Jade Werkmann hält einen großen Stapel Postkarten in den Händen. „Naturwissenschaftliche Horrorräume am GZG“ steht darauf, mehrere Fotos zeigen den Zustand der besagten Fachräume. Die Schülersprecherin übergibt den Stapel vor dem Rathaus an Bürgermeister Andreas Hein. Stellvertretend für die Schüler des Graf-Zeppelin-Gymnasiums will sie mit Mine Erdem (ebenfalls Schülersprecherin) und Felix Manz (SMV) auf die Missstände aufmerksam machen.

Jade Werkmann übergibt die Postkarten.
Jade Werkmann übergibt die Postkarten. | Bild: Fabiane Wieland

„1000 Postkarten sind es. Meine Mitschülerinnen und Mitschüler haben darauf jeweils einen Wunsch oder eine Forderung an Sie formuliert“, sagt Jade Werkmann dem Bürgermeister. „Wir zählen auf Sie!!!“ oder „Bitte helfen Sie uns, damit wir wieder Spaß im Unterricht haben“ haben Schüler beispielsweise auf der Rückseite notiert. Der Zustand der naturwissenschaftlichen Räume an beiden städtischen Gymnasien ist schon seit vielen Jahren Thema. „Diskutiert wird seit zehn Jahren“, sagt Annietta Huber, „doch wirklich vorangegangen ist nichts.“ Sie ist Elternvertreterin und hat die Postkartenaktion mit initiiert.

1000 Postkarten gingen an die Stadt.
1000 Postkarten gingen an die Stadt. | Bild: Fabiane Wieland

„Schüler haben einfach keine Lobby“, kritisiert Annietta Huber und fragt sich, wie es sein kann, dass in einer Stadt wie Friedrichshafen kein Geld an der Basis investiert wird. Zusammen mit dem Elternbeiratsvorsitzenden und einem Fachlehrer war sie im Mai zu Gesprächen im Rathaus. Insgesamt beschreibt sie die Kommunikation mit der Verwaltung als „schwierig“. Zunächst sei ihnen ein Termin erst im Oktober angeboten worden. „Offenbar sind die Wartezeiten für Bürger bei der Stadt inzwischen länger als für Patienten, die auf einen Facharzttermin warten“, sagt sie. Mit den Postkarten wolle man ein deutliches Signal an die Stadt senden. Dabei werde man es nicht belassen, die Aktion sei nur der Auftakt. „Wenn es Druck braucht, damit etwas passiert, werden wir dafür sorgen.“

Annietta Huber, Elternvertreterin am GZG
Annietta Huber, Elternvertreterin am GZG | Bild: Fabiane Wieland

Nach den Zuständen in den Fachräumen gefragt, sagen Jade Werkmann, Mine Erdem und Felix Manz: „Dreckig, kaputt, alt.“ Gashähne würden nicht funktionieren, Abzüge seien verschmutzt, die Einrichtung beschädigt. Experimente würde höchstens noch von Lehrern demonstriert, teilweise Videos gezeigt. Dabei leben die Naturwissenschaften doch davon, Dinge selbst auszuprobieren. „Weil das in den Räumen im Grunde nicht möglich ist, ist bei mir nie wirklich Spaß für dieses Fach aufgekommen“, erzählt Jade Werkmann. Mine Erdem fühlt sich im Stich gelassen. „Wir sind doch auch die Zukunft dieser Stadt“, sagt sie. Und Felix Manz erläutert: „Überall wird betont, wie wichtig die Bildung ist. Dann kann es doch nicht sein, dass hier so lange nichts vorangeht.“

Schon 2022 hatten sich Eltern beschwert

Eltern hatten sich auch 2022 über nicht betriebssichere Fachräume am Gymnasium geärgert, sich auch damals schon an die Stadt gewandt. Die Verwaltung legte im selben Jahr das „Strategiepapier Campus Innenstadt und Sporthallen“ vor. Die Idee: es soll ein Campus mit gemeinsamer Mensa sowie naturwissenschaftlichen Räumen für Karl-Maybach-Gymnasium und Graf-Zeppelin-Gymnasium entstehen. Dann würden am KMG und GZG die bisherigen Mensen und Fachräume frei zur Nutzung als Schulraum. Die Idee wurde inzwischen verworfen.

Schüler haben auf den Karten Wünsche und Forderungen formuliert. Die Empfänger: die Bürgermeister Andreas Hein und Fabian Müller.
Schüler haben auf den Karten Wünsche und Forderungen formuliert. Die Empfänger: die Bürgermeister Andreas Hein und Fabian Müller. | Bild: Fabiane Wieland

„Es gab zuletzt Gespräche mit der Schulleitung und auch die Elternvertreter waren bei mir“, sagt Andreas Hein, der seit Herbst 2023 als Bürgermeister das zuständige Dezernat III leitet. Wichtig sei, dass es jetzt vorangeht. Man plane eine Lösung im Bestand, die möglichst schrittweise umgesetzt werden soll. Bis Jahresende soll Klarheit über den weiteren Zeitplan herrschen. Man müsse dabei auch den steigenden Schülerzahlen gerecht werden. Die Machbarkeitsprüfung ist für die Sommermonate vorgesehen. Im letzten Quartal 2024 brauchen wir Gewissheit, was machbar ist. Die Fachräume an den jeweiligen Schulen zu belassen, habe auch organisatorische Gründe.

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Wird die Postkartenaktion die gewünschte Wirkung zeigen? „Ich glaube schon“, sagt Jade Werkmann nach dem Termin. Sie gehe davon aus, dass die Bürgermeister sich die individuellen Botschaften durchlesen und zu Herzen nehmen werden. Elternvertreterin Annietta Huber betont: „Wichtig ist, dass ein vernünftiger Unterricht möglich ist.“ Man werde nicht akzeptieren, dass erneut über Jahre diskutiert wird und die Pläne wieder im Sande verlaufen.