Zwei große Projekte standen 2021 in Hagnau im Mittelpunkt, die Bürgermeister Volker Frede bereits seit längerem verfolgt. „Das Gewerbegebiet Langbrühl-Ost ist jetzt endlich erschlossen. Im April gab es den Spatenstich, im Oktober waren wir fertig.“ Leider habe man wegen Corona beides nicht im großen Stil feiern können. „Diese 1,6 Hektar sind für unsere Handwerker und Gewerbetreibenden absolut nötig. Wir haben mehr Anfragen als Fläche zur Verfügung; deshalb stehen wir noch in Verhandlungen.“ Es sei die letzte Fläche zur Erweiterung oder Ansiedlung von Gewerbe in Hagnau. „Für mich war das deshalb im Jahr 2021 das wichtigste Projekt, das nun abgeschlossen werden konnte“, zieht Volker Frede Bilanz.
Geplante Umgestaltung von Hafen und Ufer beschäftigte die Bürger
Das mag auf den ersten Blick erstaunen; denn das zweite Großprojekt „Auf zum neuen Ufer“ hat mehr Zeit gekostet. Der Bürgermeister sagt: „Wenn ich zurückblicke, dann war 2021 für mich das Jahr der Beteiligung. Denn an unserem Hafen- und Uferprojekt waren von Beginn an Hunderte von Bürgerinnen und Bürgern beteiligt.“ Das habe auch an der Spurgruppe gelegen, in der Bürger den Prozess hin zur Umgestaltung von Hafen und Ufer mit begleiten konnten. Im ersten Halbjahr 2021 habe es viele Veranstaltungen gegeben, aufgrund der Corona-Situation meist digital. „Die Veranstaltungen waren gut besucht, aber auch nachher im Netz war die Mitarbeit rege“, ist Frede zufrieden. Die vielen Rückmeldungen der Bürger hätten den Planern sehr geholfen. „Der Prozess hat bei allen Beteiligten für sehr viel Projektwissen gesorgt, auch um mögliche Schwierigkeiten. Dadurch konnten wir im Sommer, als sich die Bürgerinitiative gründete, auf dieses Wissen aufbauen; viele wussten schon gut Bescheid und hatten bereits eine Meinung.“

Votum des Bürgerentscheids stärkt Gemeinderat bei weiterer Umsetzung
Beim Bürgerentscheid am 24. Oktober gaben gut 66 Prozent der Hagnauer ihre Stimme ab, gut 70 Prozent von ihnen stimmten für die geplanten Baumaßnahmen. Im Rückblick sagt der Bürgermeister: „Im Ergebnis sind wir froh, dass es uns gelungen ist, die große Mehrheit zu überzeugen. Für das weitere Vorgehen ist dieses Votum sehr gut – und die hohe Wahlbeteiligung stärkt auch den Gemeinderat und mich bei der weiteren Umsetzung. Dabei war mir immer wichtig, dass wir fair miteinander umgehen und uns nach der Entscheidung wieder ganz normal begegnen können.“
Prozess bis zum Bürgerentscheid kostet Zeit und Geld
Letztlich habe der Prozess bis zum Bürgerentscheid viel Zeit und Geld gekostet. „Der ganze Ablauf war aufreibend, zumal wir damit in diesem Jahr neben Landtags- und Bundestagswahl eine dritte Wahl durchführen mussten. Das hat unsere kleine Verwaltung sehr an ihre Grenzen gebracht.“ Der Zeitplan zur Umsetzung der Baumaßnahmen sei durch den Bürgerentscheid um mindestens ein Jahr verschoben worden. „Wir sind ja vom Wasserstand abhängig. In diesem Jahr wäre es gegangen. Die finanzielle Seite lässt sich nicht genau beziffern. Zum einen hat der Entscheid mit allen Informationen vorher viel Geld gekostet; zum anderen wissen wir nicht, wie sich die Verzögerung auf die Preise auswirkt.“

