Am Dienstag hat der Bodenseekreis erstmals die 1000er-Inzidenz-Marke geknackt. Aktuell sind hier so viele Menschen mit dem Coronavirus infiziert wie nie zuvor. Kein Wunder also, dass das MVZ Labor Ravensburg, das alle Proben aus dem Bodenseekreis per PCR-Diagnostik auf das Virus untersucht, an seine Grenzen gerät. „Bei 35.000 Proben pro Woche ist die Kapazitätsgrenze in unserem Labor nach wie vor erreicht“, erklärt Sandra Schmalz vom Labor. Jetzt sollen die PCR-Tests laut Bund beschränkt werden auf vulnerable Gruppen. Insbesondere im Bereich Schulen und Kitas, wo regelmäßig getestet wird, löst das viele Fragen aus.
Neue Teststrategie
War es bisher so, dass ein positiver Schnelltest in der Kita oder Schule per PCR-Test bestätigt werden musste, ist das mit der der geänderten Corona-Verordnung Absonderung in Baden-Württemberg seit Mittwoch nicht mehr nötig. Nun reicht es aus, einen weiteren Antigen-Schnelltest in einem zertifizierten Testzentrum zu machen. „Das sind erste Vorbereitungen, mit dem wir auf den Mangel bei den PCR-Kapazitäten reagiert haben“, erläutert ein Sprecher des Sozialministeriums die neue Strategie, „weitere offene Fragen regelt der Bund derzeit.“ Dabei gehe es unter anderem auch um die wichtige Frage, wie Menschen denn nun ihren Genesenenstatus nachweisen können, wenn ein PCR-Ergebnis fehlt. Bislang dürfen die Bürgertestzentren keine dementsprechenden Bescheinigungen ausstellen.
Für den Häfler Gesamtelternbeiratssprecher Lars Scheider ist die Abschaffung von PCR-Tests für Schüler „eine riesige Katastrophe“. Zum einen aufgrund der falsch-positiven Schnelltests, zum anderen müssten doch für tatsächlich infizierte Kinder die nötigen Maßnahmen ergriffen werden.
Zur Erinnerung: In den Sommer- und Frühherbstmonaten gab es Zeiten, wo laut Landratsamt Bodenseekreis 70 Prozent aller Tests an Schulen falsch-positiv waren. Droht nun die Gefahr, dass Kinder isoliert werden, obwohl sie gar nicht infiziert sind?
Robert Schwarz, Sprecher des Landratsamts, kann beruhigen: „Aufgrund der hohen Inzidenzen hat sich die Schere deutlich geschlossen, wir sehen weniger falsch-positive Test.“ Das ist schon rein mathematisch aufgrund der Vortestwahrscheinlichkeit so: Bei den aktuellen Inzidenzen ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein positiv getestetes Kind auch wirklich infiziert ist, deutlich höher als in Phasen mit niedrigen Inzidenzen, also im virenärmeren Frühjahr und Sommer. Zudem gibt es die Zweittest-Pflicht im Testzentrum. „In der aktuellen Phase sind Antigentests durchaus sinnvoll für den Krankheitsnachweis einsetzbar“, erklärt auch ein Sprecher des Sozialministeriums. Daher soll bis zu den Fasnachtsferien Ende Februar mit Antigen-Tests weitergetestet werden.
Für Elternbeirat Lars Scheider steht schon länger fest, dass die Verordnungen, die für Schulen gelten, nicht mehr mit der Realität zusammenpassen. Auch wenn die Meinungen in der Elternschaft beispielsweise beim Thema Testpflicht massiv auseinander gehen würden, seien sich alle einig, dass zumindest Gleichheit zu anderen gesellschaftlichen Bereichen herrschen sollte. Tatsächlich sind die Regelungen in Schulen nach wie vor strenger als beispielsweise in Betrieben, wo sich etwa geimpfte Arbeitnehmer gar nicht mehr testen lassen müssen oder Masken nur auf den Fluren getragen werden. „Aber so lange es so viele unvernünftige Erwachsene gibt, die sich nicht impfen lassen, werden immer die Kinder darunter leiden“, sagt Scheider.