Bernd Eiberger, der stellvertretende Geschäftsführer der Kulturhaus Caserne gGmbH, wirkt etwas überrascht von der plötzlichen Zwangspause einiger Spielstätten: „Bei der letzten Brandschutzbegehung war ich zwar nicht dabei, aber offenbar war da noch alles in Ordnung.“ Nun bereite etwa die Holzkonstruktion unter den Kinosesseln Probleme, die der Gründer des Kulturhauses, Claus-Michael Haydt, seinerzeit eigenhändig angebracht habe: „Ich verstehe nicht, wie etwas, das 18 Jahre in Ordnung war, nun auf einmal eine brandschutzrechtliche Gefahr darstellen kann.“

Gleichzeitig bedeutet dieser Mangel, dass in dem Kinoraum ein größerer Umbau stattfinden müsse. Er steht während des Gesprächs im Innenhof des Kulturhauses, der kürzlich noch für das „FAB Festival“ genutzt wurde. In der Theorie könnte die Freiluftbühne auch jetzt noch betrieben werden, da an ihr keinerlei Mängel festgestellt wurden. „Allerdings macht das Wetter nicht mehr mit“, kommentiert er mit Blick auf die schwarzen Wolken am Himmel.
Aufgrund der Professionalisierung des Kulturbetriebs des Hauses mit einer Umfirmierung zur gGmbH habe 2018 eine Begehung stattgefunden, erläutert die Stadtverwaltung: „Bei dieser Begehung wurden Mängel an der Dachdeckung und -konstruktion erkannt, teilweise waren Ziegel abgerutscht, daher wurde das Dach undicht.“ Dachfangnetze dienten daraufhin als Sofortmaßnahme.

Aufgrund der im ersten Augenschein wahrgenommenen Mängel hat die Verwaltung eine komplette Bestandsaufnahme und Zustandsfeststellung des Gebäudes beauftragt, die Gebäudesubstanz, Brandschutz und Haustechnik umfasse: „Die Ergebnisse liegen nun vor, daher wurden nun erste Sofortmaßnahmen für kleinere Maßnahmen mit den Nutzern vereinbart“, heißt es weiter. Größere Maßnahmen, etwa für das Kino und die Disco – letztere können aufgrund der Corona-Verordnung derzeit allerdings sowieso nicht betrieben werden – müssten noch kalkuliert werden. Dazu will die Stadtverwaltung für den Gemeinderat eine Vorlage zur Beratung und Beschlussfassung vorlegen.
Zeitweise Untersagung für den Betrieb mancher Spielstätten
Jetzt liegt jedenfalls eine zeitweise Untersagung für den Betrieb mancher Spielstätten des Hauses vor: Das Casino, das aufgrund der Größe in der Corona-Zeit zum Hauptraum der Veranstaltungen geworden ist, darf derzeit nicht bespielt werden. Und auch in den Räumen Werkstatt, Spiegelsaal, dem Atrium, dem Restaurant „Amicus“ und dem Kino „Studio 17“ müssen zunächst Mängel beseitigt werden. Ein kleiner Lichtblick ist der Ausstellungsraum der ehemaligen Plattform 3/3. Sylvio Godon, der mit einem ehrenamtlichen Team gemeinsam für das Programm dort verantwortlich ist, erklärt: „Die Ausstellungen werden alle wie geplant stattfinden können.“
„Die Werkstatt und den Spiegelsaal können wir bald wieder nutzen“, erläutert Geschäftsführer Eiberger außerdem. Dort handle es sich beim Nachbesserungsbedarf um Kleinigkeiten; die Fluchtwegsschilder müssten etwa neu positioniert werden. Die Stadt Friedrichshafen betont auf Anfrage: „Es handelt sich nicht um eine Gesamtschließung, sondern um verschiedene Maßnahmen in verschiedenen Spielstätten.“
Werkstatt und den Spiegelsaal keine Alternative zum Casino
Die Arbeiten in diesen Räumen seien bereits am Vortag zum größten Teil erledigt wurden und von Stadtbrandmeister Louis Laurösch inspiziert worden, schildert Eiberger. „Allerdings können sich in den Räumen mit Sicherheitsabstand wegen Corona vielleicht 20 Personen aufhalten. Da können wir maximal Lesungen anbieten“, fügt er an. Für die Veranstaltungen, die im Casino stattgefunden hätten, das auch unter Corona-Bedingungen rund 70 Personen Platz bietet, stellten die Räumlichkeiten daher keine Alternative dar.

Vier hauseigene Veranstaltungen mussten bislang abgesagt werden, der Verein „Caserne„ ist stärker betroffen: „Das Atrium wird derzeit sowieso nicht genutzt, weil es sehr eng ist, die Veranstaltungen hätten ebenfalls im Casino stattfinden sollen, was ja nun nicht möglich ist.“ Außerdem werde das Kino deutlich länger geschlossen bleiben. Laut einer gemeinsamen Pressemitteilung der Stadt Friedrichshafen könnten die hier notwendigen Arbeiten rund sechs Monate andauern. Eiberger erklärt: „Wir werden versuchen, Programmpunkte durch Verlegungen ins Casino abzufangen, sobald es wieder betrieben werden darf.“
Bernd Eiberger hofft, dass der Betrieb Ende Oktober wieder aufgenommen werden kann: „Die Elektronik ist hier der größte Punkt. Es wird ein neuer Hausverteiler im Keller installiert, der über die notwendigen Arbeiten hinaus Vorteile bietet, wenn wir von einem Ort aus alle Spielräume versorgen können.“ Darüber hinaus gebe es kleinere Arbeiten – wie die bessere Beleuchtung der Fluchtwege – zu erledigen.
„Amicus“ soll wohl Anfang November wieder öffnen
Auch das Restaurant „Amicus“, in dem derzeit ohnehin ein Betreiberwechsel stattfindet, soll Anfang November seine Türen wieder öffnen können, so die aktuelle Schätzung. Kulturverein „Caserne„, die Kulturhaus Caserne gGmbH, die Zeppelinstiftung und die Stadtverwaltung arbeiten daran, den Betrieb der Spielstätten so zeitnah wie möglich wieder aufzunehmen, heißt es in der gemeinsamen Pressemitteilung.