Baustart am Hafen könnte im Winter 22/23 sein
Jetzt würden alle Verträge geschlossen und Verhandlungen zu Zuschüssen müssten teilweise neu geführt werden. „Wenn alles gut geht und der Wasserstand mitspielt, können wir im Winter 2022/23 am Hafen loslegen.“ Das Ufergelände komme dann ein Jahr später dran. Bis dahin soll es weiterhin Bürgerbeteiligung geben. „Die genaue Planung des Servicegebäudes steht noch aus. Da wollen wir bis zum Sommer alle Beschlüsse haben.“
Im November noch 2000 Übernachtungen
Erfreut ist Volker Frede, dass die Einbrüche im Tourismus auch 2021 geringer waren als befürchtet. „Das Reisen war während der Saison größtenteils möglich. Immerhin hatten wir rund 177.000 Übernachtungen. Dabei ist die Aufenthaltsdauer gestiegen, was darauf hindeutet, dass viele ihren Jahresurlaub bei uns verbracht haben.“ Selbst im November habe die Gemeinde noch mehr als 2000 Übernachtungen gezählt. Auch die Zahl der Tagesgäste sei gestiegen und höher gewesen als vor Corona.“
Fünfter Seelauf soll am 24. Juni 2022 starten
Zum Teil lag das wohl an den Veranstaltungen, die Hagnau angeboten hatte, angepasst an die Corona-Situation. „Wir hatten eine Bühne im Freien mit fünf klassischen Konzerten, hatten im Juli eine Vernissage ‚Blaue Metamorphosen‘ mit Margit Vischer-King und Ende Oktober sogar die ‚Hagnauer Klassik‘.“ Frede hofft, im neuen Jahr wieder deutlich mehr Angebote machen zu können. Zum Beispiel plane man am 24. Juni die fünfte Auflage des Hagnauer Seelaufs.
Kanalisation muss dringend saniert werden
Vor einigen Wochen kam ein Großprojekt auf die Agenda, das sich über vermutlich sieben Jahre hinziehen wird: Die Kanalisation ist marode und muss dringend saniert werden. „Da ist seit Ende der 90er Jahre wenig passiert.“ Dies habe jedoch keine finanziellen Auswirkungen auf andere Projekte, denn der Eigenbetrieb Abwasser habe einen eigenen Haushalt, erklärt Frede. Jedoch beschäftige die Sanierung die Verwaltung zusätzlich. „Wir gehen eigentlich davon aus, dass wir mit ‚Auf zum neuen Ufer!‘ voll ausgelastet sind. Corona bindet zusätzlich Kräfte. Einen Mangel an Arbeit werden wir ganz sicher nicht haben.“

Keine Probleme durch Impfgegner in der Gemeinde
Im Zusammenhang mit Corona hat Volker Frede keine Probleme durch Impfgegner in der Gemeinde. Er sagt: „Es gibt zwar Menschen mit deutlich ablehnender Haltung, aber keine radikalen Äußerungen oder gar Handlungen. Als Gemeinde fahren wir einen strikten Kurs mit frühen Tests auch im Kinderhaus. Wir sagen auch ganz klar: Impfen ist wichtig! Dazu bieten wir im Verwaltungsverband in Meersburg auch immer wieder Termine an.“
Noch keine „echten Fortschritte“ zur Weiterführung der B 31-neu
Auch das Thema Verkehr wird die Gemeinde Hagnau im neuen Jahr weiter beschäftigen – allerdings nicht an der Stelle, an der Volker Frede sich dies besonders wünscht: Zur Trassenführung der Bundesstraße 31-neu gebe es nicht viel Neues, die Prüfung durch den Bund habe viel Zeit gebracht. Frede kritisiert: „Jedes Jahr ohne echte Fortschritte bedeuten ein Jahr mehr Belastung für Menschen und Region, das ärgert mich.“ Hingegen hätten Fahrradstraße und Fußgängerzone sich überwiegend bewährt, sagt der Bürgermeister. Sie hätten aber auch zu Verlagerungen des Verkehrs geführt, und daran wolle die Gemeinde 2022 weiter arbeiten, „gerade auch im Zusammenhang mit ‚Auf zum neuen Ufer!‘“, wie Frede sagt.
Rückblick auf den Beteiligungsprozess zur Neugestaltung von Hafen und Ufer
- Oktober 2020: Eine Spurgruppe aus Hagnauer Bürgern wird eingerichtet, die zusammen mit der Firma Translake den Prozess begleitet.
- Dezember 2020/Januar 2021: Ein Rundgang mit sieben Infotafeln wird aufgebaut; mithilfe von Fragebögen können sich die Hagnauer beteiligen.
- 23./27. Januar: In Vertiefungsworkshops mit je rund 70 Teilnehmenden werden Ideen und Wünsche gesammelt.
- 3. März: Bei einer Infoveranstaltung stehen die Leitlinien im Mittelpunkt, die die Planer aus den Ideen der Bürger gezogen haben.
- 16. März: Der Gemeinderat entscheidet über die Leitlinien.
- 19. April: Der Entwurf des Westhafens wird bei einer Infoveranstaltung präsentiert.
- 5. Mai: Bei einer Infoveranstaltung werden die Skizzen zum Landbereich vorgestellt.
- 22. Juni: Bei einer Diskussion im Gemeinderat kommt ein angekündigtes Bürgerbegehren zur Sprache. Der Planungsprozess wird unterbrochen.
- 9./11. August: Bürgermeister Volker Frede und die Planer laden zu Infospaziergängen ein.
- 1. Oktober: Zum Bürgerentscheid wird eine Infoveranstaltung im Gwandhaus angeboten.
- 24. Oktober: 66,48 Prozent der Hagnauer geben ihre Stimme beim Bürgerentscheid ab. 71,36 Prozent der Wähler stimmen für die Maßnahmen an Hafen und Ufer.