Banner, Flaggen, Trillerpfeifen: Am Dienstagmorgen setzten sich an den ZF-Werken im Stadtgebiet gleich mehrere Protestmärsche in Bewegung. Gemeinsam zogen die Mitarbeiter zunächst zum ZF Forum und anschließend zur Abschlusskundgebung vor das Rathaus. So mancher Autofahrer musste sich da gedulden, mehrere Straßen waren für die Demonstrationen gesperrt.

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Die Beschäftigten protestierten gemeinsam gegen den geplanten Stellenabbau. Der Konzern hatte Ende Juli angekündigt, in den kommenden vier Jahren bis zu 14.000 Stellen in Deutschland zu streichen. Aktuell sind an den 35 ZF-Standorten in Deutschland rund 54.000 Menschen beschäftigt.

Achim Dietrich (links), Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats.
Achim Dietrich (links), Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats. | Bild: Wieland, Fabiane

Der massive Stellenabbau ist für Arbeitnehmervertretung und Gewerkschaft inakzeptabel. Der Betriebsrat wirft den Vorständen gravierende Managementfehler vor. Diese dürften nicht auf Kosten der Belegschaft gehen. Achim Dietrich, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats, rief der Menge vor dem ZF Forum zu: „Wir erleben einen Frontalangriff auf die Beschäftigten in Deutschland und auf alle Prinzipien, für die ZF steht.“ Die Kundgebungen am Dienstag sollen daher nur den Auftakt für massive Proteste bilden.

ZF-Mitarbeiter demonstrieren in Friedrichshafen Video: Wieland, Fabiane

Angesichts der Transformation bewege sich die Branche in einem schwierigen Umfeld, so der Betriebsratschef. Viele Probleme seien aber hausgemacht – durch verfehlte Ankäufe, Investitionsstopps oder eine falsche Preispolitik. Die Belegschaft in Deutschland solle nun bezahlen. „Das werden wir nicht hinnehmen“, so Dietrich, „wir sind nicht das Problem von ZF, wir sind das Rückgrat des Konzerns.“

ZF-Mitarbeiter gehen in Friedrichshafen auf die Straße.
ZF-Mitarbeiter gehen in Friedrichshafen auf die Straße. | Bild: Wieland, Fabiane

Massive Kritik übte er auch an der Beratungsfirma McKinsey. Diese setze auf die immer gleichen Ideen. Arbeitnehmervertretung und Gewerkschaft fordern vom Vorstand, auf die Ideen und Fähigkeiten der eigenen Beschäftigten und Führungskräfte zu setzen und Beratern wie McKinsey zu kündigen. „McKinsey go home“, forderte Achim Dietrich vor dem ZF Forum. Es brauche jetzt Druck, machte er zudem deutlich.

Das sagen Konzern und OB

Helene Sommer, IG Metall
Helene Sommer, IG Metall | Bild: Wieland, Fabiane

Helene Sommer, 1. Bevollmächtigte der IG Metall und Unternehmensbeauftragte für den Konzern, betonte: „Ja, die wirtschaftliche Situation ist schwierig. Wir sind nicht die ewig Gestrigen, die das nicht erkannt haben. Wir wollen, dass das Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich ist.“ Doch ZF reagiere mit den falschen Antworten auf die Probleme, so ihr Vorwurf. „Wir erwarten von der Unternehmensleitung, dass ZF nicht kaputtgespart, sondern dass den Fehlern der Vergangenheit mit einem nachhaltigen Konzept begegnet wird – mit einem Masterplan für die nächsten zehn Jahre“, sagte Sommer.

Betriebsrat Franz-Josef Müller bei der Kundgebung vor dem Rathaus.
Betriebsrat Franz-Josef Müller bei der Kundgebung vor dem Rathaus. | Bild: Wieland, Fabiane

Wenn deutsche Standorte keine Zukunft haben, müssten die Verantwortlichen mit Widerstand rechnen, machte auch Betriebsrat Franz-Josef Müller deutlich. Und Azubi-Vertreter Tim Eppler erklärte für die Nachwuchskräfte des Unternehmens: „Wir stehen erst am Anfang unserer Laufbahn. Wir brauchen Sicherheit und eine Perspektive.“

Tim Eppler spricht für die Azubis und Studierenden des Konzerns.
Tim Eppler spricht für die Azubis und Studierenden des Konzerns. | Bild: Wieland, Fabiane

Nicht nur in Friedrichshafen protestierten die ZF-Beschäftigten am Dienstag gegen die Pläne des Vorstands, an insgesamt 26 deutschen Standorten fanden verschiedene Aktionen mit mehreren tausend Beschäftigten statt. Während Betriebsrat und Gewerkschaft von rund 4000 Teilnehmern am Konzernsitz in Friedrichshafen sprechen, geht das Unternehmen von weit weniger Demonstranten aus.

Proteste Richtung Innenstadt Video: Wieland, Fabiane

Für Helene Sommer, IG Metall, war der Aktionstag „ein großer Erfolg“. Mit der breiten Unterstützung hätten die Kolleginnen und Kollegen an allen Standorten ein starkes Zeichen gegen den Stellenabbau gesetzt.

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