Zunächst drohte die „Landshut“ auf einem Flugzeugfriedhof in Brasilien zu verrotten, jetzt fristet die ehemalige Lufthansa-Maschine in einem Hangar am Friedrichshafener Flughafen ein trauriges Dasein – und das seit beinahe vier Jahren.

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Dabei war das Flugzeug im September 2017 nach Deutschland gebracht worden, um es als wichtiges Zeitzeugnis zu erhalten. Doch in Friedrichshafen angekommen, verschwand das Flugzeug-Wrack in einem Hangar und ein Gezerre um Standort, Finanzierung und Zuständigkeiten begann.

Kritik: Noch kein gezieltes Vorgehen erkennbar

Obwohl der Haushaltsausschuss des Bundes im November 2020 schließlich 15 Millionen Euro für die Restaurierung und Umsetzung eines Ausstellungskonzepts bewilligt hatte, ist nach Ansicht der FDP-Fraktion im Bundestag nach wie vor kein gezieltes Vorgehen der Regierung erkennbar. Daher wollte die FDP jüngst in einer Kleinen Anfrage wissen, wie der aktuelle Stand ist. Plane die Bundesregierung den „substanziellen Erhalt“ der Maschine?

Details der Landshut, die derzeit in einem Hangar in der Stadt Friedrichshafen steht.
Details der Landshut, die derzeit in einem Hangar in der Stadt Friedrichshafen steht. | Bild: Kerstin Mommsen

Die „Landshut“ soll zum zentralen Objekt eines Dokumentations- und Bildungszentrums gemacht werden, das als Lernort der historisch-politischen Bildung konzipiert sei, heißt es dazu in der Antwort der Bundesregierung. „Der substantielle Erhalt im Sinne einer Konservierung der Maschine sei Teil dieses Vorhabens.“

Lediglich Simulation von Authentizität

Nicht beabsichtigt sei hingegen die Rekonstruktion eines vermeintlichen „Originalzustandes“ des Jahres 1977, da dies „lediglich die Simulation von Authentizität darstellen würde“. Instandhaltungsmaßnahmen würden sich am Objektzustand orientieren, heißt es in der Antwort.

Ist die Gefahr einer Zerstückelung der Maschine, wie sie in der Vorbemerkung der FDP-Anfrage anklingt, also noch nicht gebannt? Oder bleibt es gar bei schlichten Erhaltungsmaßnahmen? Die Bundeszentrale für politische Bildung (BPB), die seit Anfang Januar 2021 für das historische Flugzeug zuständig ist, erklärt auf SÜDKURIER-Anfrage: „Es besteht nicht die Absicht, die Landshut-Maschine in verschiedene Teile zu zerlegen.“

Blick ins Cockpit.
Blick ins Cockpit. | Bild: Kerstin Mommsen

Man sehe eine wichtige Aufgabe darin, die komplexe Objektgeschichte ernst zu nehmen. „Und dies bedeutet auch, dass die verschiedenen Zeit- und Materialschichten der Landshut als diese gewürdigt werden sollen“, so die BPB. Dabei könne zwischen der Konservierung des Ist-Zustands, der Restaurierung vorhandener Schichten und der Rekonstruktion eines früheren Zustandes unterschieden werden.

„Man kann Maschine nicht in Originalzustand zurückversetzen“

„Und hierbei ist klar zu betonen, dass die Maschine nicht einfach in einen ‚Originalzustand‘ von 1977 zurückversetzt werden kann, da dieser Zustand nach einem Fachgutachten gar nicht mehr vorhanden ist und somit auch nicht mit restauratorischen Maßnahmen hervorgebracht werden kann“, so die Bundeszentrale für politische Bildung.

„Allen Zeitschichten der Landshut gerecht werden“

Es würde sich bei dieser Rekonstruktion lediglich um die Simulation einer vermeintlichen Authentizität handeln. Und diese Simulation sei nicht beabsichtigt. Gleichwohl gelte es eine Lösung zu finden, die allen Zeitschichten der Landshut gerecht werde, bekräftigt die BPB.

Bild 3: Konservieren, restaurieren oder rekonstruieren – wie wird die „Landshut“ künftig in Friedrichshafen zu sehen sein?
Bild: Kerstin Mommsen

Neben der Zeit der Entführung der „Landshut“ von 1977 soll auch der weitere Umgang mit der Maschine veranschaulicht werden. So könne nachgezeichnet werden, wie „Gesellschaft und Öffentlichkeit die Landshut und die damit verbundene Geschichte zu verschiedenen Zeiten wahrgenommen haben und welchen Wandel – vom Transportmittel hin zum symbolisch aufgeladenen Objekt – diese Maschine bereits hinter sich hat“.

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Am Standort Friedrichshafen soll festgehalten werden

Wie die Bundesregierung in ihrer Antwort auf die FDP-Anfrage außerdem erklärt, plane man, am Standort Friedrichshafen festzuhalten. Dafür würden Gespräche mit den Akteuren vor Ort geführt. „Für mich ist entscheidend, dass der Standort Friedrichshafen gesetzt ist“, erklärt SPD-Mann Norbert Zeller, der zusammen mit Landrat Lothar Wölfle in der Region den „Landshut“-Unterstützerkreis initiiert hat, auf SÜDKURIER-Anfrage.

Norbert Zeller
Norbert Zeller | Bild: Claudia Wörner

Daran gebe es nichts mehr zu rütteln. „Wer hier noch andere Standorte sieht, der irrt.“ Bei der Diskussion um die Restaurierung maße er sich hingegen kein Urteil an, betont Norbert Zeller. „Das müssen die Fachleute entscheiden.“

Welche Spuren lassen sich noch entdecken?

Eine solche Expertin ist beispielsweise Paula Lutum-Lenger, Direktorin des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg und zuletzt Vorsitzende des Anfang 2018 eingesetzten wissenschaftlichen „Landshut“-Beirats. „So zu tun, als ob wir im Jahr der Entführung wären, macht keinen Sinn“, sagt sie und schließt sich in diesem Punkt der Meinung der Bundeszentrale für politische Bildung an.

Aus museologischer Sicht gehe es darum: „Wie sieht das Objekt heute aus und welche wechselvolle Geschichte hat es hinter sich?“ Welche Spuren lassen sich noch entdecken, die Auskunft über die Geschichte geben? Das gelte es herauszuarbeiten, also eine Genese all der Jahre und der verschiedenen Anstriche.

Wie geht es bei den Vorbereitungen weiter?

Die Bundeszentrale für politische Bildung arbeitet eigenen Angaben zufolge derzeit an der Umsetzung weiterer organisatorischer und konzeptioneller Schritte. „Diese umfassen unter anderem die Klärung des finalen Standorts in Friedrichshafen, den Aufbau der Projekt- und Trägerstruktur sowie konzeptionelle Schritte.“

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Sofern die Lage der Corona-Pandemie es zu diesem Zeitpunkt zulassen wird, will BPB-Präsident Thomas Krüger am 20. Mai nach Friedrichshafen reisen. Ob es dabei auch um ein Grundstück gehen wird, das David Dornier laut SPD-Mann Norbert Zeller für die Ausstellung der „Landshut“ angeboten haben soll, ist nicht bekannt. David Dornier war nicht zu erreichen. Die Bundeszentrale für politische Bildung teilt lediglich mit: „Die konkrete Tagesordnung dieser Reise wird kurzfristig abgestimmt.“