Es war eine schwere Geburt nach langer Schwangerschaft. Als mit einem Festakt das Wellenbad Ailingen schließlich aus der Taufe gehoben wurde, weihte am Freitagnachmittag vor Pfingsten der damalige Ortsvorsteher Edwin Weiß – wenn auch nicht freiwillig – das Schwimmbecken ein. Triefnass stieg er danach im Anzug mit Schlaghose aus dem Becken.
Viele Bürger sahen damals den Bau eines weiteren Freibads in Friedrichshafen kritisch. Bereits Strandbad, Hallenbad und Fischbacher Frei- und Seebad verursachten ein Betriebsdefizit von 1,3 Millionen DM. Mit dem Wellenbad, so wurde befürchtet, würde man sich eine vierte defizitäre Einrichtung schaffen. Und das vor dem Hintergrund steigender Betriebskosten, sinkender Besucherzahlen und einer damals als unsicher wahrgenommenen Energieversorgung.

Doch Oberbürgermeister Martin Herzog sah sich vertraglich verpflichtet. Denn bei der Eingliederung der Gemeinde Ailingen in die Stadt Friedrichshafen hatte man versprochen, ein Freizeitzentrum mit einem beheizten Freibad zu bauen. Das war im Jahr 1971 und man erhoffte sich davon einen wichtigen Impuls für den Fremdenverkehr.

Von „Schuldenbad“ bis „Südsee-Traum“ reichten dann auch die Namensvorschläge. Dabei wurden weder Kosten noch Mühen gescheut, aus dem Freibad etwas Besonderes zu machen. Sprudelbecken, warme Massagedüsen und Felsbrockeninseln – der schwerste mit 40 Tonnen Gewicht wurde in Oberreitnau ausgegraben und zur Dekoration eingesetzt.

So sehr das Bad im Vorfeld Wellen schlug, so wenig wollten sich diese zur Eröffnung einstellen. Eilig herbeigerufene Spezialisten aus Hamburg schraubten Tag und Nacht, damit das Badefest am Pfingstsamstag stattfinden konnte. Doch die Wellenmaschine blieb das Sorgenkind.

„Alle halbe Stunde habe ich nach dem Signalton den Wellenbetrieb mit Hochspannung erwartet“, erinnert sich Karl Allmayer, Schwimmmeister und technischer Leiter der ersten Stunde. Tagelang sei er im Maschinenhaus gewesen, um den Anlasser zu reparieren. Der Motor habe es kaum gepackt, sagt er, „es war, als würde man im vierten Gang anfahren“.

Die Technik sei ein Abenteuer, ein Experiment gewesen, die ihn mehr beschäftigt habe als der Badebetrieb. Das sollte bis zu seinem Renteneintritt im Jahr 2000 so bleiben. Danach wurde der gasbetriebene Verbrennungsmotor gegen einen Elektromotor ausgetauscht und vieles erneuert. Der Besucherrekord des Eröffnungsjahrs, in dem sich 114 815 Schwimmer in die Wellen warfen, wurde nie geknackt.