Strecke der B31 noch vor ihrer Haustür. Nun werden die Automassen an Fischbach vorbei geleitet.

Und das macht sich bemerkbar. „Mit dem Durchgangsverkehr sind uns circa 50 Prozent der Kundschaft verloren gegangen“, sagt Halit Okatan, Besitzer des Bodensee-Pizza-Kebap. „Früher ist immer der eine oder andere Autofahrer rausgefahren, heute kommen ein paar Studenten.“

Das könnte Sie auch interessieren

Trotzdem laufe das Geschäft weiter stabil, wie Okatan betont. Die Straßen seien zwar leerer, aber „jetzt kommen mehr Fahrradfahrer und Touristen“. Ohnehin: „Um die Mittagszeit ist immer noch einiges los“, sagt der Besitzer, als er und Süleyman Kovgali kurz ein wenig Luft haben.

Geschäfte spüren deutliche Umsatzverluste

Während Halit Okatan und Süleyman Kovgali zu zweit ihre Kunden bedienen, steht Lieselotte Gaibler auf der anderen Straßenseite allein hinter der Theke. Gaibler ist Filialleiterin der Bäckerei Schwarz an der Meersburger Straße. „Vor fünf Jahren haben wir zu viert Kunden bedient. Heute mache ich es allein“, sagt sie. Auch der Bäckerei fehlt der Durchgangsverkehr und damit viel Umsatz. Zwar laufe das Geschäft weiter anständig: „Es ist trotzdem ein großer Unterschied.“

Sie bemerkt aber auch, dass die Menschen nun gezielter kommen. „Wir haben auch viele Kunden, die sagen, sie sind extra von der Umgehung runter, um herzukommen.“ Vor allem Fischbacher kämen, aber auch Leute aus Immenstaad.

Das könnte Sie auch interessieren

Straße schreckt Anwohner nicht mehr ab

Es ist ein Effekt, von dem auch Elke Höpker, Betreiberin vom Blumenhaus Höpker in der Zeppelinstraße, berichtet: „Was an Durchfahrt fehlt, kommt jetzt mehr an Einheimischen. Viele Kunden hatten auch Angst vor der Straße.“

Elke Höpker steht mit einem Blumenstrauß in ihrem Geschäft in der Zeppelinstraße. Die Betreiberin vom Blumenhaus Höpker beobachtet, dass ...
Elke Höpker steht mit einem Blumenstrauß in ihrem Geschäft in der Zeppelinstraße. Die Betreiberin vom Blumenhaus Höpker beobachtet, dass vor allem Anwohner aus Fischbach jetzt öfter bei ihr kaufen. | Bild: Daniel Vedder

Im dritten Jahr nach Eröffnung des neuen B31-Abschnitts habe der Blumenladen weiter viele Stammkunden, die jetzt sogar spontaner vorbeischauen würden. „Viele kommen jetzt lieber, weil es einfacher ist, einen Parkplatz vor dem Laden zu bekommen, und nicht so viel Verkehr ist.“ Am Betrieb habe sich daher für Höpker nichts verändert. Von einem Einbruch beim Umsatz kann sie nicht berichten.

Modegeschäft Veni muss schließen

Nicht jedes Geschäft an der Ortsdurchfahrt, das die Umstellung des Verkehrs 2021 miterlebt hat, gibt es heute noch. Ursula Klink-Eberhard musste ihr Modegeschäft Veni in der Zeppelinstraße im Februar 2024 schließen.

Das könnte Sie auch interessieren

Doch sie betont: Der fehlende Durchgangsverkehr der B31 hatte mit diesem Schritt nichts zu tun. Zwar habe sie im ersten Jahr nach Eröffnung der Umgehung Umsatzeinbußen von bis zu 40 Prozent bemerkt, „danach ging es aber auch wieder nach oben.“

Ursula Klink-Eberhard in ihrem Laden Veni Mode in der Zeppelinstraße. Seit Februar 2024 hat das Geschäft geschlossen.
Ursula Klink-Eberhard in ihrem Laden Veni Mode in der Zeppelinstraße. Seit Februar 2024 hat das Geschäft geschlossen. | Bild: Ursula Klink-Eberhard

Unterm Strich sieht sie das ruhige Fischbach ausschließlich positiv. Klink-Eberhard erzählt, dass Kunden häufig davon berichtet hatten, der Verkehr habe sie abgeschreckt. Es sei schwierig gewesen, vom Parkplatz wieder auf die viel befahrene Straße zu kommen. Deswegen glaubt sie auch, die neue Lage sei eine Gewöhnungssache für Kunden und dass auf Dauer mehr Einheimische in die Läden strömen, die vorher wegen des Verkehrs ferngeblieben sind.

Fischbach soll attraktiver werden

Ein Standortproblem für Geschäfte sieht auch Dietmar Nützenadel, Vorsitzender der Fischbacher Runde, nicht. „Ich würde eher sagen, es wird langfristig sogar attraktiver.“ Etwa die Außenbewirtung im Gastgewerbe sei ohne den ständigen Motorenlärm des Durchgangsverkehrs der Bundesstraße angenehmer für Gäste.

Dietmar Nützenadel, Vorsitzender der Fischbacher Runde.
Dietmar Nützenadel, Vorsitzender der Fischbacher Runde. | Bild: Fabiane Wieland

Um an diesen Punkt zu kommen, müsse die Stadt laut Nützenadel aber die Umgestaltung der Ortsdurchfahrt dringend in Angriff nehmen. Die Fischbacher Runde fordert verkehrsberuhigte Bereiche auf der alten B31-Strecke und mehr Begrünung im Ort. „Dann bleiben Fahrradfahrer, die auf dem Bodensee-Radrundweg unterwegs sind, vielleicht auch ein bisschen länger in Fischbach“, sagt Nützenadel.