Die Energiepreise steigen und ein Gas-Embargo gegen Russland wird diskutiert. Das setzt die Unternehmen unter Druck. Denn im absoluten Notfall wäre laut Bundesregierung zwar die Versorgung privater Haushalte gesichert – nicht jedoch die bestimmter Unternehmen.

Energiesparen: Stadtwerk führt wöchentliche Gespräche mit Industrie

„Im Bodenseekreis sind etwa 35 Prozent der Gaskunden Unternehmen“, erklärt Sebastian Dix, Sprecher des Stadtwerks am See. Sie benötigen das Gas vor allem für sogenannte Prozesswärme, also zum Trocknen, Glühen, Schmelzen und Schmieden. Daneben verbrauchen die Betriebe auch jede Menge Strom, der zum Teil ebenfalls aus Erdgas erzeugt wird. Besonders die produzierende Industrie ist laut Dix sehr energieintensiv.

„Im Bodenseekreis sind etwa 35 Prozent der Gaskunden Unternehmen“, sagt Stadtwerk-Sprecher Sebastian Dix.
„Im Bodenseekreis sind etwa 35 Prozent der Gaskunden Unternehmen“, sagt Stadtwerk-Sprecher Sebastian Dix. | Bild: Benjamin Schmidt

Doch wie sehen mögliche Vorkehrungen der Unternehmen aus? Und was würde das für Produktion und vor allem Mitarbeiter bedeuten?

Sauerstoffwerk GmbH stark von Energiekrise betroffen

Für die Sauerstoffwerk Friedrichshafen GmbH (SWF) macht sich die Energiekrise bereits jetzt bemerkbar – besonders beim Strom, berichtet Sprecher Sebastian Holz. „Die Trennung von Luftgasen wie Sauerstoff, Stickstoff und Argon mittels Verflüssigung verbraucht täglich eine Strommenge, die dem Jahresverbrauch mehrerer dutzend Einfamilienhäuser entspricht“, beschreibt er. Da die Stromerzeugung stark von russischem Gas, Öl und Kohle abhängt, sei die SWF GmbH „stark von den aktuellen Entwicklungen betroffen“, sagt der Sprecher.

Säuberlich sortiert stehen die Gasflaschen im Sauerstoffwerk Friedrichshafen. Zur Produktion der Gase, verbraucht das Unternehmen große ...
Säuberlich sortiert stehen die Gasflaschen im Sauerstoffwerk Friedrichshafen. Zur Produktion der Gase, verbraucht das Unternehmen große Mengen Strom. (Archivbild 2020) | Bild: Sauerstoffwerk Friedrichshafen

Welche Folgen hätte ein Lieferstopp beim Gas?

„Ein Lieferstopp von russischem Gas betrifft uns nicht direkt“, erklärt Sebastian Holz. Allerdings würden wegen steigender Strompreise dann auch die Kosten steigen. „Wir gehen derzeit aber nicht davon aus, dass auch die elektrische Energie rationiert werden müsste und wir somit auch zukünftig produzieren und unsere Kunden versorgen können.“

Sebastian Holz, Strategische Geschäftsentwicklung bei der Sauerstoffwerk Friedrichshafen GmbH
Sebastian Holz, Strategische Geschäftsentwicklung bei der Sauerstoffwerk Friedrichshafen GmbH | Bild: Sauerstoffwerk Friedrichshafen GmbH

Sollte es wider Erwarten dennoch zu einer Verknappung auf dem Strommarkt kommen, so Holz, sei SWF in der Lage, die Produktion herunterzufahren. „Ein Komplettverzicht auf Energie würde aber zwangläufig zum Ausfall der Produktion führen“, warnt er. Konkrete Pläne für dieses Szenario hat das Unternehmen nicht entwickelt, es tausche sich aber regelmäßig mit den Energieversorgern aus. Zu möglichen Folgen für die Mitarbeiter machte Holz keine Angaben.

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Zeppelin GmbH: Keine Notfallpläne in der Schublade

Bei Zeppelin sind die Sorgen dagegen nicht so groß. Sandra Scherzer, Leiterin der Unternehmenskommunikation, sagt: „Unsere Arbeitsprozesse sind nicht sehr energieintensiv. Daher haben wir keine Pläne in der Schublade für Notfälle bei der Energieversorgung.“ Für die Produktion und die Mitarbeiter am Standort Friedrichshafen vermutet sie keinerlei Auswirkungen durch die aktuelle Situation. „Und unser Versorger, die Stadtwerke, sind auch bislang noch nicht auf uns zugekommen, Energie zu sparen. Wir treffen daher keine Vorkehrungen und haben auch keine Pläne für weitere Szenarien“, erklärt sie.

ZF richtet Krisenstab ein – keine Kurzarbeit geplant

ZF-Sprecher Jochen Mayer sagt auf SÜDKURIER-Anfrage lediglich: „Ein Krisenstab befasst sich bei uns mit den Auswirkungen des Krieges.“ Über mögliche Vorkehrungen wolle er jedoch keine Auskunft geben. Den Mitarbeitern drohe in jedem Fall jedoch keine Kurzarbeit. Sie sei „keine Maßnahmen zum Energiesparen, sondern wird eingesetzt, um auf signifikante Produktionseinbrüche zu reagieren“, versichert er.

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MTU und Airbus bereiten mehrere Szenarien vor

Bei Airbus gibt es laut Sprecher Mathias Pikelj Notfall- und Handlungspläne für verschiedene Szenarien – darunter auch für den Ausfall der Energieversorgung. „Diese Notfallpläne können schnell und flexibel umgesetzt werden“, sagt Pikelj. Einzelheiten zu den Folgen könne er jedoch nicht nennen, im Ernstfall würden zuerst die Mitarbeiter intern über die Regularien und mögliche Folgen informiert.

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Und MTU-Sprecher Wolfgang Boller sagt: „Unser Unternehmen bereitet sich auf mehrere denkbare Szenarien vor, die durch mögliche Engpässe in der Energieversorgung entstehen könnten.“ Was das konkret bedeuten würde, wolle er jedoch ebenso wenig verraten, wie mögliche Folgen für die Mitarbeiter.