Seit Dienstag sind im Luftraum über Friedrichshafen Flugzeuge der Bundeswehr am Himmel zu sehen. Sie fallen vor allem durch ihre Lautstärke und Größe auf. Ein Bild des Spektakels sorgt in der Facebook-Gruppe „Bodensee-Schnappschüsse“ für Aufruhr und Fragen.
Es erweckt den Anschein, dass sich der Flieger deutlich tiefer als andere Flugzeuge über der Stadt bewegt. „Die sind so niedrig bei uns am Wohnzimmerfenster vorbeigeflogen, dass man die Piloten erkennen konnte!“, schreibt ein Facebook-Nutzer. „War schon kurzzeitig ein komisches Gefühl, wenn so ne Maschine direkt auf einen zufliegt so tief“, meint ein anderes Gruppenmitglied. Was steckt wirklich dahinter?
Das sagen Flughafen und Bundeswehr
Auf Anfrage des SÜDKURIER bestätigt der Bodensee-Airport in Friedrichshafen die Beobachtungen am Himmel. „Vom 10. Oktober bis 12. Oktober findet ein Manöver der Bundeswehr statt“, sagt Sprecherin Jana Hornstein. Dabei sei ein Airbus A400M der Luftwaffe mehrmals in Friedrichshafen gestartet und gelandet. Grund dafür sei die Absetzung von Fallschirmspringern im Raum Oberschwaben.
Das bestätigt auch Oberleutnant Kai Stobbe vom Luftfahrtamt der Bundeswehr. „Im genannten Zeitraum findet eine geplante Fallschirmabsetzung statt.“ Die Maschine A400M ist mehrfach in Friedrichshafen gestartet und nach kurzer Zeit wieder gelandet. „Wenn die Fallschirmspringer mehrmals abspringen, ist das ganz normal“, sagt er. Das häufige Starten und Landen erkläre auch die niedrige Flughöhe und Lautstärke. „Dass es da mal lauter werden kann, ist nichts Ungewöhnliches“, erklärt Stobbe.
Die Szenen am Himmel erinnern an die jährliche Notfallübung des Fallschirmjägerregiments 26, bei der Soldaten über dem Bodensee abspringen. Andreas Hultgren ist Stabs- und Informationsfeldwebel des Regiments. „Wir waren es definitiv nicht“, sagt er. „Ich vermute, es war eine Übung des Ausbildungszentrums Spezielle Operationen in Pfullendorf.“
Ein Sprecher des Ausbildungszentrums in Pfullendorf bestätigt die Vermutung: „Ja, das war jemand von uns.“ Etwa 120 Soldaten seien an der Übung beteiligt, die auf den Ernstfall vorbereiten soll. Um sich mit der Ausrüstung vertraut zu machen und Sprünge zu trainieren, gibt es laut Pressesprecher bis zu zehn solcher Übungen im Jahr. Da der A400M aufgrund seiner Größe nicht für jeden Flughafen geeignet sei, habe der Flieger in Friedrichshafen starten und landen müssen. Die Sprünge selbst haben im Raum Mengen, Landkreis Sigmaringen, stattgefunden.
Warum wurde die Bevölkerung nicht informiert?
Laut Pressesprecher hat das Ausbildungszentrum Pfullendorf die Übung vorschriftsgemäß angemeldet und die betroffenen Städte und Gemeinden informiert. Seitens der Stadt Friedrichshafen heißt es jedoch: „Bei uns ging keine Information zu den Übungsflügen ein.“ Auch das Landratsamt habe von der Übung nicht gewusst. „Wenn wir Informationen zu einer Bundeswehrübung kriegen, geben wir das als Service auch gerne an unsere Bürger weiter“, sagt Pressesprecher Robert Schwarz. „In diesem Fall lag uns keine Information vor.“ In der Vergangenheit habe das Landratsamt auf seiner Website mehrfach über Bundeswehrübungen im Landkreis informiert. Diesen Service soll auch in Zukunft beibehalten werden – wenn die entsprechenden Informationen fließen.