Abgesackte Decken, bröckelndes Mauerwerk, marode Dächer und Fenster, lose oder weggerutschte Ziegel, feuchte und schimmlige Wände nicht nur im Keller: Die Liste der schwerwiegenden Baumängel im Gebäude-Karree Fallenbrunnen 17 ist lang. Hier hat das Kulturhaus Caserne sein Domizil mit ganz unterschiedlichen Angeboten von Theater, Ausstellung, Kino und Tanz bis zu Gastronomie.
Doch seit Oktober geht gar nichts mehr – nicht nur wegen der Corona-Pandemie. Weil auch Brandschutz, Fluchtwege oder die Entrauchung schlichtweg ein Sicherheitsrisiko sind, untersagte die Stadt die Nutzung der „Caserne“ und verordnete damit Kulturstädte eine Zwangspause.

Am Dienstag stellte die Bauverwaltung im Ausschuss für Planen, Bauen und Umwelt (PBU) das ganze Ausmaß der Tragödie öffentlich vor. Zwar werde unter Hochdruck daran gearbeitet, wenigstens das Nötigste zu reparieren und sicherheitsrelevante Probleme zu lösen, damit zumindest das „Casino“ und das „Atrium“ wieder aufmachen können, wenn das Corona-Geschehen es wieder erlaubt. So habe das Rathaus intern mal die Prioritäten gesetzt, erklärte Baubürgermeister Stefan Köhler. Das heißt aber auch: Der Club „Metropol“ und das Programmkino müssen noch warten. „Freude macht uns das alles nicht“, brachte Köhler zu Protokoll. Doch mehr als „Löcher stopfen“ wird bis zum Haushaltsbeschluss im Herbst in der Caserne nicht passieren.

Das große Problem heißt auch hier: Geld. Allein, um die dringendsten baulichen Mängel zu beseitigen, sind rund 1,5 Millionen Euro plus Planungskosten veranschlagt. Für die Sanierung der riesigen Dächer und Keller werden zusätzlich 3 bis 4 Millionen Euro gebraucht. So viel gebe das Budget für die laufende Bauunterhaltung nicht her, machte Stadtbauamtsleiter Wolfgang Kübler klar. Pro Jahr müssen zwölf Millionen Euro für 280 Liegenschaften in der Stadt reichen. Da würden 6,5 Millionen Euro allein für den Fallenbrunnen 17 mehr als die Hälfte des Budgets binden.
Kein Geld: Stadt bringt Investorenmodell ins Spiel
Doch woher nehmen, zumal die Geldquellen der Stadt nicht mehr sprudeln? Deshalb gibt es nun offenbar auch keine Denkverbote mehr, die Kultur-Caserne in Zukunft zumindest teilweise anders zu finanzieren als nur aus dem städtischen- und Stiftungshaushalt. Schon in der Ratsvorlage ist von „einer Art Investorenmodell„ die Rede, was denkbar sei. Im Klartext: Ein externer Betreiber verdient unter dem Dach der „Caserne“ Geld und wird von der Stadt verpflichtet, mit einem Teil davon kulturelle Angebote querfinanzieren. Dafür brauche es „intelligenten Lösungen“, sagte Stefan Köhler im PBU. So sei denkbar, das Nachbar-Karree Fallenbrunnen 18 mit ins Spiel zu bringen, das seit leer steht. Hier gebe es „weit mehr Handlungsoptionen“.

„Das geht nicht so einfach“, brachte Claus-Michael Haydt vom „Caserne“-Team im Ratsausschuss Bedenken vor. Die Investorengeschichte sei im Prinzip neu für die Kulturmacher, und man sehe eine solche Lösung „kritisch“. Verständlich, denn das Grundproblem ist aus städtischer Sicht hausgemacht: Seit Jahren gibt es einen Investitionsstau. Und obwohl konkrete Pläne in der Bauverwaltung in der Schublade liegen, kamen sie bei der Verteilung der Gelder nicht zum Zuge. Die Konsequenz heißt nicht nur für den Caserne-Manager Haydt: „Ohne Sanierung können wir in dieser Form nicht mehr weiter arbeiten.“
Bis zum Herbst soll das Nutzungskonzept stehen
Die allerdings mache nur Sinn, wenn vorher das Nutzungskonzept für den Fallenbrunnen 17 steht, betonte nicht nur der Baubürgermeister. Das soll bis Herbst stehen. Dann könne man ab 2022 mit größeren Investitionen starten, so Köhler. Wohl wissen, dass das „ein dickes Paket“ ist. Er werde sich dafür einsetzen, dass die Mittel in den Haushaltsplan eingestellt werden.
Auch im Gemeinderat steht man zum Kulturhaus. Die Caserne sei „die Seele des Fallenbrunnen„, sagte beispielsweise Heinz Tautkus (SPD). Um die vital zu halten, müsse man jetzt in den Geldbeutel greifen. Wenn es ein neues Trägermodell sein solle, müsse das in groben Umrissen aber bis zum Herbst da sein. Dazu gibt es offenbar schon mehr als nur Überlegungen im Rathaus.