Ob bei Umzügen oder Bällen: Lumpenkapellen sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Fasnet. Eine von ihnen, die Lumpenkapelle Kluftern (LKK), feiert dieses Jahr 33. Geburtstag.

Mal sind die LKK-Musiker als Panzerknacker, mal als rosa Plüschhasen oder als Biene Maja unterwegs. „Normalerweise haben wir immer ein anderes Motto, aber dieses Jahr ziehen wir uns wie im Gründungsjahr 1991 wieder die roten Anzüge an“, berichtet Hannes Bestler, der bei der LKK für das Organisatorische verantwortlich ist. Ursprung der LKK war eine Gruppe von jungen Musikern des Musikvereins Kluftern, die am Schmotzigen zum Wecken durch den Ort gezogen sind. Das traditionelle Wecken samt anschließender Schülerbefreiung sind immer noch im Terminkalender gesetzt. „Schon als Kind fand ich es cool, wenn ich am Schmotzigen von der Musik aufgewacht bin. Für mich war immer klar, dass ich da irgendwann dabei bin“, erinnert sich Stefan Schabert, der die LKK musikalisch leitet und Eufonium spielt.

Im Gegensatz zu anderen Lumpenkapellen sind bei den Klufternern immer schon Frauen dabei. „Aktuell sind wir 40 Aktive und davon sind zwölf weiblich“, berichtet Bestler. Die LKK sei kein eingetragener Verein, aber immer noch eng mit dem örtlichen Musikverein verbunden. „Das sieht man schon daran, dass bei uns drei Vorstandsmitglieder spielen.“ Vor allem unter den jüngeren Musikern von Lumpenkapelle und Musikverein gebe es sehr enge Freundschaften. Mit 47 Jahren ist Ronny Burgau der Älteste und von Anfang an dabei. „Der Rest meiner Familie ist in der Narrenzunft aktiv, da bietet sich das einfach an.“ Leider reiche ihm die Zeit für den Musikverein nicht. „Aber die Lumpenkapelle lasse ich mir nicht nehmen, denn das Musizieren macht mir einfach Spaß“, betont Burgau.

Einig sind sich Bestler und Schabert, dass das Musizieren in der Lumpenkapelle richtig anstrengend sei. „Wir spielen jetzt nicht mehr auf drei Bällen pro Abend, sondern nur noch auf einem“, sagt Bestler, der 2004 als 15-Jähriger bei der LKK angefangen hat. Mittlerweile sei ihm mit der Familie eine ausgewogene Gig-Life-Balance wichtig. So achte man in einer normalen Fasnetsaison darauf, dass es auch mal ein freies Wochenende gebe. „In der kurzen Fasnet dieses Jahr geht es natürlich durch.“

Ziel sei, für gute Stimmung zu sorgen. „Es macht uns einfach Spaß. Und wenn das Publikum ebenfalls Spaß hat, ist das unser Lohn“, so Bestler. Der Kasten Bier, den es für die Lumpenkapelle traditionell bei den Bällen nach dem Auftritt gebe, sei jedenfalls nicht sein Antrieb. Schabert hat als 15-Jähriger in der LKK angefangen, das war vor 17 Jahren. Heute seien alle Musiker mindestens 18. „Aber auch für uns wird es immer schwieriger, Nachwuchs zu finden.“ Die Arrangements der Lieder seien teilweise recht aufwendig und es sei der LKK wichtig, nicht einfach nur stumpf und laut zu spielen. „Deshalb muss man schon musikalische Vorkenntnisse mitbringen, wenn man bei uns anfängt“, so Schabert.

Im Spätherbst beginnt die Saison für die LKK mit einem probenintensiven Hüttenwochenende, ab November treffen sich die Musiker ein Mal pro Woche zum Üben, am 6. Januar geht‘s los. „Dann müssen die neuen Stücke sitzen und ab da proben wir jedes Wochenende live“, erzählt Schabert mit einem Augenzwinkern. In diesem Jahr habe die LKK fünf neue Lieder einstudiert. Mit 50 bis 60 Stücken sei das Repertoire mittlerweile riesig. Dabei gehe es aber nicht nur ums Spielen, selbstverständlich immer auswendig, sondern auch um die Gemeinschaft. „Hier in der Bodenseeregion feiern wir Lumpenkapellen uns auch gegenseitig, denn wir wissen alle, wie viel Arbeit dahinter steckt“, sind sich Schabert und Bestler einig.

Verändert habe sich in all den Jahren, dass die Fasnet anständiger sei und besser kontrolliert werde, so Bestlers Eindruck. „Früher hat man einfach gefeiert, heute hat man 38 Handys im Gesicht“, ergänzt Schabert. Vielleicht hätten die Leute mehr Spaß, wenn sie ihr Handy einfach mal wegpacken würden. „Egal was man macht, es ist irgendwo gespeichert“, sagt Schabert. Außer dass das Organisieren und Terminabstimmungen schwieriger geworden seien, habe sich in der LKK selbst nicht viel verändert.