Friedrichshafen braucht bezahlbaren Wohnraum! Das fordern alle Fraktionen im Gemeinderat. Mit diesem Argument segnete am Montagabend auch die Mehrheit der Stadträte das umstrittene Projekt auf dem Telekom-Areal an der Müllerstraße ab.
Dabei ist klar, dass in den nächsten Jahren hier keine Wohnungen gebaut werden. Die Stadt will im zentralen Gebäude für mindestens fünf Jahre Geflüchtete unterbringen. Der Mietvertrag mit dem Eigentümer und Bauträger, der Betz Baupartner GmbH, steht.
Vier Fraktionen sind fürs Bauprojekt
Mit 24 Stimmen von CDU, Grünen, Freien Wählern und FDP wird jetzt Baurecht für das rund ein Hektar große Grundstück geschaffen, auf dem heute nur Gewerbe zulässig ist. Geplant sind 96 Wohnungen in drei großen Gebäuden mit vier bis acht Geschossen. Jede vierte Wohnung soll preisgebunden sein.
„Das war kein Spaziergang für alle Beteiligten, auch in der Abwägung der Interessen“, blickte Martin Eble (CDU) auf mehrere Planentwürfe für das Telekom-Areal zurück. Man sei sich dessen bewusst, das die hohen Neubauten im Osten Einfluss auf die Wohnqualität der Anwohner haben werden. Aber in der Gesamtschau müsse der dringende Bedarf an Wohnungen im Vordergrund stehen.
„Müssen allen Bürgern gerecht werden“
Für die Grünen sei die Nachverdichtung in der Stadt jeder Neuversiegelung im Außenbereich vorzuziehen, begründete Ulrich Heliosch die Zustimmung seiner Fraktion. Man verstehe die Befürchtungen der Anwohner, erklärte Jochen Meschenmoser (Freie Wähler). Aber bei diesem Projekt gleiche es der Quadratur des Kreises, alle Wünsche einvernehmlich unter einen Hut zu bringen. „Es geht nicht nur um Einzelinteressen von Angrenzern und Investoren, sondern wir müssen allen Bürgern gerecht werden“, so Meschenmoser.
14 Stadträte von SPD, Netzwerk und der Fraktion ÖDP/parteilos stimmten gegen die Pläne von Betz Baupartner GmbH. „Wir sind natürlich auch für Nachverdichtung. Aber dafür dürfen keine städtebaulichen Grundsätze vernachlässigt werden“, begründete Heinz Tautkus (SPD). Seine Fraktion könne nur mit den Plänen mitgehen, wenn das Gebäude im Osten in zwei Teile getrennt und auf drei Geschosse reduziert wird.
Planungsziele nicht erreicht
Auch das Netzwerk für Friedrichshafen sieht das Telekom-Areal durchaus geeignet für Wohnungsbau, sagte Philipp Fuhrmann. Doch habe die Stadt hohe Ansprüche formuliert, wann für solche Projekte Planungsrecht geändert wird. Diese Ziele würden hier weitestgehend nicht erfüllt. „Es wäre am besten, wenn die Stadt solche Flächen kauft und selber plant“, so der Stadtrat.