Zwei Autofahrerinnen, ein Ziel, zwei verschiedene Strecken: Wir haben den Selbstversuch gemacht und sind in den vergangenen Tagen mehrmals zeitgleich auf der neuen und auf der alten Bundesstraße 31 von Fischbach nach Friedrichshafen unterwegs gewesen.

Nachdem es kurz nach der Eröffnung des neuen Streckenabschnitts am Mittwochvormittag bei Schnetzenhausen nur noch stockend voran ging und in den sozialen Netzwerken über Probleme im Feierabendverkehr – besonders an der Anschlussstelle Fischbach – berichtet wurde, wollen wir wissen: Auf welcher Strecke gelangen Autofahrer schneller in die Stadt? Wie viel ist auf den Straßen los? Und wo gibt es Stau?
Die erste Fahrt führt uns morgens früh um 8 Uhr von der Anschlussstelle in Fischbach bis nach Friedrichshafen in die Innenstadt. Unser Ziel ist das Graf-Zeppelin-Haus. Wer ist schneller am Ziel? Fabiane Wieland auf der neuen Strecke? Oder Mona Lippisch auf dem alten B-31-Abschnitt? Am Nachmittag im Berufsverkehr dann der Versuch in die andere Richtung. Die Regeln: Wir halten uns an die zulässigen Höchstgeschwindigkeiten und Verkehrsregeln der jeweiligen Strecke.
So sieht es auf dem neu eröffneten Abschnitt der B 31 aus
5,8 Kilometer ist der inzwischen freigegebene Abschnitt der B 31-neu lang. Rund drei Kilometer kommen von der Anschlussstelle FN-West bis in die Innenstadt hinzu. Beim Start an der Anschlussstelle Fischbach schaltet die Ampel gerade auf Rot. Nach einem kurzen Stopp geht es mit Tempo 120 auf der neuen Strecke in Richtung FN-West. Kaum ein Auto ist unterwegs.
Nach rund drei Minuten auf der Ausbaustrecke ist auch schon die Ausfahrt in Sicht. Die Geschwindigkeit wird auf 100, 80, dann auf 60 auf schließlich 30 Stundenkilometer gedrosselt. Dann heißt es an der Ampel wieder: warten. Weiter geht es über die Hochstraße in Richtung Innenstadt. An der Kreuzung Hochstraße/Albrechtstraße ist an der Ampel noch einmal warten angesagt. Über die Wera- und Friedrichstraße sind es dann noch einige Hundert Meter bis zum Ziel. Fahrzeit heute bei wenig Verkehr: Knapp zehn Minuten. Ist die Kollegin schon da?
Eindrücke von der Strecke auf der alten Bundesstraße
Etwa 6,8 Kilometer sind es von der Anschlussstelle Fischbach bis zum Graf-Zeppelin-Haus. Google verspricht eine Fahrtzeit von etwa elf Minuten. Der Start an von der Anschlussstelle in Richtung Fischbach gelingt ohne Komplikationen. Die Straße ist um kurz nach 8 Uhr fast komplett frei.
Eine Ampel in der Mitte des Ortsteils von Friedrichshafen ist bei der Testfahrt rot. Hier heißt es etwa 25 Sekunden warten.
Dann geht es weiter Richtung Friedrichshafen. Verglichen mit sonstigen Fahrten in die Zeppelinstadt ist an diesem Morgen deutlich weniger auf der Straße los. Auch vor dem Landratsamt Bodenseekreis, wo fast immer einige Autos vor der Ampelanlage warten, ist wenig Verkehr. Circa sechs Minuten später dann der nächste Stopp auf der Strecke: In der Friedrichstraße kurz vor Ziel bleibt die Ampel ein zweites Mal an diesem Morgen etwa 30 Sekunden rot.
Danach geht es ohne Probleme zum Graf-Zeppelin-Haus. Google hat mit seinen Angaben nicht zu viel versprochen: Etwas mehr als zehn Minuten dauert die Fahrt von der Anschlussstelle Fischbach bis zum Ziel. Und wer ist zuerst eingetroffen? An diesem Morgen bin ich etwas schneller unterwegs als Fabiane Wieland, die allerdings nur wenige Sekunden später in die Straße zum Graf-Zeppelin-Haus einbiegt.
Wie sieht es auf dem Rückweg im Berufsverkehr auf der neuen Strecke aus?
Dank grüner Welle in der Stadt und fast leerer Fahrbahn auf der B 31-neu geht es für mich beim Rückweg um 16 Uhr flott voran.
Die Anschlussstelle in Fischbach passiere ich nach knapp 9.30 Minuten. Die Kollegin Mona Lippisch ist auch am Treffpunkt vor dem Airbus-Werk noch nicht in Sicht.
So läuft der Rückweg auf der alten Bundesstraße
Der Start des Rückwegs auf der alten Strecke der B 31 gelingt gut. Vom Graf-Zeppelin-Haus aus geht es zügig über die Friedrichstraße in Richtung Manzell. Der erste Stopp dann an der Ampelanlage beim Landratsamt. Noch fließt der Verkehr.
Auch die Fahrt durch Fischbach verläuft entspannt. Erst am Ende des Teilortes sehe ich rote Rücklichter: Die Autos stehen oder kommen nur langsam voran.
Der stockende Verkehr zieht sich von der Ortsausfahrt bis hin zur Ampelanlage an der Kreuzung der Anschlussstelle Fischbach.
Der letzte knappe Kilometer macht sich in meiner Bilanz bemerkbar: Ich treffe etwa zwei Minuten später als meine Kollegin Fabiane Wieland ein und brauche somit etwa zwölf Minuten.
Dritte Testfahrt und unser Fazit
Wie sieht es für Autofahrer aus, die gar nicht in die Innenstadt wollen, sondern auf der Durchfahrt sind? Dafür machen wir uns morgens erneut auf den Weg. Wir trennen uns wieder an der Anschlussstelle in Fischbach. Treffpunkt: Die Kreuzung, an der die Albrechtstraße (B 31-alt) auf die Hochstraße trifft (Shell-Tankstelle). Wer weiter in Richtung Messe, zum Flughafen oder nach Lindau will, ist ab hier wieder auf der selben Strecke unterwegs.
Wie am ersten Tag auf dem Weg in die Stadt kommen wir auch hier fast zeitgleich an. Lediglich die Ampel an der Kreuzung Albrechtstraße/Hochstraße macht den Unterschied. Die Ampel an der Hochstraße schalten schneller auf Grün. Minimaler Vorsprung damit für die Neubaustrecke.
Nach dem Test ist vor der nächsten Fahrt: Auf welcher Strecke gelangt man nun schneller in der Stadt? Zwei Mal ging es für die Autofahrerin auf der Neubaustrecke schneller voran, ein Mal ging der Punkt an die B 31-alt. Es gibt kein klares Ergebnis. Je nach Tag und Uhrzeit staut es sich mal hier und mal dort. Wer mit mehr Tempo unterwegs sein möchte, kann den Abschnitt der neuen Bundesstraße nutzen. Und wer auf der alten Strecke bleibt? Der hat auch nichts falsch gemacht.