Seit September 2019 leitet Dr. Susan Sadr-Harandi die Sektion Pädiatrische Psychosomatik, die mit dem Mutter-Kind-Zentrum des Klinikums Friedrichshafen vor gut elf Jahren in Betrieb ging. Behandelt werden dort Kinder und Jugendliche mit seelischen Belastungen.
Gerade die jungen Patienten der Sektion seien durch die Pandemie sehr stark und vor allem wegen der fehlenden Struktur betroffen: „Eltern, Freunde, Großeltern, Schule, Vereine – alles, was ihnen Struktur und Halt gab, war plötzlich ganz anders und bei vielen verschob sich der Tag-Nacht-Rhythmus“, schildert Sadr-Harandi.
Depressive Episoden, Essstörungen, Panikattacken, Angstzustände
Die Jugendlichen können die starken Belastungen nicht mehr ausgleichen, haben depressive Episoden, Essstörungen, Panikattacken, Angstzustände. Sie leiden unter der Situation stärker als ihre Altersgenossen und dies verstärkt ihre Grunderkrankung, so die Psychiaterin. Auch wenn die Zahl der Patienten Pandemie-bedingt kleiner war, die stationäre Betreuung der nun mehr multiple Erkrankten sei um ein vielfaches intensiver gewesen.
Aufgrund der Hygienevorgaben konnten nur noch sechs Patienten anstatt zehn behandelt werden, die Mundschutz-Masken erschwerten die Therapien, weil sie viel weniger Mimik erkennen lassen, einige begleitende Angebote fielen weg, Besuche der Patienten waren nicht möglich und führten zu mehr Isolation. „Das war eine sehr bewegende Zeit für uns und unsere Patienten, aber es hat gut geklappt“, sagt Sadr-Harandi.
Das Team der pädiatrischen Psychosomatik, zu dem Kinder-Krankenschwestern, Pädagogen, Ergotherapeuten, Physiotherapeuten, Sozialarbeiterinnen und Psychologen gehören, ist sich einig: „Es wird eine langfristige und gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein, diesen heutigen Jugendlichen zu helfen“.