Smart Watches, eine Spielekonsole, einen größeren Posten Klick-Feuerzeuge und eine Kamera: Diese Waren hat eine 19-Jährige aus Friedrichshafen zwischen August 2021 und Anfang 2022 bei Ebay Kleinanzeigen und auf dem Facebook Marketplace verkauft – ohne sie überhaupt zu besitzen. Das gab die junge Frau am Mittwoch vor dem Jugendschöffengericht in Tettnang zu, wo sie sich wegen Betrugs in sechs Fällen verantworten musste.

Finanzielle Hilfe für den Freund als Motiv

„Ich wollte meinen Freund finanziell unterstützen, er wusste nicht, woher das Geld kommt“, sagte die Angeklagte. Er sei unter anderem deshalb nicht mit seinem Geld ausgekommen, weil er Cannabis rauche und sie selbst sei arbeitslos gewesen, begründete sie die Taten.

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Es ist nicht das erste Mal, dass die junge Frau in Konflikt mit dem Gesetz gerät: Wie vor Gericht geschildert wurde, beging sie im November vergangenen Jahres einen Ladendiebstahl, bei dem sie erwischt wurde. Das Diebesgut: Herrenparfüm und Kinderüberraschungseier für den Freund. Damals hatte es länger gedauert, bis die Polizei am Tatort eintraf. Die junge Frau wurde ungeduldig und wählte kurzerhand den Notruf. „Ich wollte einfach wissen, wie lange die Herrschaften noch brauchen, ich hab zu dem Zeitpunkt schon über eine halbe Stunde gewartet“, sagte sie. Eine Aktion, die ihr eine weitere Anzeige einbrachte.

Eine brüchige Biografie

Sie habe psychische Probleme, sagte die Angeklagte unter Tränen, deshalb habe sie den psychologischen Beratungsdienst kontaktiert und dort auch schon Gespräche geführt. Welcher Art die Probleme sind, wollte sie nicht sagen. Sie hat keine Ausbildung und keine feste Arbeit, aber mehrere Einträge im Strafregister, bei denen es um Beleidigung, Nötigung, Diebstahl und Betrug geht. Eine brüchige Biografie.

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Ihr fehle die nötige Reife, so die Jugendgerichtshilfe. Die Taten seien jugendtypisch, sagte auch Staatsanwältin Juliane Prasse, die Anzeichen für ein Helfersyndrom sah. Strafverteidiger Gerd Pokrop bat den Richter und die Schöffen: „Bei meiner Mandantin scheint irgendetwas im Argen zu sein, schnüren sie ihr ein Korsett, um ihr zu helfen.“

19-Jährige soll Chance bekommen, ihr Leben in den Griff zu kriegen

Das Gericht folgte dem Appell. Nun steht die junge Frau für zwei Jahre unter Bewährung und muss weiterhin psychologische Hilfe in Anspruch nehmen. Dass sie in der Lage ist, den Schaden wieder gut zu machen oder gar die Gerichtskosten zu tragen, davon geht Richter Peter Pahnke nicht aus. Sie solle jetzt eine reelle Chance bekommen, ihr Leben doch noch in den Griff zu bekommen.