Dieter Stohr und Werner Giray warten an der Bushaltestelle in der Kornblumenstraße auf den Bus 15 Richtung Innenstadt. Stohr trägt einen Rucksack mit Bahn-Logo auf dem Rücken. „Ich arbeite bei der ZF und habe den DB-Rucksack von einem Freund geschenkt bekommen“, gibt der passionierte Bahnfahrer stolz bekannt. Dieter Stohr pendelt als Arbeitnehmer zwischen Kressbronn und dem ZF-Werk an der Kornblumenstraße und steigt dafür am Stadtbahnhof vom Zug auf den Stadtbus um.
Doch Stohr kennt den Nahverkehr nicht nur aus Pendler-Sicht. Er ist auch Vorsitzender des Fahrgastbeirats im Verkehrsverbund Bodensee-Oberschwaben (Bodo). Der kümmert sich um Beschwerden von Fahrgästen und leitet Hinweise an Bodo weiter. „Ich habe zwar ein Auto, aber fahre grundsätzlich gerne mit Bus und Bahn“, sagt er. So hat er manche Probleme auch selbst erfahren.
Fahrgastbeirat nimmt Hinweise von Fahrgästen auf
Laut Dieter Stohr und Werner Giray gibt es bei den Stadtbussen in Friedrichshafen Verbesserungsbedarf. Giray ist ebenfalls im Fahrgastbeirat. Dem SÜDKURIER liegt der E-Mail-Verkehr zwischen ihm, dem Stadtwerk und dem Verkehrsverbund vor. Werner Giray wohnt seit mehr als 20 Jahren in Ailingen und nutzt den Nahverkehr in Friedrichshafen seit langem. Nach dem Fahrplanwechsel im Januar hat er alle Buslinien auf Herz und Nieren geprüft und sich die Probleme notiert.

„Die Mängel reichen von ausgeschalteten Heizungen im Bus über fehlerhafte Anzeigen am Display im Hafenbahnhof bis hin zu Fahrgästen, die im Alltagsstress kein Ticket lösen können, selbst wenn sie das wollen“, sagt der Ailinger.
Der pensionierte Bahnbeamte berichtet davon, dass er selbst angeboten habe, beim Stadtverkehr ehrenamtlich mitzuhelfen, um auf Mängel hinzuweisen und bei deren Beseitigung zu helfen. Auf dieses Angebot habe er aber keine Antwort erhalten, so Giray.
Größte Baustelle ist die Kommunikation
Die größte Baustelle sehen beide Beiräte bei der Kommunikation mit den Fahrgästen. Giray weist darauf hin, dass Busfahrer Anfang des Jahres keine Informationen hatten, an welchem Bussteig sie am Stadtbahnhof halten müssen. Inzwischen hätten die Stadtwerke diese Informationslücke behoben, sodass die Busfahrer auf den Displays wieder die jeweils korrekte Haltebucht angezeigt bekommen.
Problematisch sei auch, dass die Abfahrtszeiten der Züge auf der großen elektronischen Anzeigetafel am Busbahnhof gänzlich fehlen. Dieter Stohr ergänzt: „Zudem sind die Fahrpläne zwischen Bus und Bahn nicht abgestimmt.“
Auch an den Haltestellen sind Angaben nicht immer korrekt. Anfang Mai war etwa an der Haltestelle Meistershofen die Linie X14 angeschrieben, obwohl diese als Sprinter-Linie gar nicht dort hält.

Neuer Fahrplan mit Vor- und Nachteilen
Geteilte Reaktionen löst beim Fahrgastbeirat der überarbeitete Fahrplan aus, der seit Ende April gilt. Der kommt einerseits mit neuen Expresslinien daher. Andererseits sollten Probleme auf manchen Linien behoben werden, die seit Januar offensichtlich wurden.
„Der werktags durchgehende 30-Minuten-Takt im Stadtverkehr ist erst einmal begrüßenswert“, sagt Werner Giray, der sich durch seine vorherige Arbeit als Bahnbeamter mit der Erstellung von Fahrplänen auskennt. „Außerdem befürworten wir die Zehn-Minuten-Taktung zwischen Ailingen, Wiggenhausen und der Kernstadt.“ Aber er kritisiert, dass die Einführung einer Tempo-20-Zone in der Friedrichstraße im Juni 2023 nicht im Fahrplan berücksichtigt worden sei. Verspätungen seien so vorprogrammiert.
Der neue Fahrplan sorge zudem dafür sorgen, dass die wichtige Haltestelle in der Schwabstraße nur noch von einem Bus, nämlich der Linie 5, angefahren werde. Für ZF-Mitarbeiter bedeutet das einen längeren Arbeitsweg zum Werk in der Ehlersstraße. Und jede neuerliche Fahrplan-Umstellung komme wieder mit Problemen einher, weshalb Giray resümiert: „Mir wäre es lieber, dass es weniger Busse sind, die dafür zuverlässig fahren.“
Das sagt der Betreiber
Für das Stadtwerk am See, das die Stadtbusse betreibt, sind die angesprochenen Kritikpunkte nicht neu, wie Pressesprecher Sebastian Dix mitteilt. „Wir arbeiten diese Punkte gemeinsam mit unserem Dienstleister, dem Regionalverkehr Alb-Bodensee, Schritt für Schritt ab, so weit dies in den gegebenen Rahmenbedingungen möglich ist“, erklärt er auf Nachfrage.
Bezüglich der Reduzierung der Buslinien, die an der Schwabstraße halten, verweist Dix auf die Haltestelle Riedlehof. Dort halten sieben Linien. Von dort aus sei das ZF-Werk an der Ehlersstraße nur circa fünf Gehminuten weiter entfernt als von der Haltestelle Schwabstraße.
Der Fahrgastbeirat ist bei Beschwerden unter fahrgastbeirat@bodo.de erreichbar.