Die Entscheidung ist gefallen – ab Anfang August 2020 wird ein 5,8 Kilometer langes Teilstück der B 31-neu für den Verkehr freigegeben, auch wenn Anwohner in Schnetzenhausen und Sparbruck darüber gar nicht froh sind, denn der Verkehr wird in der Hochstraße, die als Zubringer zwischen neuer und alter Bundesstraße fungieren wird, deutlich zunehmen.
Fraktionen sind unzufrieden
Schon Ende letzten Jahres war den Gemeinderäten klar gemacht worden, dass sie nicht mitreden würden können, wenn es um die Möglichkeit einer Teilfreigabe der neuen B 31 geht. Denn die Entscheidung darüber trifft letztendlich das Regierungspräsidium Tübingen gemeinsam mit dem Bund, die Stadt Friedrichshafen ist nur als untere Straßenbaubehörde beteiligt.
Trotzdem wurde in der Sitzung am Montag klar, dass die Fraktionen ganz und gar nicht mit der Art und Weise zufrieden waren, wie die Kommunikation dieser Entscheidung lief.
CDU-Fraktionschef Achim Brotzer brachte es so auf den Punkt: „Wir hätten uns gewünscht, dass wir als Gemeinderat mit ins Boot geholt worden wären. Wir hätten gerne die Gelegenheit gehabt, unsere Bedenken zur Sprache zu bringen.“ Jürgen Holeksa vom Netzwerk bezeichnete die Aussprache als „Gespensterdebatte“, da die Entscheidung ja bereits gefallen sei. Er betonte, dass aber der Gemeinderat das Gremium sei, in dem die gewählten Vetreter der Stadt sitzen. Darüber hinaus gab es viele weitere Streitpunkte.
Das Gutachten
Grundlage der Entscheidung der Behörden, die Teilstrecke für den Verkehr freizugeben, war letztendlich ein Gutachten der Firma Modus Consult aus Ulm. Den Gemeinderäten und der Öffentlichkeit präsentierten die Deges und die Stadtverwaltung aber lediglich eine zweiseitige Zusammenfassung, was Felix Bohnacker (Grüne) gleich monierte. „Wir hätten gerne das ganze Gutachten“, forderte er, genau wie seine Parteikollegin Anna Hochmuth oder Jürgen Holeksa vom Netzwerk.
Auch Dagmar Hoehne (Freie Wähler) sagte, dass ganze Gutachten wäre „schön gewesen“. Bürgermeister Dieter Stauber entgegnete, dass das Gutachten zur Einsicht im Rathaus ausliege, Deges-Projektleiter Andreas Irngatinger fügte hinzu, dass ein solches Fachgutachten am Ende immer für mehr Fragen, denn Antworten sorge. Nachdem OB Andreas Brand deutlich mache, dass die Verwaltung „nichts zu verbergen“ habe, einigte man sich darauf, das Gutachten in voller Länge auf die Homepage der Stadt zu stellen.
Radverkehr
Ungeklärt blieben mehrere Anfragen, ob das Gutachten auch die Auswirkungen der Freigabe auf den Fuß- und Radverkehr geprüft habe. Während es in einer Mitteilung der Stadt am Freitag noch hieß, „alle Querungsstellen und Radwegführungen in diesen Abschnitten wurden hinsichtlich des höheren Verkehrsaufkommens auf ihre Verkehrssicherheit hin geprüft“, war das am Montag nicht mehr so eindeutig.
Gerhard Leiprecht fasste die grundsätzliche Kritik der Grünen an dem Straßenbauprojekt so zusammen: „Wir geben Riesensummen aus, um die Landschaft zu zerstören. Verlierer sind bei der Umleitung durch die Teilfreigabe die Fußgänger und Radfahrer.“
Gewinner und Verlierer
Debattiert wurde auch über die Frage, ob die geringfügige Entlastung der Fischbacher die Belastung der Anwohner in Schnetzenhausen, Sparbruck und Jettenhausen rechtfertige. Anita Schraff von der Bürgerinitiative Sparbruck-Waggershausen-Jettenhausen zeigte sich auf Nachfrage dieser Zeitung enttäuscht. „Wir vermissen das Wohlwollen der Stadt und der Behörden gegenüber den Einwänden der Anwohner. Die Teilfreigabe macht einfach keinen Sinn.“
Für die Anwohner, die an der Zubringerstrecke zum Anschluss FN-West wohnen bleiben noch „viele Fragen offen“. Die Entlastung der Menschen in Fischbach sei marginal, weil nach wie vor der Schwerlastverkehr über die B31-alt geführt werde. „Aber wir werden jetzt monatelang dieser Verkehrsbelastung ausgesetzt und es steht in den Sternen, wann die ganze Strecke überhaupt eröffnet wird“, so Anita Schraff von der Bürgerinitiative.