Bei ZF brummt das Geschäft, die Auftragsbücher sind voll. Die Bänder laufen Tag und Nacht durch, sogar am Wochenende. „Zurzeit sind die Kundenabrufe für Nutzfahrzeug-Getriebe, die unter anderem am Standort Friedrichshafen produziert werden, sehr hoch“, teilte ein ZF-Sprecher Anfang Juli auf Anfrage unserer Zeitung mit. Um auch in den Sommermonaten genügend Aushilfen in den Werken zu haben, suchte das Unternehmen sogar auf der anderen Seeseite mit Plakaten nach rund 1100 Ferienarbeitskräften – so viele wie noch nie.

Hohes Produktionsvolumen

Das hohe Produktionsvolumen schlägt sich in der Halbjahresbilanz des Konzerns nieder, die der ZF-Vorstand am Mittwoch vorgestellt hat. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2022 kletterte der Umsatz auf 21,2 Milliarden Euro, fast zwei Milliarden Euro mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Bis Ende 2022 will die ZF erstmals mehr als 40 Milliarden Euro umgesetzt haben. Allerdings steht die Rendite unter dem Druck von stark gestiegenen Preisen für Material, Rohstoffe und Energie.

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Möglichen Gaslieferstopp im Blick

Dazu kommen Beschaffungsprobleme nicht nur bei Halbleitern und ein möglicher Gaslieferstopp im Herbst, der auch ZF am Standort Friedrichshafen vor Herausforderungen stellt. Bereiche wie Guss oder Härterei brauchen in der Produktion viel Gas. „Wir bereiten uns darauf vor“, sagte Vorstandschef Wolf-Henning Scheider bei der Bekanntgabe der Halbjahres-Zahlen. Auf Nachfrage erklärte er, das ZF auch plane, die Heizungen herunter zu fahren und die Temperatur in Werken und Büros im Winter zu drosseln.

Das Forschungs- und Entwicklungszentrum in Friedrichshafen. Hier tüfteln Ingenieure an neuen Lösungen für die Elektromobilität.
Das Forschungs- und Entwicklungszentrum in Friedrichshafen. Hier tüfteln Ingenieure an neuen Lösungen für die Elektromobilität. | Bild: ZF Friedrichshafen AG

Für die anstehenden Herausforderungen sieht sich ZF laut Finanz-Vorstand Konstantin Sauer gut gerüstet. Die Eigenkapitalquote des Konzerns sei innerhalb der letzten sechs Monate um mehr als fünf auf rund 24 Prozent gestiegen. Die Kreditlinie wurde von drei auf 3,5 Milliarden Euro erhöht und zu attraktiven und langfristig planbaren Konditionen gesichert. Gleichzeitig habe ZF den Kreis seiner Kernbanken auf 19 erweitert. Alles Signale, die der Hauptgesellschafter, die Stadt Friedrichshafen, mit Wohlwollen quittieren dürfte. Bei der angepeilten Entwicklung ist am Jahresende unterm Strich mit einem erneut ordentlichen Gewinn zu rechnen, vom den die Stadt 18 Prozent erhält. Für das Geschäftsjahr 2021 zahlt ZF eine Dividende von 111 Millionen Euro an ihren Hauptgesellschafter.

Vereinbarung auf der Zielgeraden

ZF sieht sich laut Wolf Hennig Scheider mittendrin in der Transformation, die sich auf drei Kernfelder konzentriert: Elektromobilität, autonomes Fahren und Software-Entwicklung. Friedrichshafen sei in diesem Kontext „nie ein kritischer Standort gewesen“, so Scheider. Auf die Frage, wann die Zielbild-Vereinbarung mit Betriebsrat und Gewerkschaft für den Hauptsitz steht, sagte er, dass man „bis zum Ende dieses Jahres“ mit allen Standorten in Deutschland durch sein wolle. Bisher habe man über den Tarifvertrag Transformation gute Lösungen gefunden, zuletzt für den Standort Saarbrücken.

Präsentation der Stärke auf der IAA

Was ZF an neuen Produkten auf den Markt bringt, zeigt der Konzern vom 20. bis 25. September auf der Messe IAA Transportation in Hannover. Hier präsentiere sich ZF zum ersten Mal nach der Integration von Wabco als weltweit größter Lieferant für Nutzfahrzeuge.

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