Yalçın Bayraktar hätte der erste grüne Bürgermeister in Friedrichshafen werden sollen, noch dazu mit Migrationshintergrund. So zumindest wünschten es sich die Grünen, die das Vorschlagsrecht hatten. Doch die Wahl des Gemeinderats fiel auf den vom Ältestenrat ausgewählten Mitbewerber Andreas Hein. Der ist aktuell Amtsleiter in der Stuttgarter Stadtverwaltung und hat ein CDU-Parteibuch.
Ein Kind der Region
Was zieht den „jungen Kerl“, wie sich der hochgewachsene, schlanke Mann in seiner Vorstellungsrede selbst bezeichnete, nach Friedrichshafen? Er sei „ein Kind der Region“ und wolle zurück an den Bodensee, erklärte Hein. Er wurde 1986 in Ravensburg geboren, machte hier Abitur. Nach der Uni in München (Politik- und Rechtswissenschaft, Neuere und Neueste Geschichte) hängte er ein Lehramtsstudium für Gymnasien an der Uni in Konstanz an, bevor es 2012 in die Landeshauptstadt ging.

Schule kann Andreas Hein
In den Schuldienst zog es ihn nicht, doch Schule kann Andreas Hein. Im ersten Job nach dem Studium wird er Schulentwicklungsplaner. Bereits zwei Jahre später, noch keine 30 Jahre alt, übernimmt er die Leitung des Amtes für Schulen (plus Kultur und Sport) in Winnenden, einer Kreisstadt im Stuttgarter Speckgürtel, etwa halb so groß wie Friedrichshafen. Im Januar 2019 geht es zurück in die Landeshauptstadt, diesmal als Leiter des Schulverwaltungsamts. Hein wird Chef von rund 1000 Mitarbeitern und, wie er sagte, verantwortlich für ein Jahresbudget von rund 400 Millionen Euro.
Nun wird er mit gerade einmal 37 Jahren Dezernent in Friedrichshafen. Damit ist er genauso alt wie sein Amtskollege Fabian Müller. Sein Aufgabenfeld wird frühestens ab August dieses Jahres jedoch deutlich größer sein. Neben Bildung gehören künftig auch Themen wie Betreuung, Soziales, Kultur, Sport, Freizeit und Tourismus zu seinem Beritt. Genau das reize ihn, sagte Andreas Hein vor seiner Wahl.

Mit dieser Entscheidung hadern die Grünen. Ihr Kandidat Yalçın Bayraktar wäre die bessere Wahl gewesen, finden sie. „Schade, dass die anderen Fraktionen die Chance nicht gesehen haben, nicht nur einen fachlich hoch kompetenten Bürgermeister zu bekommen, sondern auch noch einen, der die Stadt, ihre Strukturen und die Menschen bereits kennt und deshalb gute und passgenaue Lösungsansätze parat hat“, teilte die Fraktion nach der Wahl am Dienstagabend in ihrem Newsletter mit. Auch wenn die Entscheidung eine „bittere Niederlage sei“ und nun kein grüner Dezernent ins Rathaus einzieht, wünsche man Andreas Hein einen guten Start ins Amt und baue auf eine gute Zusammenarbeit.