Philip Neuner-Jehle bleibt optimistisch, „trotz der vielen Fragezeichen, vor denen wir stehen, und der völligen Unsicherheit“, sagt der Inhaber des Cafés Aika – Brot, Kaffee, Wein und Wärme. Sein Café in der Karlstraße hat 365 Tage im Jahr geöffnet. Er und sein Team bieten daher neben den Sitzplätzen im Warmen das ganze Jahr auch Plätze im Freien an. Diese sind für den anstehenden Winter notwendiger denn je, denn wegen der Hygienevorschriften und Abstandsregeln stehen in den Innenräumen weniger Sitzplätze zur Verfügung.
Gäste sitzen auch bei Kälte draußen
„Als es Corona noch nicht gab, da saßen in den vergangenen Jahren die Kunden auch schon mit warmen Decken relativ lange draußen“, berichtet Neuner-Jehle. Das macht Mut. Daher setzt er im Winter 2020 auf gutes Wetter.

Heizpilze als Alternative
Wenn der Winter doch kälter oder regnerischer wird, steht für Neuner-Jehle noch eine Überlegung im Raum. Weil die Stadtverwaltung das Verbot, Heizpilze aufzustellen, aufgrund der Pandemie ausgesetzt hat, überlegt der Gastronom noch, ob er welche kauft oder nicht. Entsprechende Angebote habe er schon eingeholt. Er sieht aber ein Problem. „Bei Heizpilzen besteht Vandalismus- und Diebstahlgefahr und das Gas ist teuer. Sie sind keine Wunderwaffe bei Kälte, bei Regen bringen sie auch nichts.“
Heizpilze
Ortswechsel zum Bioladen
Während sich Neuner-Jehle Heizpilze durchaus vorstellen kann, kommen sie für Peter Rothe überhaupt nicht infrage. Er ist der Lebensgefährte von Sabine Bold, die das Bio-Bistro V2O auf dem Buchhornplatz und den Bioladen „Greenbox“ mit Bistro in der Ailinger Straße betreibt. „Die Heizpilze sind ein Scheinargument. Die meisten Gastronomen haben gar keine mehr, weil sie schon lange verboten und veraltet sind und längst Alternativen haben. Es ist nur ein Behelfsmittel vonseiten der Stadt, dass man Gastronomen unterstützen will.“
Hütte soll mehr Sitzmöglichkeiten bieten
Eine Alternative für die Heizpilze hat Rothe bereits: Heizstrahler. Diese möchte er in einer Hütte mit Sitzmöglichkeiten vor dem Bio-Bistro aufstellen. So bleibe es innen schön warm. Mit Sabine Bold habe er die vergangenen drei Jahre die Eisbahn bewirtschaftet. Da es dieses Jahr keine geben wird, sei der Druck enorm hoch, eine Alternative zu haben. „Unser V2

Trotz aller Bemühungen bezweifelt Rothe, vor allem wegen des Glühwein-Verbots, dass weihnachtliche Stimmung in der Innenstadt aufkommen und abends viel los sein wird. Dem stimmt Sabine Bold nickend zu. Sie sind sich einig: „Ohne den Ausschank von Glühwein bei den Ständen wird es schwierig.“
Bei der Pizzeria Centrale wird für Wärme gesorgt
Da es in den Innenräumen von Gastronomie-Betrieben bisher noch kein Verbot zum Ausschank von Glühwein gibt, bietet Werner Heider bald Glühwein aus original italienischem Wein in seiner Pizzeria Centrale an. Damit seine Gäste draußen nicht frieren müssen, möchte er Lammfelle zum Wärmen auslegen und Elektro-Heizstrahler mit Heizpilzen kombinieren. Er habe sich zwar zwei Heizpilze ausgeliehen, geht aber davon aus, dass viele Gastronomen noch eigene im Keller stehen haben.

Stadt möchte Außengastronomie ermöglichen
Die Stadt hat nach noch nicht bekannt gegeben, welche Vorschriften Gastronomen einhalten müssen. Bislang wurde nur der Ausschank von Glühwein verboten und das Heizpilz-Verbot ausgesetzt. „Wir sind derzeit noch in der Planungsphase. Wir gehen davon aus, dass wir Gastronomen, die den Außenbereich ihrer Gaststätte stärker als bisher nutzen möchten, dies auch ermöglichen können“, schreibt Monika Blank, Pressesprecherin der Stadt Friedrichshafen. Details müssten im Einzelfall und entsprechend der örtlichen Möglichkeiten geklärt werden. Dies sei immer von der Corona-Verordnung des Landes abhängig.
Da die Verordnung laufend an aktuelle Entwicklungen angepasst wird, ist die Einstellung von Reinhard Klumpp, Inhaber des Restaurants s‘Wirtshaus an der Uferpromenade, klar: „Jammern hilft nicht. Ich halte die Regeln daher lieber übervorsichtig ein. Die Situation ist nicht einfach und kann sich täglich verschärfen.“

An Ideen mangelt es Reinhard Klumpp nicht
Ideen für seinen Außenbereich an der Uferpromenade hat Klumpp einige. Statt einer Hütte möchte er eventuell ein Zelt oder einen Verkaufsstand mit warmen antialkoholischen Getränken aufstellen. Oder beides. Er ist noch unschlüssig. „Mit dem Zelt könnte es eventuell Probleme mit dem Wind vom See geben“, überlegt er. Doch egal ob Hütte oder Zelt: Die Menschen müssten sich so oder so warm einpacken.